Zur Sünde verführt: Roman (German Edition)
aus.
Offenbar war ihr ihr Elend deutlich anzusehen, denn als er sie ansah, fragte er besorgt: »Hast du wieder Krämpfe, Schatz?«
Seine sanfte Stimme und seine besorgte Miene ließen sie aufatmen. Er würde ihr nicht wehtun, rief sie sich erleichtert in Erinnerung. Das hatte er ihr ein ums andere Mal erklärt. »Nein, alles okay. Ich habe nur daran gedacht, dass ich nächste Woche wieder in die Schule muss.«
Doch obwohl auch in den nächsten Tagen alles friedlich und harmonisch zwischen ihnen war, legte sich ihre Sorge nicht.
Bis etwas geschah, das ihre finanzielle Zukunft deutlich rosiger aussehen ließ. Selbst wenn es gleichzeitig schockierend für sie war.
Eines Nachmittags, während Deke über das Festnetz mit einem seiner Untergebenen sprach, klingelte ihr eigenes Telefon, und sie hievte sich von der Couch und ging an den Apparat.
Deke beendete als Erster sein Gespräch und stand neben
ihrem Stuhl, als sie den Hörer wieder auf die Gabel sinken ließ. Während mehrerer Sekunden starrte sie einfach vor sich hin.
»Nichts Schlimmes, hoffe ich«, fragte er schließlich sanft.
Sie schüttelte ihre verstörenden Gedanken ab und ergriff geistesabwesend seine ausgestreckte Hand. »Nein. Nichts Schlimmes. Eher das Gegenteil.« Dann hing sie abermals ihren Gedanken nach.
»Laney.« Lachend schüttelte er ihre Hand, wie um sie zu wecken, und sah sie wieder fragend an. »Muss ich dir jetzt jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen?«
»Oh, tut mir leid. Das war eine Immobilienmaklerin aus Tulsa. Ich hatte sie gebeten, einen Käufer für das Haus meiner Mutter zu finden, als ich von dort weggezogen bin. Ich habe ihr gesagt, dass der Verkauf nicht eilig ist. Das Haus ist nämlich noch vollständig möbliert. Aber jetzt hat sie sich gemeldet, weil ein Ehepaar sich das Haus mehrmals angesehen hat und es jetzt kaufen will.«
»Das ist eine gute Nachricht.«
»Ja.« Sie versuchte, ebenfalls zu lächeln, doch es gelang ihr nicht.
»Komm her.« Er zog sie wieder auf die Couch. »Wo ist das Problem?«
Wütend auf sich selbst wandte sie sich ab. »Es ist total lächerlich. Natürlich wollte ich das Haus verkaufen, aber …«
»Ist deine Mutter tot, Laney?«
»Ja.« Ihr Kopf peitschte herum, und sie starrte ihn
mit großen Augen an. »Das hast du bereits gewusst, nicht wahr?«
»Ich bin davon ausgegangen, denn du hast schließlich erzählt, dass du keine Familie hast. Aber du hast nie von ihr gesprochen.«
»Nein? Das ist seltsam«, stellte sie mit rauer Stimme fest.
Er bedachte sie mit einem nachdenklichen Blick. »Wann ist sie gestorben?«
»Vor fast zwei Jahren.«
»Wie?«
Mit einer zitternden Hand schob sie sich das Haar aus dem Gesicht. »Wir dachten, sie hätte ein gutartiges Geschwür. Doch dann stellte sich heraus, dass es etwas … anderes war.« Flatternd hob sie ihre Hand an ihren Hals. »Sie starb nur ein paar Wochen nach der Operation.«
Er drückte ihre Hand. »Du brauchst das Haus nicht zu verkaufen, wenn du es lieber behalten willst. Wenn du möchtest, rufe ich die Maklerin zurück und sage, dass sie den Verkauf verschieben soll, bis du dich dabei besser fühlst. Soll ich?«
Am liebsten hätte sie spontan genickt. Schließlich aber siegte die Vernunft. Falls Deke versuchen sollte, ihr das Sorgerecht für ihr Kind streitig zu machen, bräuchte sie das Geld aus dem Verkauf. »Nein, nein«, erklärte sie deshalb. »Ich werde sowieso nie mehr dort leben. Deshalb ist es das Beste zu verkaufen. Die Maklerin hat mich am Samstag in ihr Büro bestellt.«
»Dann fahre ich dich hin.«
»Ich kann auch selber fahren.«
»Ich fahre dich hin.«
Sie hielten vor dem Haus, in dem sie aufgewachsen war, und Laney stellte fest: »Die Hecke müsste mal wieder gestutzt werden.« Das Grundstück lag in einem der älteren Stadtteile von Tulsa, und zum ersten Mal nahm sie die Risse im Asphalt der Straße und die Löcher in den Bürgersteigen wahr.
Ihre Nerven waren zum Zerreißen angespannt, und der Anblick ihres einstigen Zuhauses war beinahe mehr, als sie ertrug. Deke hatte darauf bestanden, sie zu fahren, aber jetzt wünschte sie, dass sie allein gekommen wäre, denn sie wollte nicht, dass irgendjemand sah, wie aufgewühlt sie war.
»Die Maklerin hat doch gesagt, die Käufer hätten bereits jemanden engagiert, der den Garten auf Vordermann bringen soll.« Deke blickte durch die Windschutzscheibe auf das Haus.
»Ja. Sie können es anscheinend kaum erwarten einzuziehen.«
»Was man ihnen nicht verdenken
Weitere Kostenlose Bücher