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Zur Sünde verführt: Roman (German Edition)

Zur Sünde verführt: Roman (German Edition)

Titel: Zur Sünde verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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interessiert. Also, was war deine Mutter für ein Mensch?«
    »Sie war ungefähr so groß wie ich. Hatte braune Haare, blaue Augen …«
    »Ich will nicht wissen, wie sie ausgesehen hat, sondern was für eine Persönlichkeit sie hatte.«
    »Was für eine Persönlichkeit?« Weshalb lief er ihr ständig hinterher und feuerte unablässig irgendwelche Fragen auf sie ab?
    »War sie eher der unbeschwerte Typ? Oder eher melancholisch, streng, frivol oder intellektuell? Was war sie für ein Mensch?«
    »Sie war meine Mutter!«, brüllte sie ihn an. »Das war alles, eine Mutter, weiter nichts.«
    »Und du hast sie geliebt.«
    »Ja!«
    »Und sie hat dich auch geliebt.«
    Sie erstarrte und umklammerte die Rücklehne von einem Sessel, dessen Sitzkissen stark durchgesessen war. »Ja«, stieß sie mit rauer Stimme aus. »Natürlich hat sie mich geliebt. Ich war ihr kleines Mädchen.«
    Ihre weißen Knöchel und die angespannte Miene machten deutlich, dass er sie bedrängte, doch wenn er sie jetzt in Ruhe ließe, hielte die Tragödie, die mit diesem unglücklichen Haus verbunden war, sie auch weiterhin in ihrem Bann. »Was ist mit deinem Vater passiert?«
    »Ich habe doch gesagt, dass er gestorben ist.«
    »Wann? Woran?«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Deine Mutter hat ihn ja bestimmt von Zeit zu Zeit erwähnt und dir von ihm erzählt. Sie hat nie wieder
geheiratet. Sie muss deinen Vater sehr geliebt haben, wenn sie über all die Zeit an der Erinnerung an diesen Menschen festgehalten hat.«
    Sie versuchte, ihre Lippen zu befeuchten, was mit ihrer trockenen Zunge jedoch alles andere als einfach war. »Sie … sie hat nicht oft von ihm gesprochen.«
    »Findest du das normal? Warum, glaubst du, dass sie kaum von ihm gesprochen hat?«
    Sie stieß sich von dem Sessel auf, stürmte durch den Raum ans Fenster und klammerte sich schlaff an den Gardinen fest. »Woher soll ich das wissen?«
    »Du weißt es, Laney. Sag mir, warum deine Mutter nicht von ihm gesprochen hat.«
    »Das ist alles furchtbar lange her. Was spielt das noch für eine Rolle?«
    »Es ist wichtig. Also sag es mir.«
    Sie wirbelte wieder zu ihm herum und sah ihn aus glasigen Augen an. »Sie hat nicht von ihm gesprochen, weil sie ihn verabscheut hat. Sie hat ihn gehasst. Er hat sie nur aus Pflichtgefühl geheiratet, nachdem sie von ihm schwanger war, aber sobald ich auf der Welt war, hat er sie verlassen. Hat sich einfach aus dem Staub gemacht, und sie hat ihn nie wiedergesehen. Ich habe ihn nie kennengelernt. Also, sind Sie jetzt zufrieden, Herr Rechtsanwalt?«
    Ihr Haar fiel wirr um ihr Gesicht, und sie ballte die Fäuste und atmete mühsam ein und aus.
    »Das tut mir leid, Laney. Das muss schrecklich für dich und deine Mutter gewesen sein.«
    »Fahr zur Hölle«, fauchte sie ihn an, kehrte ihm
wieder den Rücken zu und zog die Vorhänge auf. Durch die anbrechende Dunkelheit wurde die morbide Atmosphäre in dem Haus noch zusätzlich verstärkt. »Jetzt weißt du, was du wissen wolltest. Also lass mich endlich in Ruhe, ja?«
    Doch das konnte er nicht. Weil er dafür zu weit gekommen war. Sie hatten Fortschritte gemacht, den wahren Grund für ihre Aufregung aber noch nicht erreicht. Er hasste sich dafür, dass er so gründlich war, allerdings hatte er keine andere Wahl. »Dann hat also deine Mutter, weil sie sonst niemanden hatte, all ihre Liebe dir geschenkt. Hat dich damit richtiggehend überhäuft.«
    »Ja.«
    »Du warst ihr Augapfel.«
    »Ja!«
    »Sie hat dir ein ums andere Mal erzählt, wie sehr sie dich liebt.«
    »Ja!!!«
    »Hat dir demonstriert, wie wunderbar es ist, zu lieben und geliebt zu werden, richtig? Hat dich täglich in den Arm genommen, dich gestreichelt und geküsst.«
    »Ja, ja, ja.« Abermals fuhr sie zu ihm herum.
    »Du lügst, Laney.«
    Sie atmete geräuschvoll ein. »Nein, nein, ich lüge nicht.«
    »Ich denke, dass deine Mutter vollkommen verbittert war, nachdem dein Vater sie verlassen hat. Ich denke, statt dich mit Liebe zu überschütten, hat sie dich für ihr Elend verantwortlich gemacht.« Er trat entschlossen auf
sie zu und fuhr mit ruhiger Stimme fort: »Ich denke, sie hat dir die Schuld daran gegeben, dass die gerade erst begonnene Beziehung zwischen ihr und deinem Vater in die Brüche ging.«
    »Hör auf.« Schluchzend hielt sie sich die Ohren zu.
    Wie die Schläge eines Hammers an den Kopf von einem Nagel passte er das Tempo seiner Schritte an die nächsten Worte an. »Ich denke, du hast sie geliebt, weil sie deine Mama war. Du

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