Zurueck auf der Jacht des Millionaers
allzu langer Zeit hatte er Linda noch der Wirtschaftsspionage verdächtigt und damit gründlich falschgelegen. Und doch, auch wenn Linda nicht der Spion war, irgendjemand gab vertrauliche Informationen an die verdammten Jefferies-Brüder weiter. Im vorigen Monat war ein Artikel über das „Garrison Grand“ offenbar im letzten Moment gestoppt worden. Die wichtigste Zeitschrift der Branche hatte sein Hotel empfehlen wollen. Aber wie es der – äußerst seltsame – Zufall wollte, hatte das Magazin stattdessen über das „Hotel Victoria“ berichtet, das die Jefferies bald eröffnen würden.
Parker hatte Ace Martin damit beauftragt, den Verräter aufzuspüren. Schon seit Jahren arbeitete Ace als Privatdetektiv für die Familie, ihm konnten sie vertrauen. Allerdings hatten die Nachforschungen bisher nicht viel ergeben. Ein besonderes Ereignis war dazwischengekommen: Stephens jüngere Schwester hatte sich gerade mit Emilio Jefferies verlobt.
„Möchtest du etwas trinken?“, fragte er Linda.
„Nein, danke. Parker müsste jeden Moment kommen.“
Er schenkte sich ein Glas Wasser ein. Seit er mit ansehen musste, wie seine Mutter sich langsam, aber sicher zu Tode trank, verzichtete er auf alkoholische Getränke.
„Jedenfalls bin ich froh, dass du Megan engagiert hast“, wiederholte Linda. „Auf diese Weise konnte ich mich bei ihr revanchieren.“
„Ich bin sicher, dass sie dir sehr dankbar ist“, erwiderte er.
Offenbar entging ihr sein ironischer Unterton. „Hm. Und ich konnte sie dazu überreden, das niedliche kleine Haus in Coral Gables zu übernehmen, wo ich vorher gewohnt habe.“
Er wandte ihr den Rücken zu, damit sie sein zufriedenes Lächeln nicht sah. „Was du nicht sagst.“
In diesem Moment betrat Parker das Büro. Stephen drehte sich um und beobachtete, wie sein Bruder neben seiner Frau stehen blieb und sie glücklich ansah.
„Prima. Du bist nicht so spät dran, wie ich gefürchtet hatte“, sagte Linda zur Begrüßung.
Parker gab ihr einen kurzen Kuss.
„Heb dir das für das Dessert auf“, meinte Stephen belustigt.
Die Bemerkung quittierte Parker mit einem Lächeln, Linda errötete verlegen.
Amüsiert hob Stephen sein Wasserglas. „Genießt euer Dinner.“
Dank Linda hatte er jetzt Wichtigeres zu tun, als sich mit seinem Bruder und dessen Eheglück zu beschäftigen. Als Nächstes würde er in der Personalabteilung der „Garrison Incorporated“ anrufen und sich nach der alten Adresse seiner Schwägerin erkundigen.
4. KAPITEL
Leise vor sich hin summend, suchte Stephen die Hausnummer. Sobald er das bescheidene kleine Häuschen in Coral Gables entdeckt hatte, fuhr er an den Straßenrand und parkte sein Aston Martin Cabrio. Während er auf die gepflegte Rasenfläche vor dem Haus zuging, ließ er den Blick über die Fassade des Gebäudes schweifen. Nichts deutete an, ob jemand zu Hause war oder nicht.
Das Haus war weiß gestrichen, die hellblauen Fensterläden bildeten einen lebendigen Kontrast zu den Außenwänden. Die Blumenkästen quollen regelrecht über von bunten Blüten. Insgesamt wirkte es wie ein gemütliches, fröhliches Zuhause, in dem man sich wohlfühlen konnte.
Stephen nahm die Sonnenbrille ab, schob sie in die Brusttasche seines Hemds und drückte entschlossen auf die Klingel.
Es war später Samstagnachmittag, die Temperaturen hielten sich zwischen fünfundzwanzig und achtundzwanzig Grad.
Megan könnte überall sein, dachte er. Vielleicht war sie einkaufen gegangen oder bei Freunden. Wenn sie nicht zu Hause war, würde er es ein anderes Mal versuchen.
Er klingelte wieder.
Wenn er sie angerufen und um eine Verabredung gebeten hätte, wäre sie nicht darauf eingegangen, da war er sicher.
Seine Einladung zum Abendessen hatte sie bereits ausgeschlagen. Nach kurzem Überlegen hatte er beschlossen, einfach unangemeldet vor Megans Haustür aufzutauchen. Den Überraschungseffekt hatte er in jedem Fall auf seiner Seite. Außerdem hatte Stephen sich vorgenommen, seine Hilfe anzubieten, falls Megan mit dem Umzug noch nicht fertig war. Wenn sie mehr Zeit miteinander verbrachten, gelang es ihm womöglich doch, sie zum Dinner auszuführen.
Abgesehen davon brannte er regelrecht darauf, zu erfahren, was Megan vor ihm geheim hielt. Neulich war sie mitten im Satz verstummt und hatte ihn erschrocken angesehen. In ihren Augen hatte sich fast Entsetzen gespiegelt, und das musste etwas bedeuten. Wahrscheinlich hatte sie ihm beinah etwas erzählt, das sie vor ihm verbergen wollte.
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