Zurueck Aus Afrika
erfahre, ein gesundes Mädchen. Lketingas Frau dagegen hatte die zweite Fehlgeburt und muss wegen der daraus folgenden Komplikationen demnächst in ein Spital gehen. Lketinga ist traurig, dass sie immer wieder ihre Kinder verlieren. Bis jetzt überlebte nur das erstgeborene Mädchen.
Ein weiteres Mal schreibt James einen langen Brief, in dem meine Schwiegermama einen Abschnitt für mich diktierte:
Gogo von Napirai ist nun sehr alt, aber sie verspricht, den Rest ihres Lebens für dich und Napirai zu beten. Ich will nicht vergessen, was du, Corinne, für mich getan hast. Du hast dich immer um mich gesorgt, das Feuerholz für mich geholt, das Wasser für mich geschöpft, das Essen für mich gekocht, die Kleider für mich gewaschen und vieles, vieles mehr. Ich werde dich immer tief in meinem Herzen haben.
Zehn Jahre, nachdem ich sie zum letzten Mal gesehen habe, bewegen mich solche Worte auch heute noch tief und ich spüre, dass wir nach wie vor miteinander verbunden sind. Ich erinnere mich an unsere erste Begegnung in Barsaloi und sehe, wie Mama in die Manyatta kriecht, um mich und Lketinga streng und düster zu mustern. Erst nach langen Minuten streckte sie mir damals ihre dunkle Hand entgegen und sagte lachend und für mich erlösend: »Jambo.« Auch wenn ich alles Weitere aus ihrem Wortschwall nicht mehr verstand, spürte ich doch ihr Einverständnis und empfand ihr gegenüber sogleich tiefe Sympathie.
Ja, und heute lesen Millionen Menschen unsere Geschichte und ich bin glücklich und stolz, dass ich ihnen damit Freude und Mut schenken kann.
Im Mai 2001 verbringe ich ein paar Tage in München, um das Drehbuch zu besprechen, das die Grundlage für einen Kinofilm über mein Leben in Kenia sein soll. Die Verhandlungen und Gespräche über diesen Film ziehen sich nun schon lange hin. Zum einen geht es der gesamten Filmbranche seit einiger Zeit nicht besonders gut, zum anderen stellen sich immer wieder Schwierigkeiten bei der Regie und vor allem bei der Besetzung der beiden Hauptfiguren, Lketinga und mir, ein. Für mich ist es manchmal nicht einfach, ja zuweilen fast ein Schock, im Drehbuch Szenen zu lesen, die nicht meinem Buch und den eigenen Erlebnissen in Kenia entsprechen. Die Dramaturgie eines Films folgt offensichtlich anderen Gesetzen als die eines Buches und auch in Zukunft wird es noch viel Arbeit und Gespräche geben, um allen an der Geschichte Beteiligten einigermaßen gerecht zu werden. Ich kann nur hoffen, dass, wenn ein Teil meines Lebens eines Tages auf der Kinoleinwand erscheint, Napirai und ich stolz sein können. Schließlich müssen sie und ich damit leben. Doch bin ich voller Zuversicht, dass es gelingen wird, einen schönen, authentischen Film zu drehen. Wir sind gespannt auf diesen Moment. Mit Sicherheit jedoch wird es eine seltsame Erfahrung sein, wenn Fremde mein Leben nachspielen werden.
Zukunftspläne
Unsere kleine Familie wächst immer mehr zusammen. Mittlerweile haben wir einen gemeinsamen Urlaub mit allen Kindern auf der Insel Bali verbracht, wovon die Mädchen heute noch schwärmen. Manchmal verbringen wir ein Wochenende mit ihnen auf einem kleinen Campingplatz. Dies sind für uns alle erholsamen Tage und wir freuen uns immer wieder aufs Neue, wenn Markus’ Töchter bei uns das Besuchswochenende verbringen dürfen.
Während sich die Anzahl der im deutschen Sprachraum verkauften Taschenbücher der Millionengrenze nähert, mache ich mir immer intensiver Gedanken, wie meine weitere berufliche Zukunft aussehen könnte. Inzwischen habe ich wieder Kontakt zu Anna aus der Gruppe der allein Erziehenden aufgenommen und besuche sie des öfteren auf ihrem Bauernhof. Ihre Art zu leben beeindruckt mich. Da ich mich bei ihr immer sehr wohl fühle und auch am Umgang mit ihren Tieren Gefallen finde, kann ich mir auf einmal gut vorstellen, ebenfalls ein zurückgezogenes Leben auf einem Bauernhof zu führen. Napirai und Markus aber können sich für diese Idee überhaupt nicht begeistern. So denke ich weiter nach und allmählich setzt sich in mir der Gedanke fest, dass ich ein Hotel oder ein Restaurant betreiben könnte. Um mir alle Möglichkeiten offen zu halten, habe ich mittlerweile in diversen Kursen und Lehrgängen gelernt, wie man mit Computern und Buchhaltung umgeht, wie man Käse herstellt und wie man ein Hotel oder Restaurant führt. Trotzdem weiß ich aber immer noch nicht genau, was, wann und vor allem wo ich Neues beginnen könnte. Am reizvollsten jedoch erscheint mir die Idee, ein
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