Zurück in deine Arme
deswegen gewillt bin, meine Karriere aufzugeben. Wie wäre es, wenn du dich in der Zeit um unsere Kinder kümmerst, in der ich meinen Job erledige? Seit wir uns kennen, träumst du von einer eigenen Familie, willst aber gleichzeitig deine Karriere vorantreiben, während ich Hausmütterchen spielen soll. Was ist mit deiner Rolle als Vater, auf die du die ganzen Jahre so scharf warst?“
Sie hatte sich so in Rage geredet, dass ihr erst verspätet auffiel, wie grau und fahl Rafael unter seiner Sonnenbräune wirkte und wie stumpf sein Blick war.
„Rafael, was ist mit dir?“, fragte sie alarmiert und ließ jede Maske fallen. „Du weißt doch am besten, wie ich reagiere, wenn man mich unter Druck setzt!“
„Was ist, wenn ich als Vater ein ebenso großer Versager bin wie mein Erzeuger?“
„Das ist unmöglich. Du bist kein Monster, sondern ein freundlicher, mitfühlender Mensch, auch wenn du mich mit deiner übertriebenen Fürsorge manchmal zur Weißglut treibst“, widersprach Leila mit bebender Stimme. „Unsere Kinder werden dich anhimmeln, und du wirst sie entsetzlich verwöhnen. Versteh doch, ich schaffe es nicht allein und bin auf deine Hilfe angewiesen …“ Ihre Stimme schwankte.
„Wie soll ich dir denn helfen?“, fragte er verzweifelt.
„Indem du auf mich aufpasst“, erwiderte Leila plötzlich ganz ruhig. „Ich habe Angst, dass ich doch wieder Mahlzeiten auslasse und zu viel Gewicht verlieren könnte. Hilf mir, die Mutter zu werden, die ich sein möchte. Und ich werde alles tun, um dir zu beweisen, dass du ein viel besserer Mann und Vater bist, als du es von dir selbst glaubst. Warst du es nicht, der gesagt hat, zusammen sind wir stark?“
Lange schaute Rafael seine Frau einfach nur an, dann lief ein Schauer über seinen kraftvollen Körper. Sanft nahm er Leilas Hände in seine und legte sie flach auf seine Brust. In einem Mundwinkel zuckte ein schwaches Lächeln.
„Einverstanden.“
Wie während der Filmfestspiele in Cannes fielen sie in eine angenehme Routine, die sie problemlos über die nächsten Wochen brachte. Leila wurde schnell vertraut mit dem Hauspersonal, wobei sie besonders die Haushälterin und den Koch ins Herz schloss. Wie klein die Welt war, erfuhr Leila, als sie den Gärtner kennenlernte, der aus demselben Dorf stammte wie ihre Mutter.
Gleich zu Beginn hatte Rafael für seine Frau einen Termin bei einem Gynäkologen und Geburtshelfer in São Paulo gemacht, den sie gemeinsam wahrnahmen. Obwohl dieser viele ihrer Ängste und Sorgen beschwichtigen konnte, blieb Leila immer noch misstrauisch und wachsam, was ihre eigene Akzeptanz der Schwangerschaft und der damit verbundenen Veränderungen in und an ihrem Körper betraf.
Nach außen hin schien alles friedlich und relaxt. Rafael und sie genossen die Sonnenstunden auf dem Patio, wanderten Hand in Hand durch den blühenden Garten oder sahen sich in dem extra dafür eingerichteten Heimkino gemeinsam einen Film an. Keiner von ihnen sprach über Ängste.
Nachts schliefen sie dicht aneinandergeschmiegt, als befürchteten sie, die magische Zeit könne viel zu schnell vorbei sein. Der Arzt hatte ihnen grünes Licht gegeben, wenn sie ihre sexuellen Aktivitäten nicht übertrieben, doch Rafael hatte bisher nicht den Versuch unternommen, seine Frau zu verführen. Und Leilas Angst vor einer Zurückweisung war viel zu groß, als dass sie dieses Risiko eingegangen wäre.
Es waren Kleinigkeiten, nicht fassbare Momente, die sie zusehends nervöser und kribbeliger machten und ihr das Gefühl gaben, sie wäre nicht mehr als eines seiner Besitztümer, auf das er besonders stolz war. Als sie ihm das sagte, war es für den Tag vorbei mit seiner guten Laune.
Daher reagierte Leila regelrecht erleichtert, als Rafael immer häufiger und länger in sein Büro nach Rio beordert wurde. Schon vorher war ihr klar gewesen, dass er irgendwann wieder in seiner Arbeit versinken und sie hier draußen auf der wunderschönen Fazenda zurückbleiben und immer runder werden würde.
Zwei Monate waren inzwischen seit ihrer Rückkehr nach Brasilien vergangen. Rafael hatte sich, wie immer häufiger nach dem Lunch, für ein Stündchen in sein Büro zurückgezogen und seine Frau auf der gemütlichen Gartenterrasse zurückgelassen. Während aus der einen drei Stunden wurden, wuchsen Leilas Nervosität und Unruhe. Gerade im Verlauf der letzten Woche hatten sich, zumindest in ihren Augen, ziemlich drastische Veränderungen an ihrem Körper gezeigt.
Bauch und Hüften waren
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