Zurueck in den Armen des Milliardaers
Sag mir, warum Gillian gestern bei uns übernachtet hat.“
Was sollte dieser Ton? So sprach sein Vater sonst nie mit ihm. Normalerweise verstanden sie sich wirklich gut. „Sie hatte einen Autounfall. Ihre Mutter war nicht zu Hause. Ich hielt es für besser, wenn sie bei uns übernachtet, falls ihr Kreislauf verrückt spielt oder so.“
„Und wie erklärt das, dass ich ihr Gepäck vor wenigen Minuten in einer unserer schönsten Gästesuiten gesehen habe? In dem Zimmer, das eine Verbindungstür zu deinem hat?“
„Ich habe es dir erzählt. Sie ist meine Assistentin fürs Schulprojekt. Und für mich ist es einfacher, wenn sie bei uns wohnt, weil ich ja auch noch die Firma leite.“
„Du hast mir erzählt, dass du hier einziehst. Nicht sie. Ich habe gesehen, wie du sie anschaust“, meinte sein Vater. „Gillian Carlyle ist keine deiner üblichen oberflächlichen Bekanntschaften. Sie ist eine sympathische und intelligente Frau. Aber sie könnte sich ausgenutzt fühlen. Also schick sie weg.“
„Nein, ich … ach, du verstehst das nicht.“
„Dann erklär es mir.“
„Ich mag sie.“
„Und?“
„Und nichts weiter.“
„Na ja … es steht mir natürlich nicht zu, mich in dein Liebesleben einzumischen. Trotzdem, Devlyn. Eines sage ich dir deutlich – mach Gillian nicht unglücklich. Vom moralischen Standpunkt mal abgesehen, könnte dein Verhalten dazu führen, dass dich ihre Familie verklagt. Millionen von uns fordert. Ihre Mutter gehört zu unserem Personal. Das schreit geradezu nach Schwierigkeiten. Such dir eine andere, mit der du dich vergnügen kannst.“
„Wir haben keine Affäre.“ Noch nicht.
„Ich habe dein Gesicht gesehen, als ich zur Tür hereinkam. Du willst sie. Aber du kannst sie nicht haben.“
„Das geht nur Gillian und mich etwas an.“
Sein Vater setzte sich auf einen Stuhl, wirkte plötzlich müde.
„Was ist los, Dad?“, fragte Devlyn besorgt. „Dein Herz?“
Vincent schloss die Augen und atmete tief ein, hielt für einige Sekunden die Luft an, bevor er wieder ausatmete.
„Nein“, meinte er dann. „Es ist nicht mein Herz. Sondern deine rastlose Jagd nach neuen Gespielinnen, die nicht aufhören wird, bis du der Wahrheit ins Gesicht blickst. Wir müssen über deine Mutter reden, Devlyn.“
Devlyn erstarrte, die seelische Qual ließ ihn jeden Muskel, jede Sehne in seinem Körper anspannen. „Nein. Müssen wir nicht. Weder heute noch sonst irgendwann.“
„Ich schwöre dir, Devvie. Ich habe es nicht gewusst … erst lange nach ihrem Tod davon erfahren. Als deine Mutter noch lebte, habe ich fast jeden Tag bis spät in die Nacht gearbeitet, um wie ein Verrückter Geld zu verdienen. Und habe nicht mitbekommen, was vor meiner Nase passierte. Es tut mir leid, mein Sohn.“
Devlyns Lungen schrien nach Luft. Seine Beine trugen ihn kaum noch. Unbewusst hatte sein Vater ihn an die Ängste erinnert, die er seit vielen Jahren hegte. Devlyn Wolff verdient keine anständige Frau wie Gillian. Er ist ein schlechter Mensch.
„Das ist lange her. Vergiss es.“ Devlyn wirbelte herum und rannte zur Tür hinaus.
Gillian packte ihre Reisetasche aus und verstaute die Sachen in einem antiken Schrank, der mit Seidenpapier ausgelegt war. Es duftete zart nach Rosen, was sie an den schönen Garten von Wolff Castle erinnerte.
Sie telefonierte eine Weile mit ihrer Mutter, anschließend mit einer befreundeten Lehrerin in Charlottesville, dann wusste sie jedoch nicht mehr, was sie in diesem Zimmer anfangen sollte. Der Flachbildfernseher interessierte sie nicht. Und das Buch, das sie mitgebracht hatte, wurde mit jeder Seite langweiliger.
Doch zum Glück gab es hier eine wundervolle Bibliothek. Zu dieser späten Stunde würde dort sicherlich niemand sein. Und sie kannte den Weg. Es müsste ihr doch gelingen, unbemerkt über die Flure zu schleichen.
Schnell schlüpfte sie in ihre Jeans und einen langärmeligen Kaschmirpullover. Ohne Schuhe, nur mit dicken warmen Socken an den Füßen, ging sie dann die Korridore hinunter zu dem Raum, in dem sie als Kind viele glückliche Stunden verbracht hatte.
Als sie auf der Türschwelle verharrte, schlug ihr der Geruch nach alten Büchern und Pfeifenrauch entgegen. Sie lächelte erfreut, trat in den Raum und schloss leise die Tür hinter sich. Am Mittag – mit Devlyn – war sie zu nervös gewesen, um auf das Ambiente zu achten. Jetzt schaute sie sich in Ruhe um. Nichts hatte sich verändert. Mit etwas Fantasie konnte sie sich noch immer dort am
Weitere Kostenlose Bücher