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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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Emily, the Strange ?«, fragte sie.
    »Interessiert es dich gar nicht, warum ich das Dorf überhaupt gesucht habe?«
    Sillys Schultern spannten sich, dann wandte sie den Kopf in Emilys Richtung. »Brennend«, sagte sie grinsend und rauschte aus der Tür.
    An diesem Morgen sah Emily ihre neue Bekanntschaft nicht wieder. Das ganze Haus erschien ihr unwirklich still, als sie am Esstisch Platz nahm und ihr Frühstück betrachtete. Der Toast duftete köstlich und ihr Magen beschwerte sich bereits lautstark über das ausgefallene Abendessen. Sie verschlang alle sechs Toastecken, trank ihren Tee und wartete auf Silly, aber diese kam nicht mehr.
    Wie soll ich mit einem Mädchen reden, das Silly heißt und silly ist? , schoss es Emily durch den Kopf, und dann dachte sie an Fee. Sie lief auf ihr Zimmer, schnappte sich Jacke und Handy und verließ das Haus.
    Es musste später sein, als sie angenommen hatte, denn die Sonne stand bereits hoch am Himmel und versetzte die klare, erfrischende Luft mit einer angenehmen Wärme. Emily schlang sich das gelbe Regenungetüm um ihre Hüften und schob die Ärmel ihrer Kapuzenjacke nach oben. Ein Blick auf ihr Handy genügte, um es in der Gesäßtasche ihrer Jeans verschwinden zu lassen. Sie musste wohl noch ein Stück laufen, bevor sie Netz bekam.
    Und was sollte sie Fee dann erzählen?
    Sie hatte keine Ahnung, was hier vor sich ging. Sie wusste ja nicht einmal, wo sie war.
    Mit der Hand schirmte Emily ihre Augen vor der Sonne ab und blickte in die Richtung, aus der sie gestern gekommen war. Kein Mensch war zu sehen. Sie setzte sich in Bewegung und ging den Weg noch einmal zurück bis zu dem Punkt, an dem die gepflasterte Straße in die Wiese überging. Dort drehte sie sich um und sah in Richtung Dorf.
    Wie sie es sich gedacht hatte: Kein Ortsschild weit und breit.
    Verfügten die englischen Dörfer nicht über Ortseingangsschilder? Oder nur die nicht, die sich auch auf keiner Karte finden ließen? Emily erschauerte und verschränkte die Arme vor ihrem Körper. Sie verdrängte den Gedanken daran, wie sie je wieder nach Hause finden sollte. Ob Fee ihr Handy orten lassen konnte?
    Ihr Leben schien im Moment nur aus unbeantworteten Fragen zu bestehen. Doch weil sie fest davon ausging, dass sie sich nicht noch tiefer ins Ungewisse manövrieren konnte, als sie es ohnehin schon getan hatte, kam Aufgeben zu diesem Zeitpunkt nicht infrage. Also straffte Emily die Schultern und kehrte zurück ins Dorf.
    Die Zeichnung auf dem Pub-Schild war eine Miniatur-Abbildung des Ortes. Es hing nicht sehr hoch über Emilys Kopf und von Nahem konnte sie die liebevollen Details des Bildes gut erkennen. Das »Bed & Breakfast« mit dem krummen Schornstein und dem rosa Blechschild, daneben ein etwa gleich großes Cottage, zartblau getüncht mit einer Art Schaufenster, über dem in halbrundem Bogen die Worte »Tea Room« gemalt waren. Die tannengrüne Farbe der Buchstaben und Fensterläden glitzerte in der Sonne.
    Links neben dem Pub »Holyhome« befand sich ein kleines Lebensmittelgeschäft. Emily sah von der Zeichnung auf den realen Laden, in dessen Fenster ein »Closed«-Schild baumelte. Im Anschluss an den »Tea Room« reihten sich drei weitere kleine Cottages aneinander. Sie sahen ebenso alt aus wie alle anderen Häuser hier in diesem Ort, waren aber rosa, hellgrün und orangefarben gestrichen. Emily spähte an dem Schild vorbei. Tatsächlich: Das orangefarbene Haus beherbergte einen Frisiersalon. Sie konnte kaum glauben, dass es in diesem Winzling von einem Ort nicht nur Pub, Pension, Laden und Cafè gab, sondern auch noch einen Friseur.
    Emily riss sich von der Zeichnung los und lief weiter in den Ort hinein, auf die Steinbrücke zu. Sie hatte diese Verfilmung von »Stolz und Vorurteil« nie gemocht, mit einem unsicher wirkenden Mr. Darcy und einer furchtbar mageren Keira Knightley als Elizabeth – aber die Brücke war ihr seltsamerweise in Erinnerung geblieben. Wenn sie darüber nachdachte, hatte sie ihr eigentlich mit am besten gefallen.
    Sie ließ ihre Hand über die dicken, von der Sonne gewärmten Steine gleiten, während sie den Bogen hinaufschritt. In der Mitte angekommen lehnte sie sich ein Stück vor und blickte nach unten. Der Bach gurgelte lauter jetzt und er war breiter, als Emily angenommen hatte. Vierzig oder fünfzig Meter flussabwärts mündete er in ein ausladendes Flussbett. Die Wiese rechts davon war mit Steinen durchzogen, die spitz und kantig herausragten, und dazwischen grasten Schafe und

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