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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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trotzdem an, ja? Ich würde sie wirklich gerne sprechen. Kannst du ihr sagen, dass ich es morgen bei ihr versuchen möchte?«
    »Mach ich, Liebes, versprochen. Und du meldest dich wieder bei mir?«
    »Natürlich, Omi, sobald es geht. Pass auf dich auf.«
    Sie hatte den Satz kaum beendet, da schwang die Tür zum Salon auf, und Matt marschierte mit ausgestreckter Hand auf sie zu.
    »Hast du gelauscht?«, fragte Emily ironisch, als sie ihm den Hörer überreichte.
    Er hob seinen Blick von der Tastatur und sah ihr in die Augen. Gerade öffnete er den Mund, um ihr zu antworten – und bei seinem spöttischen Blick konnte Emily sich leicht vorstellen, wie das ausfallen würde –, da stürmte Silly ins Zimmer und schnitt ihm das Wort ab.
    »Ah, ihr seid fertig, sehr gut«, rief sie. Sie klang außer Atem, grinste aber und sah von Emily zu Matt und wieder zurück. Von der Anspannung zwischen den beiden schien sie nichts zu bemerken. Stattdessen erklärte sie Emily strahlend: »Ich dachte, ich drehe eine kleine Runde mit dir durchs Dorf, bevor wir ins ›Holyhome‹ gehen – Joe ist schon ganz aufgeregt, er kann es kaum erwarten, dich kennenzulernen.« Sie nahm Emily am Arm und wollte sie hinter sich her zur Tür ziehen, als Matt einen Schritt auf sie zumachte. »Kann ich dich sprechen?«, fragte er Silly höflich – so höflich, dass es in Emilys Ohren unecht klang –, dann wandte er sich in demselben Tonfall an sie: »Würdest du uns bitte kurz entschuldigen?« Emily sah Silly an und schob dann sanft deren Hand von ihrem Arm. »Aber klar«, erwiderte sie mit der gleichen überbetonten Freundlichkeit, dann raunte sie Silly ein »Ich warte draußen« zu und stapfte zur Tür. Es war unfassbar, wie sie auf Matt reagierte. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals einem Menschen begegnet zu sein, der sie mehr ärgerte. Und der sie gleichzeitig so anzog.
    Du lieber Himmel, hatte sie das gerade wirklich gedacht? Emily blieb im Gang vor dem Salon stehen und lehnte sich mit dem Rücken gegen die mintgrüne, mit rosa Blüten tapezierte Wand. Sie schloss die Augen, atmete tief durch und versuchte, wieder etwas Verstand in ihr Hirn zu senden. Hör auf darüber nachzudenken, schalt sie sich innerlich. Er kann dich offensichtlich nicht leiden, und du hast jetzt ganz andere Probleme. Während Emily ihre Augen wieder öffnete, schien sich beides in Form des hastigen Gewispers zu bestätigen, das durch die angelehnte Tür zu ihr nach draußen drang. Matts Stimme überschlug sich förmlich in dem Monolog, der auf Silly einprasseln musste wie ein Platzregen. Emily stand mucksmäuschenstill und lauschte.
    »Es ist deine Schuld, dass sie heute Morgen da draußen herumgeirrt ist. Wieso hast du sie überhaupt gehen lassen? Sie kann hier nicht einfach losspazieren und …«
    »Du kannst sie nicht anketten«, unterbrach Silly ihn.
    »Und du musst sie nicht herumführen, als sei sie deine beste Freundin«, beschwerte sich Matt aufgebracht. »Sie gehört nicht hierher.« Er war lauter geworden, und auch deshalb trafen Emily seine Worte mit voller Wucht. Automatisch wich sie einen Schritt zurück, weg von der Tür.
    Einige Sekunden lang sagte niemand ein Wort.
    »Matt.« Sillys Stimme klang ganz ruhig, und Emily stellte erstaunt fest, dass Mitleid in ihr schwang. »Es ist okay. Bitte. Sie wird nur ein paar Tage hier sein. Sie hat ein Recht, hier zu sein«, fügte sie zögernd hinzu. Es hörte sich an, als würde Matt Luft holen, um Silly zu unterbrechen, aber diese kam ihm zuvor. »Bitte«, wiederholte sie eindringlich. »Die paar Tage. Gib ihr eine Chance. Sie ist nicht wie sie.«
    Emilys Augen weiteten sich bei diesen Worten, auf Matt schienen sie wie eine Ohrfeige zu wirken.
    »Verdammt, Sil«, hörte sie ihn leise fluchen, »darum geht es hier doch gar nicht. Und das weißt du ganz genau.« Wütende Schritte folgten diesen Worten, doch Emily reagierte nicht schnell genug: Als Matt die Tür aufriss, stand sie immer noch wie angewurzelt an die grüne Wand gelehnt und starrte ihn mit großen Augen an. Für eine Sekunde dachte sie, Bedauern in seinem Blick zu sehen, oder so etwas wie Scham, dann war er an ihr vorbeigerauscht und aus der Haustür nach draußen gestürmt.
    Emily zuckte zusammen, als Silly ihr abermals die Hand auf den Arm legte. »Ich weiß, du kannst dir das jetzt nicht vorstellen«, erklärte sie schulterzuckend, »aber er ist eigentlich ganz nett.«

6
    I ch verstehe nicht, wie du dir das gefallen lassen kannst«, schimpfte Emily,

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