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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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hielten? Sie presste die Zähne zusammen und versuchte, den in ihr aufkeimenden Ärger auf Joe zu unterdrücken. Sicher meinte er es nur gut, und Emily war ihm dankbar, dass er so freundlich und vorurteilsfrei auf sie zuging. Das war mehr als sich von manch anderem hier im Ort sagen ließ. Viel mehr.
    »… wichtig ist eigentlich nur, dass man von innen nach außen vorgeht und dass es nach außen hin heller wird, verstehst du? Erinnere mich nachher noch einmal daran, dann suche ich dir die passenden Farben raus, ja?«
    Emily hatte keine Ahnung, wovon Joe gerade sprach, nutzte die Pause aber, um sich von seinem Klammergriff zu befreien. »Äh, Joe«, setzte sie zögernd an, »das ist sehr nett von dir, wirklich, vielen Dank. Aber eigentlich trage ich gar kein Make-up.« Sie hob ihre Schultern und lächelte ihn entschuldigend an. »Wasser und Seife, wie ich schon sagte.« Enttäuschung machte sich auf Joes Gesicht breit, und Emily drehte sich schnell weg. Sie wollte ihn nicht kränken. Aber sie wollte sich auch nicht vor jemandem wie Matt lächerlich machen.
    »Wow«, entwich es ihr fast augenblicklich, als sie sich umsah, »das ist aber wirklich …« Sie wusste nicht, wie sie ihr Staunen in Worte fassen sollte, und sie war ehrlich überrascht: Der dunkle Dielenboden und die flaschengrün gestrichenen Wände wirkten unglaublich warm und anheimelnd, die massiven Bücherregale mit den Gaslampen rechts und links verbreiteten eine zauberhafte Atmosphäre. Zwischen zwei Regalen knisterte ein kleines Holzfeuer in einem offenen Kamin, vor den ein großer, wuchtiger Sessel gerückt war, mit breiten Armlehnen, auf denen sich Bücher stapelten. Emily ging auf den Sessel zu und strich bewundernd über das samtweiche, dunkelbraune Leder. Sie drehte sich um und besah sich die andere Seite des Raums, auf der Suche nach einem Hinweis auf den Friseur-Salon, in dem sie sich befand. Zwischen zwei weiteren Regalen, gefüllt mit kleinen Dosen und Flaschen, quetschte sich ein Spiegel in einem einfachen Goldrahmen, der über einem altmodischen Porzellan-Waschbecken hing. Davor stand ein schlichter Frisierstuhl, Holz mit einer weich gepolsterten Sitzfläche, Jugendstil vielleicht.
    »Was für ein wundervoller Laden!« Emily war entzückt.
    Sie drehte sich zu Joe um, der sie mit vor der Brust verschränkten Armen beobachtete. Sie sah an seinem Blick, dass er immer noch geknickt war, und wollte eben Luft holen, um ihn aufzuheitern, als Silly neben ihr auftauchte.
    »Er gefällt dir?« Sie hakte sich bei Emily unter – eine Geste, die ihr offenbar zur Gewohnheit wurde – und fuhr fort: »Du findest ihn nicht zu altmodisch?«
    Joe räusperte sich. »Das ist nicht altmodisch, das ist zeitlos«, erklärte er steif. »Du wirst in ganz England keinen Laden finden, der …«
    »… der auf stilvollere Art und Weise der Schönheit huldigt, jaja«, stimmte Silly mit ein. Emily war klar, dass die beiden diese Diskussion nicht zum ersten Mal führten. Sie verkniff sich ein Lächeln. Diese Wortwahl!
    »Kommen denn viele Gäste her?«, fragte sie dann. »Ich meine, hast du viele Kunden? Das Dorf ist ja nicht gerade leicht zu finden. Und dann müssen die Durchreisenden erst einmal eine neue Frisur wollen.« Sie befreite sich sanft von Sillys Arm und lehnte sich gegen den alten Ledersessel. Warum nur wollten sie alle gleich an die Hand nehmen? Ihr Blick blieb an den Büchern auf der Sessellehne hängen. Sie konnte die Rückseiten nicht entziffern, aber sie schienen uralt zu sein.
    Joe räusperte sich wieder. Er ging an Emily vorbei, nahm erst den einen, dann den anderen Bücherstapel von der Lehne und begann, die Titel in die Regale neben dem Kamin einzusortieren.
    »Das meiste sind Stammkunden«, antwortete er, woraufhin Silly einen eigenartigen Ton von sich gab, den Emily nicht deuten konnte. Es klang, als habe sie sich verschluckt, aber als Emily zu ihr hinüber sah, starrte Silly völlig regungslos geradeaus.
    »Und ich mache nicht nur Frisuren«, fuhr Joe fort, während er vom Bücherregal zum Waschbecken hinüberging, den Stuhl zurechtrückte und anfing, die Tiegel und Fläschchen in dem angrenzenden Bord zu verschieben. »Ich biete Make-up und Typberatung an und ich kann durchaus hilfreich sein, wenn es um Garderobe geht.« Mit diesen Worten drehte er sich wieder zu Emily um, verschränkte die Arme ein weiteres Mal vor der Brust und ließ seinen Blick über ihren Pullover und ihre Jeans gleiten, bevor er schließlich an ihren Turnschuhen hängen

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