Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)
schlagen. Ob das an der Überraschung lag oder an Matts Auftauchen im Allgemeinen, wusste sie nicht, es hielt sie jedoch nicht davon ab, sich darüber zu ärgern.
»Wenn du so weitermachst, bringst du das noch zur Perfektion«, sagte sie so gelassen wie möglich, während sie zum Kamin hinüberging und das Bild ihrer Mutter zurück auf das Sims stellte.
»Bringe ich was zur Perfektion?«, fragte Matt verwirrt.
»Mich zu erschrecken.« Sie drehte sich zu ihm um.
Immer noch stirnrunzelnd hielt Matt den schwarzen Kasten hoch, den er in der Hand hielt.
»Sil sagte, du müsstest telefonieren?«
Emily fühlte, wie ihr heiß wurde. Warum nur musste er sie immer so anstarren? Und warum brachte sie das so aus der Fassung? Sie blinzelte. »Ich …«, stammelte sie und zeigte auf den Kasten in Matts Hand. »Das soll ein Telefon sein?«
»Man kann damit telefonieren«, antwortete er, stieß sich vom Türrahmen ab und kam auf sie zu. »Du könntest natürlich auch auf den Hügel klettern, da hinter dem Haus«, er nickte zum Fenster, das in den Garten zeigte, »aber es herrschte die allgemeine Sorge, du könntest dich auf dem kurzen Weg dorthin wieder verlaufen.«
Emily kniff die Augen zusammen. Matt verzog keine Miene.
Argwöhnisch beobachtete sie, wie er mit der einen Hand eine Art Antenne aus dem schwarzen Kasten zog, dann eine Taste drückte, ein paar Zahlen eingab und ihr schließlich das Gerät hinhielt.
»Du musst eine Null wählen, dann die Rautetaste, dann die Nummer.«
Zögernd nahm Emily ihm das »Telefongerät« aus der Hand, das in etwa dreimal so groß war wie ein normaler Hörer und überhaupt eher wie ein überdimensioniertes Blackberry aussah. Es war schwer und unhandlich und … kalt, so als habe es jemand im Keller aufbewahrt. Oder im Kühlschrank.
Sie drückte die Null, dann die Rautetaste, dann gab sie Fees Nummmer ein und presste den Hörer an ihr Ohr. Matt beobachtete sie. Das Gerät gab keinen Mucks von sich, doch plötzlich und so unmittelbar, dass Emily zusammenzuckte, ertönte Fees Stimme von ihrer Mailbox.
Emily stöhnte innerlich. Fee musste doch längst auf ihren Anruf warten! Wie konnte sie seit zwei Tagen unerreichbar sein? Der Piep ertönte, und Emily drehte sich von Matt weg. Sie sprach ihrer Freundin einen kurzen Gruß auf das Band und den Hinweis, dass sie hier kaum Netz habe, es aber wieder versuchen werde. Es fiel ihr schwer, vor Matt zu telefonieren. Sie nahm den Hörer vom Ohr und besah sich die Tastatur auf der Suche nach dem Aus-Knopf, da riss er ihr das Gerät schon wieder aus der Hand.
»Moment Mal«, protestierte sie überrascht, ließ den Kasten aber sofort los. Matt drückte einen Knopf und sah sie an.
»Noch nicht fertig?«
»Ich hab’ meine Freundin nicht erreicht«, informierte Emily ihn kühl. »Ich würde es aber gern noch bei meiner Großmutter versuchen – wenn es recht ist.« Trotzig hob sie das Kinn. »Falls es zu teuer sein sollte, mit diesem Ding zu telefonieren, kann ich dem Pfarrer auch gern Geld dafür geben.«
Kopfschüttelnd gab Matt ein zweites Mal die Zahlenkombination in den Hörer ein. »Das hat nichts mit Geld zu tun«, murmelte er, »das ist nur ein sehr komplizierter Apparat. Hier.« Er reichte ihr den Hörer und sah sie nachdenklich an.
Emily spürte, wie sie rot anlief. Sie konnte sich denken, was ER jetzt dachte. Sie wusste, dass sie sich zickig benahm, und sie erkannte sich selbst nicht wieder. Er provozierte sie. Und die Tatsache, dass er ihr das Gefühl gab, hier nicht erwünscht zu sein. Dass ER sie hier nicht haben wollte.
»Würdest du mich kurz allein lassen?«, fragte sie schließlich. »Es macht mich nervös, wenn mir jemand beim Telefonieren zuhört.«
Matt zögerte kurz, nickte dann aber. »Null, Raute, Nummer«, wiederholte er, »und ich warte vor der Tür.«
Als er sie hinter sich geschlossen hatte, atmete Emily erleichtert auf. Schnell tippte sie die Nummer ihrer Großmutter ein, und diesmal wurde sie nicht enttäuscht.
»Omi!« Emily stiegen vor Erleichterung Tränen in die Augen, als ihre Großmutter noch vor dem zweiten Klingeln den Hörer abnahm. Ihr war gar nicht klar gewesen, wie sehr sie sich nach einer bekannten, liebevollen Stimme gesehnt hatte.
»Emily, Schatz, Gott sie Dank.« Ihre Großmutter klang schrecklich besorgt. »Ich habe es bereits einige Male auf deinem Handy probiert. Kind, du solltest dich doch gleich nach deiner Ankunft melden!«
»Oh, Omi, es tut mir leid«, sagte Emily sofort. Sie hatte ein
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