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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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blieb.
    »Joe mag keine Veränderungen«, platzte es aus Silly heraus. Verblüfft sah Emily zu ihr herüber. Auch Joe starrte Silly an. »Ich meine, bei all den … Moden, die da kommen und gehen, da fällt es schwer, sich selbst treu zu bleiben und …« Sie hatte ihre Hände vor dem Körper verflochten und begann nun, ihre Finger hin und her zu winden auf der Suche nach den richtigen Worten.
    »Was Silly meint, ist, dass jeder eine Konstante in seinem Leben braucht«, erklärte eine tiefe, sanfte Stimme, »und für Joe ist das eben sein zeitlos-altmodischer Laden mit seiner zeitlos-altmodischen Stammkundschaft.« Emily fuhr herum. Sie hatte nicht bemerkt, dass noch jemand den Raum betreten hatte, aber nun sah sie die Silhouette eines Mannes im Türrahmen. Im Gegenlicht der Dämmerung konnte sie sein Gesicht nicht erkennen, aber Emily war sich ziemlich sicher, dass es sich um Matts Bruder handeln musste. Die dunklen Locken ließen seine Gestalt noch größer erscheinen, als sie ohnehin schon war, und seine Stimme klang, als würde er lächeln – beruhigend und entspannt.
    »Josh!«, rief Silly aus, und als wäre es ihm jetzt erst aufgefallen, lief Joe zur Tür und bewegte mit einem Klick einen runden Lichtschalter. Zögernd flackerten die Lampen an den Wänden auf – also doch kein echtes Gas – und tauchten den Laden in ein weiches Licht. Emily nahm überrascht zur Kenntnis, dass Silly rot geworden war. Sie hatte den Kopf gesenkt und sah schüchtern zu Josh auf. Der schenkte ihr ein kurzes Lächeln, das die Röte auf Sillys Wangen noch vertiefte, und kam dann mit ausgestreckter Hand auf Emily zu. Sie mag ihn, schoss es Emily durch den Kopf. Dann hatte Josh ihre Hand in die seine genommen, während er ihr die andere auf die Schulter legte. Er hatte Pranken. Emily fühlte sich, als habe sie ein Bär zum Tanz aufgefordert.
    »Du musst Emily sein«, begann Josh, und dann umarmte er sie. Emily hielt die Luft an. Josh drückte sie fest, dann rückte er sie ein Stück von sich weg und betrachtete sie aus warmen, braunen Augen. »Willkommen in Hollyhill. Wir freuen uns alle sehr, dich kennenzulernen. Du machst deine Großmutter so glücklich.« Das war die netteste Begrüßung seit dem Gespräch mit besagter Großmutter, aber auch die hatte Emily nicht an ihr Herz gedrückt, sondern war unter Tränen aus dem Raum geflohen.
    »Danke«, murmelte sie und versuchte, Matts Worte aus ihrem Gedächtnis zu verscheuchen. Vielleicht gehörte sie doch hierher, dachte sie trotzig. Womöglich gehörte sie viel mehr hierher, als ihm lieb war.
    Als könne er ihre Gedanken lesen, fügte Josh hinzu: »Meinen Bruder Matt hast du ja bereits kennengelernt, und die anderen sind sicher auch schon sehr gespannt, dich zu treffen. So allmählich finden sich alle im Pub ein. Oder sagen wir, die meisten.« Er lächelte Emily an, dann drehte er sich zu Silly und Joe um. »Was ist mit euch beiden? Seid ihr fertig?«
    »Yep«, antwortete Silly sofort, während Joe den Laden durchquerte und eine Tür auf der anderen Seite des Raums ansteuerte. »Gleich«, rief er über seine Schulter, »ich hole eben meine Jacke.«
    »Aber du brauchst doch für den kurzen Weg keine Jacke«, protestierte Silly, doch Joe war schon verschwunden und nur noch ein »gehört zum Outfit« hallte zu ihnen herüber.
    Josh lachte, ein herzliches, offenes Lachen, und Silly warf ihm von der Seite einen bewundernden Blick zu. Emily fragte sich, ob Josh wusste, dass das Mädchen verliebt in ihn war, ob er ihre Gefühle erwiderte und ob die beiden vielleicht sogar ein Paar waren. Die Art, wie er jetzt leise mit ihr sprach, hatte etwas Liebevolles, aber Josh besaß auch diese Große-Bruder-Attitüde, die er vermutlich schon seit Jahren praktizierte.
    Er war Matt gar nicht ähnlich. Obwohl Josh der Größere der beiden war, mit breiteren Schultern und einer insgesamt dunkleren Erscheinung, wirkte er so viel positiver als sein jüngerer Bruder. Matt mit den schmalen Schultern, den wirren, schwarzen Haaren und den meerblauen Augen. Emily fragte sich, woher die Melancholie kam, die sie so dunkel färbten. Oder ob es Verzweiflung war. Soweit sie das beurteilen konnte, hatte sich Silly in jedem Fall für den liebenswerteren Bruder entschieden.
    »Emily?« Sie zuckte zusammen und sah erschrocken auf. Josh lächelte sie an. »Grübelst du darüber nach, ob das Leder echt ist?«
    Ohne es zu merken waren Emilys Finger nachdenkliche S-Kurven über das weiche Material des Sessels gefahren, an

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