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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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und Matt kehrte zum Tisch zurück. Obwohl die Sonne schon aufgegangen war, blieb es im Zimmer dämmrig, und der Raum glühte allein vom Orange-Rot der Flammen.
    »Ich wollte dich nicht verletzen«, murmelte er, während er sich wieder auf seinen Platz setzte.
    Überrascht sah Emily auf, aber Matt hatte schon wieder das Thema gewechselt.
    »Sie war dreiundzwanzig, als sie das Dorf verließ«, erklärte er in alter Nüchternheit, »das bedeutet, es vergingen vierzehn Jahre zwischen dem Kennenlernen deiner Eltern und deiner Geburt. Wenn du also 1995 auf die Welt gekommen bist …« Matt ließ den Satz unvollendet und sah Emily erwartungsvoll an.
    »… dann haben sie sich 1981 das erste Mal getroffen.«
    Augenblicklich hörte Emily auf zu atmen, und ihre Augen weiteten sich. Bis zu diesem Moment hatte sie keinen Gedanken daran verschwendet, was es bedeutete, dass sie sich in der Vergangenheit befand, zu einem Zeitpunkt, an dem Fee noch nichts passiert war. An dem ihre Eltern noch lebten. An dem sie noch gar nicht geboren war.
    Doch was sollte sie nun daraus schließen? War sie hier, um die Zukunft zu verändern? Um zu verhindern, dass sich ihre Eltern verliebten? Dass sie zusammen fortgingen? Dass sie starben?
    Matts Stimme riss Emily aus ihren Gedanken, und sie runzelte irritiert die Stirn. »Entschuldige bitte, was hast du gesagt?« Er sah sie an, und er sah besorgt aus. Sie versuchte ein Lächeln.
    »Ich sagte, dass ich mich richtig erinnert habe: Die beiden Ereignisse – das Kennenlernen deiner Eltern, die Verhaftung von Quayle –, sie hängen zusammen. Ich weiß nicht wie, denn ich war nicht dabei, doch deshalb bin ich jetzt wohl hier.« Er zögerte einen Moment. »Sind wir jetzt hier«, fügte er hinzu. Sein Blick ruhte nach wie vor auf Emily, und als diese keine Reaktion zeigte, seufzte er. »Ich weiß nicht, warum wir ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt ansetzen müssen, das macht die ganze Sache nicht gerade einfacher.«
    Emily schloss die Augen.
    Sie würde ihre Mutter treffen. Ihren Vater. Sie würde Fee retten.
    Sie öffnete ihre Augen wieder. Als habe Matt ihre Gedanken gelesen, schüttelte er den Kopf.
    »Wir müssen verhindern, dass du deinen Eltern begegnest«, erklärte er bestimmt. Und als Emily protestieren wollte: »Wirklich – du bist nicht hier, um ihre Zukunft zu verändern.«
    »Aber, ich dachte …«
    »Nein!« Matt sah sie so eindringlich an, dass Emily ihren Blick senken musste. »Wir sind wegen Quayle hier – es geht um deine Freundin. Um niemanden sonst.«
    Emily schwieg. Sie saß da und studierte das Tischtuch, die Linie, die Matt vorhin mit seinem Finger nachgezeichnet hatte, die Muster, die sich links davon wiederholten und wiederholten und wiederholten. Und wiederholten. Als das erste Rechteck vor ihren Augen zu verschwimmen begann, schob sie ihren Stuhl zurück und stand auf.
    »Emily.« Matt griff nach ihrem Handgelenk, aber da war sie schon fast bei der Tür.
    »Nur ganz kurz«, murmelte sie, dann schlüpfte sie hinaus und ließ das Schloss hinter sich zuschnappen. Sie lehnte sich gegen das Holz. Matt folgte ihr nicht.
    Es war finster in dem Gang, lediglich durch das geriffelte Glasfenster in der Eingangstür fiel etwas Licht. Emily machte zwei Schritte vorwärts und ließ sich auf die unterste Treppenstufe sinken.
    Sie hatte wahrlich lange genug durchgehalten. Sie hatte Mut bewiesen und Nerven, überhaupt nach England zu kommen. Sie war stark geblieben, als sie auf diesem feuchten Steinboden lag, und als man ihr Dinge eröffnete, viel zu unglaublich, um sie jemals für wahr zu halten, da hatte sie Verstand bewiesen.
    Nun aber … das jetzt … das war zu viel.
    Mit einer ungeduldigen Geste wischte sie sich eine Träne von der Wange. Hör auf damit, beschwor sie sich selbst, denk lieber nach.
    Sie befand sich im Jahr 1981. Sie hatte die Möglichkeit, ihre Eltern zu treffen. Sie konnte ihnen sagen, sie musste ihnen sagen, was passieren würde an diesem Novemberabend im Jahr 1999, an dem ihr BMW in einem Waldstück von der Fahrbahn schlitterte und …
    »Emily!«
    Mit einem Satz war Emily auf den Beinen und starrte Matt in die dunklen Augen. Er musste nichts weiter erklären, denn sie konnte es selbst hören: Reifen knirschten auf dem Kies vor dem Haus, dann flog der Lichtkegel eines Scheinwerfers über ihre schockierten Gesichter. Drei Sekunden lang standen sich beide wie festgefroren gegenüber. Dann huschte Emily an Matt vorbei in die Küche.
    »Was …«, flüsterte er, und »wir

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