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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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Leinenschuh zuwarf, erwischte sie ihn gerade noch, bevor er die mit Rüschen verzierte Nachttischlampe treffen konnte.
    Wortlos streifte sie die dicken Wollsocken von ihrem Fuß und schlüpfte in den Segelschuh. Er war mindestens zwei Nummern zu klein.
    »Schade«, sagte sie, während sie den Schuh zurückwarf. »Die Farbe hätte mir sicher gut gestanden.«
    Sie sah, wie Matt die Stirn runzelte, während er den Himbeerschuh wieder im Schrank verstaute und die Tür verschloss.
    »Okay, versuchen wir es nebenan«, murmelte er und war verschwunden.
    Emily seufzte. Sie wusste, sie benahm sich eigenartig und oberflächlich, ignorant und – dämlich irgendwie. Doch was sollte sie sagen, wenn ihr die Worte fehlten? Die richtigen zumindest. Sie hatte so viele Fragen, und sie hatte keine Ahnung, wo sie anfangen sollte.
    Zögernd stand sie auf und folgte Matt nach nebenan. Das Zimmer gehörte vermutlich dem Bruder des Mädchens, einem Fußballfan mit wenig Sinn für gemütliches Einrichten. Als sie es betrat, durchsuchte Matt gerade eine dunkelbraune Holzkiste, auf deren Vorderseite die Autogrammkarten von Fußballspielern klebten.
    Emily ließ ihren Blick über ein Poster des englischen Clubs FC Liverpool gleiten, das zwischen zwei Plakate gequetscht worden war: Eines zeigte den jungen Michael Jackson, das andere einen Sänger namens Shakin’ Stevens. Das Ganze wirkte so altmodisch, so … deplatziert. Doch das war es nicht. »Liverpool – Champions again «, stand auf dem Poster, und » Season 79-80 «. Die Bilder glänzten nagelneu, so als wären sie eben erst aufgehängt worden. Keine gelben Ecken ließen darauf schließen, dass sie älter als ein paar Monate sein könnten, geschweige denn mehr als dreißig Jahre.
    »Meinst du, die hier passen?« Emily zuckte zusammen, als Matt sie aus ihren Gedanken riss. Sie fröstelte und rieb sich mit den Handflächen über die Arme, dann machte sie einige Schritte auf Matt zu und kniete neben ihm nieder. Diesmal waren die Sneaker hellgrün und gingen bis über die Knöchel. Emily nahm Matt den Schuh aus der Hand und kicherte.
    »Großartig«, erklärte sie, »ich wollte mir immer schon die verschwitzten Turnschuhe eines mir völlig fremden Jungen borgen.« Sie setzte sich auf den Boden und schlüpfte hinein.
    Frag nicht, dachte sie bei sich. Frag nicht, was mit mir los ist.
    Der Schuh war etwas zu groß, aber mit den Wollstrümpfen passte er schließlich. Sie hatte ihre neuen Errungenschaften kaum zugeschnürt, da zog Matt sie an ihrem Arm nach oben.
    »Alles klar, wir müssen reden«, sagte er im selben Augenblick, in dem Emily sich mit einem lauten »Hey!« über seine grobe Behandlung beschwerte. Matt beachtete sie gar nicht, sondern schob sie vor sich her, aus dem Zimmer und über den Gang in Richtung Treppe. Emily presste die Lippen aufeinander und lief so schnell wie möglich die Stufen hinab, um nicht mehr von Matt geschoben zu werden. Wütend stieß sie die Tür zur Küche auf und blieb dann, wie am Vortag, mitten im Raum stehen. Sie ärgerte sich viel mehr über sich selbst als über Matt, denn wenn sie ehrlich war, hatte sie ihm mehr als einen Grund geliefert, an ihrem Geisteszustand zu zweifeln. Als er sich nun vor ihr in Position brachte, die Arme vor der Brust verschränkt, die blauen Augen blitzend vor Ärger, hatte sie innerlich bereits resigniert. Egal was jetzt kam, sie hatte es verdient.
    »Hältst du das hier für einen Witz?« Matts Stimme klang schroff und ungeduldig.
    Emily seufzte. »Natürlich nicht.«
    »Aber du glaubst mir nicht.«
    Das war keine Frage, sondern eine Feststellung, und sie knallte Emily wie eine Peitsche um die Ohren.
    Doch ihre Suche nach Worten ergab erst einmal nichts.
    Matt schnaubte. »Du bist unglaublich!«, holte er aus. Er zeigte nicht mit dem Finger auf sie, aber es fühlte sich dennoch so an.
    »Ich erzähle dir, wir sind ins Jahr 1981 gereist, und du reagierst nicht. Ich sage dir, du bist eine Zeitreisende, so wie deine Mutter eine war, und du reagierst nicht .«
    Matt hatte recht. Es war eine Sache, sprachlos vor einem riesigen Drachen zu stehen, den es eigentlich gar nicht geben dürfte, aber es war eine völlig andere, ihm einfach durch die Beine zu huschen und so zu tun, als hätte einem nicht gerade ein Ungeheuer den Weg versperrt.
    Er hatte recht, und ihr tat es leid. Und nun würde sie sich dem Ungetüm stellen.
    »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll«, erklärte sie.
    Matt sagte fünf Sekunden lang gar nichts, dann ließ

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