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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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ihrem Hirn wieder in die richtige Position. Hatte Matt bemerkt, wie mies es ihr gegangen war vor ihrer »tollkühnen« Flucht? Nach dem Gespräch über ihre Eltern? Ahnte er, dass sie fest entschlossen war, ihre Mutter und ihren Vater zu warnen? Der Gedanke daran schnürte ihr die Kehle zu.
    Matt holte geräuschvoll Luft. »Okay«, begann er, »dann wollen wir mal sehen, was wir hier haben.« Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und begann, den hinteren Teil der Hütte zu durchforsten.
    Emily brauchte einige Sekunden, dann fand auch sie ihre Sprache wieder. »Wonach suchen wir denn?«, fragte sie schließlich und sah sich unschlüssig in dem kleinen Raum um.
    Soweit sie erkennen konnte, war dies ein gewöhnlicher Abstellschuppen, vom Boden bis zum Dach mit altem Gerümpel vollgestopft. An der rechten Wand lehnten Besen und Schneeschaufel nebeneinander, in einer Ecke verstaubte ein Rasenmäher. Es gab zwei Schlitten, eine vor Dreck erstarrte Schubkarre, ein altmodisches Fahrrad mit zwei platten Reifen. Als sie eine Plane knistern hörte, drehte sie sich wieder um zu Matt.
    »Was ist das?«, fragte sie neugierig.
    Matt pfiff durch die Zähne. »Eine Enduro«, antwortete er und ging einen Schritt zur Seite, um Emily einen Blick zu ermöglichen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Gegenständen um sie herum, machte das Motorrad einen glänzenden Eindruck: Das rote Lack strahlte, das Chrom blitzte, das Schutzblech glitzerte so sauber wie frischer Schnee. Und mit diesen Geländereifen war sicher noch niemand durchs Moor gerollt.
    »Sieht aus wie neu«, stellte Emily fest, während sie näher trat.
    Matt nickte und befreite die Maschine vorsichtig von der restlichen Plane.
    »Vielleicht ist es ein Geburtstagsgeschenk für den Sohn«, schlug Emily vor. Sie tippte mit der Spitze ihres grünen Turnschuhs gegen das Rad. »Womöglich hat es der Vater in diesem Schuppen versteckt, weil hier nie jemand nach einem Geschenk suchen würde.«
    Matt warf Emily einen zweifelnden Blick zu, sagte aber nichts. Er stemmte die Hände in die Seiten und drehte sich dann langsam um die eigene Achse.
    »Und jetzt suchen wir was?«, fragte Emily.
    »Einen Werkzeugkasten oder etwas in der Art«, antwortete Matt. »Ich brauche ein Stück Draht, um …« Er vollendete den Satz nicht, so als sei ihm eben erst eingefallen, wem er da was erzählte. Aber Emily verstand auch so.
    »Du willst das Schloss knacken?«, fragte sie.
    Matt seufzte. »Der Junge wird sein Geschenk rechtzeitig bekommen, keine Sorge«, versicherte er. »Wir leihen es nur aus.« Während er durch einen Haufen Pappkartons balancierte, vorbei an einer Werkbank und einem Stapel Bretter, fügte er hinzu: »Ich bin nicht ganz sicher, wie weit der nächste Ort weg ist, aber so nah kann das nicht sein.« Und mit einem Blick zurück zu Emily: »Glaub mir, das willst du nicht laufen.«
    Emily antwortete nicht, aber innerlich resignierte sie. Bei der Vorstellung, noch einmal stundenlang durch das Moor zu stolpern, zog sich ihr Magen zusammen.
    »Wir bringen es zurück?«, fragte sie, während sie sich über das Motorrad beugte.
    »Natürlich«, murmelte Matt. »Wenn wir es je zum Laufen kriegen.«
    »Das dürfte kein Problem sein«, erwiderte sie. »Der Schlüssel steckt.«
    Matt, der die Schubladen eines alten Küchenschrankes durchstöbert hatte, hob den Kopf. »Perfekt!«, gab er überrascht zurück, ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Während er sich einen Weg zu ihr zurückbahnte, schob er Kisten und Eimer beiseite, um für das Motorrad Platz zu schaffen.
    Emily spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. In den vergangenen zehn Minuten hatte Matt mehr gelächelt als in den vorangegangenen zwei Tagen.
    Und es stand ihm. Wirklich. Hervorragend.
    Auf seiner rechten Wange zeichnete sich ein Grübchen ab. Und seine Augen begannen zu leuchten wie der Himmel kurz vor Sonnenuntergang.
    Emily räusperte sich und wandte ihre Aufmerksamkeit dem Gefährt zu. »Ich nehme an, du kannst fahren«, sagte sie bemüht beiläufig und klopfte mit der Hand auf die lederne Sitzfläche. Der Satz klang hohl in ihren Ohren, aber Matt schien es nicht zu bemerken.
    »Ich hoffe, du hast keine Angst aufzusteigen«, konterte er, und griff um sie herum nach dem Schlüssel. Automatisch machte Emily einen Schritt zur Seite, während Matt die Lenkradblockade löste, die Maschine von ihrem Ständer hob und Richtung Tür manövrierte.
    Emily sah ihm nach. »Ich habe wirklich keine Ahnung, was mir noch Angst

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