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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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haben keine Zeit mehr«, aber Emily beachtete ihn gar nicht. Sie griff seine Lederjacke, die sie am Tag zuvor über die Lehne des Sessels geworfen hatte, ließ ihren Blick sekundenschnell über den Rest des Raumes gleiten und stürmte wieder zur Tür hinaus. Draußen fiel eine Autotür ins Schloss. Ohne nachzudenken nahm Emily Matts Hand und zog ihn hinter sich die Treppe hinauf. Erst, als sie im ersten Stock angekommen und in den Flur eingebogen waren, ließ sie ihn wieder los.
    Matt sah auf sie hinab, in seinen Augen glitzerte es. Schweigend legte er einen Finger auf seine Lippen und bedeutete Emily, tiefer in den Flur hineinzugehen. Er selbst wandte sich wieder der Treppe zu und lauschte nach unten.
    Ein Schlüssel kratzte im Schloss, dann flog die Eingangstür auf.
    »Hast du nicht abgeschlossen?«, meckerte eine helle Frauenstimme sofort. Und als keine Antwort kam: »Stan, was riecht denn hier so? Ob Nelly und die Kinder schon vor uns hier waren?«
    Es klang, als würden schwere Koffer über die Einfahrt gezogen, Schritte wirbelten die Steinchen vor dem Haus auf und landeten dann plump auf den Holzdielen. Eine Männerstimme brummte etwas Unverständliches, dann quietschte eine Tür. In das Durcheinander an Geräuschen setzte Emily vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Sie wusste, der knarzende Boden würde sie verraten, wenn sie sich zu hastig bewegte, doch ihr war auch klar, dass es sicher nur eine Frage von kurzer Zeit war, bis die Besitzer des Hauses im ersten Stock nach dem Rechten sehen würden.
    Emilys Ziel war das Zimmer des Jungen. Wenn sie sich richtig orientierte, zeigten die Fenster des Raumes zum Garten, und es gab eine Tür zu einem der kleinen Balkone. Und von dort aus … Sie schüttelte über sich selbst den Kopf. Was machte sie hier eigentlich?
    »Du willst nicht wirklich über den Balkon fliehen, oder?« Matt wisperte in ihr Ohr, und Emily zuckte zusammen. Sie hatte nicht gemerkt, dass er so dicht hinter ihr war. Wortlos nahm er ihr seine Jacke aus der Hand, die sie noch immer umklammert hielt, und schlüpfte hinein.
    »Hast du eine bessere Idee?«, flüsterte Emily zurück. Sie hatten das Zimmer erreicht. Ganz sachte öffnete Emily die Tür, schloss sie wieder hinter ihnen und war mit ein paar Schritten an der Tür zum Balkon.
    »Emily«, setzte Matt im Flüsterton an, aber diese unterbrach ihn sofort.
    »Die Fassade ist voller Efeu«, raunte sie ihm zu. »An irgendetwas muss der doch hochwachsen.«
    »Hier oben ist nichts, Liebling!« Die dröhnende Stimme des Besitzers ließ beide zusammenzucken – sie klang viel zu nah, der Mann musste bereits draußen auf dem Gang stehen. Geistesgegenwärtig zog Matt Emily in den Spalt zwischen Schrank und Tür, die prompt aufflog. Emily hörte auf zu atmen und starrte auf den runden Griff, der zwei Millimeter vor ihrem Bauch schwebte.
    »Vielleicht sind sie noch mal weggefahren«, brüllte es in den Raum. »Hier sind sie jedenfalls nicht.« Der Knauf ächzte, dann federte die Tür ein wenig. »Wie oft haben wir ihnen schon gesagt, sie sollen das Feuer nicht unbeaufsichtigt lassen«. Seine wütende Stimme klang schon weiter entfernt. »Verdammt, das ganze Haus könnte abfackeln.«
    Behutsam holte Emily Luft und sah zu Matt, der neben ihr stand, zur Salzsäule erstarrt. Als sie hörten, wie die Schritte des Mannes die Treppe hinunterpolterten, nickte er ihr wortlos zu.
    »Das war knapp«, sagte Matt leise, als er die Glastür von außen zuzog. Der halbrunde Balkon war nicht mehr als ein Vorsprung von etwa einem Meter Breite, mit einer Balustrade aus steinernen Säulen. Er und Emily pressten sich mit dem Rücken an die Mauer, um von innen nicht gesehen zu werden. Der Streifen Wand war so schmal, dass sich ihre Körper auf ganzer Länge berührten. Obwohl Emily sicher war, dass ihr Herz lediglich wegen des vorausgegangenen Schocks so raste, war sie sich Matts Nähe ganz und gar bewusst.
    Sie nickte, während sie sich ein Stück in Richtung Brüstung schob. »Wir können unmöglich durchs Haus zurück«, flüsterte sie, »es muss hier irgendwie runtergehen.« Ohne Matts Antwort abzuwarten, lehnte sie sich über die Balustrade und griff nach den dunkelgrünen Blättern direkt neben ihr. Der Efeu hatte die Fassade an dieser Stelle des Hauses fast vollständig eingenommen, ausgehend von einem Beet am Fuße des Gebäudes bis kurz unter das Dach. Dabei war er bestimmt nicht willkürlich gewachsen – Äste und Laub waren sorgfältig in Form geschnitten worden,

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