Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)
gefunden? Wo sind sie?«
Sie hörte Matt schnauben. »Merkst du nicht, was hier läuft?«, gab er verärgert zurück. »Er weiß, dass du ihn belogen hast. Er ist vermutlich stinksauer und plant schon deine Sezierung.«
»Shhhh, würdest du bitte aufhören? Du machst noch die ganze Bar auf uns aufmerksam.« Nervös sah Emily sich um. Bislang hatte noch niemand von ihnen Notiz genommen, doch bei Matts wachsender Wut konnte dies nicht mehr allzu lange dauern. »Es ist doch ganz egal, warum er mich umbringen will«, wisperte sie ihm zu. »Ob aus reiner Mordlust oder weil er sich nicht gern täuschen lässt.« Der Gedanke ließ sie erschauern. »Ich kriege ihn auf diesen Parkplatz. Halte du dich einfach bereit, wenn es so weit ist.«
Matt antwortete nicht gleich, und Emily fragte sich schon, ob er gegangen war, da sagte er: »Warte nicht zu lange. Josh und Esther sind hinter der Bühne, aber die Vorbereitungen können nicht ewig dauern. Eve habe ich nicht gesehen, aber ich bin mir fast sicher, dass sie hier irgendwo steckt und Quayle beobachtet. Also, wenn du mit ihm die Bar verlässt und …«
»Matt! Er bezahlt!«
Sie konnte kein weiteres Wort sagen, denn schon kam Quayle auf sie zu, ein Whisky- und ein Cola-Glas in den Händen. Emily presste die Lippen aufeinander und zwang sich zu einem Lächeln, das der Mädchenmörder nicht erwiderte.
Matts Flüstern war nun kaum mehr zu hören. »Wenn du mit ihm die Bar verlässt, wird Eve nicht weit sein. Sobald wir den Kerl unschädlich gemacht haben, müssen wir verschwinden, bevor sie uns folgen kann.«
Statt zu nicken, senkte Emily ihre Lider. Quayle war nur noch wenige Schritte von ihr entfernt. Er musste an einem der Tische vor ihnen warten, an dem sich eine kleine Menschentraube staute. Durch ihre Wimpern hindurch riskierte Emily einen Blick in Matts Richtung. Sie sah seine Silhouette und dahinter eine Bewegung, die sie geschockt hochfahren ließ.
Eves rote Mähne flatterte durch den Raum, zwischen den Sesseln und Sofas und den übrigen Gästen hindurch direkt auf sie zu. Emily bekam einen Hustenanfall. Sie hatte keine andere Möglichkeit, Matt zu warnen, aber es war ohnehin zu spät.
»Meine Güte, Matt – was machst du hier? Wie bist du hergekommen? Das ist doch völlig unmöglich!« Eves Stimme, hell und aufgeregt. Emily konzentrierte sich auf Quayle, der sie beobachtete. Sie erwiderte seinen Blick, ohne eine Miene zu verziehen. Der Husten war vergessen.
»Ich – Eve!« Matt flüsterte nicht mehr, und der Horror in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Das ist … eine Überraschung.«
»Was tust du hier?«, wiederholte Eve, und das war der Moment, in dem Quayle Emilys Tisch erreichte und das Paar hinter der Säule entdeckte. Er musterte die beiden neugierig, und auch Emily erlaubte sich einen Blick. Eves Augen ruhten auf ihr, tausend Fragen darin. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Matt zu. Sie senkte ihre Stimme und redete leise auf ihn ein, während sie ihn mit sich zog, weg von Quayle, weg von Emily. Den Verlust, den diese verspürte, traf sie augenblicklich und mit Wucht. Das Letzte, das sie von Matt sah, waren sein entsetzter Gesichtsausdruck und seine Lippen, die lautlos drei Worte formten. »Warte auf mich.«
»Wer war das? Kannten Sie die beiden?« Quayle nahm wieder in seinem Sessel Platz, in der einen Hand einen Whisky, Emilys Cola in der anderen. Er sah sie fragend an.
Emily holte Luft. »Wen? Oh, die zwei – nein, keine Ahnung. Hörte sich an wie ein Streit.« Sie spürte, wie sie zitterte. Die Tatsache, dass sie nun mit Quayle alleine war, machte ihr mehr zu schaffen, als gut für sie war.
Quayle betrachtete sie. Es stand ihm ins Gesicht geschrieben, dass er ihr nicht glaubte, und er machte sich keinerlei Mühe, dies zu verbergen.
»Also«, sagte er, während er das Glas Cola vor Emily abstellte. »Wie haben Sie es geschafft, für diese Tagung zugelassen zu werden?« Er lehnte sich zurück und hielt den Rand seines Glases an seine Lippen, trank aber nicht. »Es hieß, es dürfen nur Ärzte an den Vorlesungen teilnehmen – Ärzte, Stipendiaten und Doktoranden.«
Emily räusperte sich. »Mein Onkel, ähm, hat mir geholfen, er stammt aus England«, antwortete sie. Liebe Güte, hör auf zu stammeln! »Weiß der Himmel, wie er das geschafft hat.«
Sie beugte sich vor, griff sich ihr Glas und nahm einen kräftigen Schluck. Uh! Die Cola schmeckte so widerlich süß, dass sich Emily unwillkürlich fragte, ob das Rezept seit den
Weitere Kostenlose Bücher