Zurück von den Toten - Dark Village ; 4
Stirn, wühlte in den Taschen ihrer Jeans, hatte offenbar was ganz Wichtiges zu tun.
Nora beobachtete sie unter halb gesenkten Lidern und dachte: Wenn du wüsstest, wie scheiÃegal mir das ist. Du wärst geschockt.
Sie zog die Träger ihres Badeanzugs auf den Schultern zurecht, griff nach Schwimmbrille und Badekappe und ging in den Duschraum, den man auf dem Weg zur Schwimmhalle durchqueren musste. Da standen drei Mädchen und unterhielten sich, während sie ihre nassen Badekappen aufsetzten.
Nora dachte, dass sie dünn, dünn, dünn und fröhlich waren. So fröhlich, dass es geradezu verrückt war. Unnatürlich. Was war mit denen los? Sie hatte Lust, sie zu fragen, wie man so dünn und so fröhlich sein konnte. Wieso war deren Leben derart unglaublich perfekt?
Da kam der Schrei aus der Schwimmhalle.
3
Eine Stunde später war alles mit Polizeiband abgesperrt. Der Teil der Schule, in dem sich die Schwimmbecken, die Turnhalle, die Garderoben und die Duschen befanden. Der ganze Bereich. Die Einzigen, die reindurften, waren die Leute von der Spurensicherung in ihren weiÃen Schutzanzügen mit Kapuzen und den blauen Plastikschützern über den Schuhen.
Der Ermittlungsleiter, Kruse und alle anderen, die keine nennenswerte Ahnung von Medizin oder Kriminaltechnik hatten, hielten sich raus.
Der Ermittlungsleiter war gereizt. âHat denn wirklich keiner die Thermoskanne mitgenommen? Denkt vielleicht mal einer von euch ein bisschen praktisch? Kruse, laufen Sie zurück ins Büro und â¦â
â7-Eleven ist näherâ, sagte Kruse.
âWas?â
âIm 7-Eleven gibtâs Kaffee. Gleich um die Ecke. Guten Kaffee.â
âDann holen Sie welchen. Und vergessen Sie die Quittung nicht.â
âWollen Sie auch?â Kruse blickte zu Lena Kristine Sigvardsen Moe.
âJa, gern.â
Kruse ging.
Der Ermittlungsleiter sagte: âIst das die Klasse Ihrer Tochter?â
âJa.â
âHat Ihre Tochter die Leiche gesehen?â
âNein, zum Glück nicht. Nur die Lehrerin. Als sie das Licht anmachte und den Schwimmunterricht vorbereiten wollte.â
âDas war die erste Stunde, oder?â
âJa. Die Lehrerin hat bemerkt, dass irgendwas im Becken schwamm. Sie dachte zuerst, es wäre Abfall. Sie hat eine Rettungsstange genommen und den vermeintlichen Müll an den Rand gezogen. Als ihr klar wurde, was das war, konnte sie gerade noch die Schüler daran hindern, ins Schwimmbad zu kommen. Das heiÃt, in die eigentliche Schwimmhalle.â
âAlso nur die Lehrerin war in der Halle?â
âSoweit ich verstanden habe, ja.â
âVon wem haben Sie das?â
âVon der Lehrerin selbst. Und ich habe mit Nora gesprochen. Sie sagt dasselbe.â
âGut.â Der Ermittlungsleiter nickte. âVielleicht haben wir dann einen einigermaÃen intakten Tatort. Hat die Lehrerin sonst noch was bemerkt?â
âNein.â
Der Ermittlungsleiter sah sie an. âWer ist sie?â
âDie Lehrerin?â
âDas Opfer, Moe, das Opfer!â
âEin Mädchen aus der Neunten. Sie heiÃt Cille oder jedenfalls wird sie so genannt. Vielleicht ist das nicht ihr richtiger Name. Fragen Sie den Polizeimeister, der weià das. Er hat gerade ihre Eltern angerufen.â
âWas haben die Eltern gesagt? Warum haben sie ihre Tochter nicht als vermisst gemeldet? Ich nehme an, das Mädchen war seit gestern Abend verschwunden?â
âDie Eltern wussten nicht, dass sie nicht zu Hause war.â
âAch nein?â
âSie sind gegen sieben aus dem Haus gegangen, um Freunde zu besuchen. Zu dem Zeitpunkt waren Cille und ihr Bruder Greg zu Hause. Die Eltern sind spät zurückgekommen. Da war im Haus alles ruhig, und sie haben gedacht, die Kinder seien schon schlafen gegangen. Erst heute Morgen haben sie angefangen, sich Sorgen zu machen.â
âSagt uns das was über die Familie?â
âVielleicht. Aber nicht unbedingt. Eine Verknüpfung unglücklicher Umstände, so was kommt vor.â
âUnd was ist mit diesem Bruder? Was sagt der?â
âDas hat noch keiner herausgefunden.â
âNa, die Eltern werden ihn doch wohl gefragt haben!â
âJa, natürlich, aber er ist ein bisschen ⦠Na ja, nicht unbedingt geistig zurückgeblieben, aber auch nicht ganz wie andere. Er ist ⦠minder intelligent.â
âMinder
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