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Zurück von den Toten - Dark Village ; 4

Zurück von den Toten - Dark Village ; 4

Titel: Zurück von den Toten - Dark Village ; 4
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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über ihre geöffneten Lippen, schwach und fern, gedämpft vom Plastik. Ihre Augen bewegten sich! Es war, als ob die Lider zusammengeklebt wären und es enorme Kraft erforderte, sie aufzureißen … aber da!
    Sie blinzelte. Einmal, zweimal. Sie versuchte, sich zu bewegen. Aber ihre Hände waren an den Körper gefesselt, ihre Beine an drei Stellen mit Klebeband umwickelt, an den Knöcheln, den Knien, den Oberschenkeln. Die Plastikfolie hüllte sie ein, saugte sich an Mund und Nase fest, als sie versuchte, tief einzuatmen. Panik stieg ihr ins Gesicht.
    Die Innenseite der Folie beschlug rasch. Mit aufgerissenen Augen wand sie sich. Aber es hatte keinen Zweck.
    Ein Teil des Mörders dachte: Lass sie frei. Tu das nicht. Es ist unmenschlich. Sie stirbt gerade, direkt vor deinen Augen. Das kannst du nicht tun!
    Aber dieser Teil siegte nicht. Es war sowieso zu spät. Es gab kein Zurück mehr.
    Das Mädchen sagte etwas. Sie beruhigte sich, brachte mühsam ihren Atem unter Kontrolle und schaffte es, etwas zu sagen, das durch die Folie drang wie durch eine Fensterscheibe: „Bitte.“
    Der Mörder schüttelte den Kopf.
    Das Mädchen wiederholte es, weder lauter oder heftiger noch verzweifelter, sondern in exakt demselben Tonfall: „Bitte.“
    Der Mörder schob den Fuß unter ihren Körper und drehte sie herum, rollte sie über den Rand, hinunter ins Wasser.
    Sie landete mit dem Gesicht nach unten und trieb auf dem Bauch, ohne jede Chance, sich herumzudrehen. Das war keine Absicht gewesen. Der Mörder überlegte einen Moment, ob es besser war, sie umzudrehen, damit es genauso wurde wie beim ersten Mal, entschied sich aber dagegen.
    Vielleicht war es gut, dass sie so lag. Vielleicht ging es so schneller.
    Vielleicht war es eine barmherzige Tat.



1
    Früher Mittwochmorgen.
    Mit einer seltsamen Spannung im Bauch entkleidete Vilde sich. Sie zerrte den Pullover über den Kopf, knöpfte die Jeans auf und schob sie über Hüfte und Schenkel hinunter. Die Hose fiel zu Boden. Vilde stieg heraus. Dann die Socken. Sie stand auf einem Bein und zog die eine Socke aus, wechselte auf das andere Bein und entledigte sich der zweiten. Ab und zu musste sie ein bisschen hüpfen, um die Balance zu halten.
    So. Sie legte die Klamotten ordentlich zusammen. Jetzt hatte sie nur noch den Slip an. Sie zögerte. Ihr kam ein absurder Gedanke: Und wenn man es ihr ansah? Oder vielleicht war der Gedanke gar nicht so absurd? Natürlich konnte man es sehen!
    Es war unglaublich schwierig, nicht an Charlene zu denken. Ihr Gesicht wurde jedes Mal heiß, ihr Körper schwer, wenn sie sich erinnerte, wie sie beide zusammen gewesen waren. Nackt auf dem Fußboden im Wohnzimmer.
    Sie blickte sich rasch um, ob jemand sie beobachtete. Nein, anscheinend nicht.
    Sie spürte ihren Körper auf eine ganz andere Art, seit sie mit Charlene zusammengekommen war. Alles fühlte sich anders an: ihre Brüste, der Bauch, die Hüften, die Schenkel. Es war, als ob Charlene sie immer noch liebkoste. Jeder kühle Lufthauch war Charlenes Finger – das andauernde leichte Kribbeln waren Charlenes Lippen und ihre Zunge.
    Nein! Sie hörte ihren eigenen Atem, heftiger als sonst, und sah, wie die kleinen Härchen am Unterarm sich aufrichteten, sich nach etwas streckten. Vielleicht nach einer zärtlichen Berührung, wie sie gestern so zahlreich gewesen waren.
    Sie überlegte, mit dem Slip zu warten, bis die Hitze im Körper wieder nachgelassen hatte. Bis sie sicher sein konnte, dass es ihr nicht mehr ins Gesicht geschrieben stand. Oder wenigstens, bis keiner mehr in der Nähe war, der es sehen konnte. Vilde drehte sich zu ihrem Kleiderstapel um, griff nach der Jeans und fasste erst in die eine, dann in die andere Hosentasche, als suchte sie etwas. Sie runzelte die Stirn und tat, als wäre sie ärgerlich. Dann beugte sie sich vor und legte die Hose wieder hin. Dabei spürte sie einen Luftzug unter den Brüsten, dachte: Hey, sind die so groß, dass sie baumeln?, und hätte am liebsten laut und lange gelacht.
    Da hörte sie den Schrei.

2
    Nora war es egal. Das redete sie sich nicht bloß ein. Es war ihr wirklich egal. Sie spürte es tief im Herzen. Es spielte keine Rolle, dass sie getrennt zur Schule gegangen waren. Es machte ihr nichts aus.
    Es spielte auch keine Rolle, dass Vilde dastand und sie total übersah, nur mit sich selbst beschäftigt; sie runzelte die
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