Zurückgeküsst (German Edition)
darüber aufkläre, wer du bist?“
„Nein!“, stieß ich hervor. „Nein, Nick! Lass uns einfach von hier verschwinden, okay? Bitte, Nick! Bring mich weg von hier. Bitte.“
Er zögerte, dann nickte er und griff nach seiner Brieftasche.
„Nein. Lass mich das machen.“ Ich riss meine Handtasche auf, schnappte mein Portemonnaie, holte einen Hundertdollarschein heraus und klemmte ihn unter den Zuckerspender. „Lass uns gehen.“
Ich hatte nicht das Gefühl zu gehen … Es war eher, als schwebte ich hinaus. Würde sie mich aufhalten? Meinen Namen rufen? Mich packen und in die Arme nehmen, mich küssen, weinen, um Verzeihung bitten?
Nein. Nichts von alledem. Nick hielt mir die Tür auf, und ich trat nach draußen.
Falls meine Mutter es bemerkte, sagte sie kein Wort.
18. KAPITEL
A ls Nick und ich zurückgingen, nahm ich nichts um mich herum wahr, doch plötzlich standen wir wieder vor dem Wagen. Nick öffnete die Beifahrertür, und ich stieg ein und schnallte mich an. Wie in Trance schaute ich aus dem Fenster. Wolken zogen gen Westen. Ein gelber Mini Cooper, genau wie meiner zu Hause, fuhr an uns vorbei. Schön. Nick hantierte mit seinem Handy. Coco stupste ihre kleine feuchte Nase gegen mein Kinn, weil ich sie offenbar im Arm hielt. Ich küsste ihren glatten Kopf, spürte ihren kleinen Körper, der gleichzeitig stark und zerbrechlich war. Wenn wir wieder nach Martha’s Vineyard zurückkehrten, sollte diese Hündin alles bekommen, was sie wollte. Eine Stunde Tennisball jagen am Strand. Einen ganzen Abend Bauch kraulen. Filet mignon zum Abendessen – so viel sie konnte.
„Bist du sicher, dass du jetzt wegwillst?“, fragte Nick und sah mich an.
Ich starrte geradeaus. „Ganz sicher.“
„Also gut.“ Er ließ den Motor an, und wir fuhren los. Wenige Minuten später hielten wir vor einem großen Backsteingebäude. Dem Ward Hotel. Sah nett aus. Nick ging zum Empfang und fragte nach einem Zimmer. Es gab eine kleine Diskussion wegen Coco. Nick klappte seine Brieftasche auf und zog ein paar Geldscheine heraus, und damit war die Diskussion beendet.
Ich hatte an diesem Tag meine Mutter gesehen.
Dieses große Gefühl von … was auch immer … kam erneut in mir hoch. Ach du Schande! Ich würde doch nicht … Ich konnte doch nicht … Ich war nicht der weinerliche Typ, oder? Nein. Natürlich nicht. Tief atmete ich durch und versuchte, es niederzudrücken, dieses dunkle hungrige Ding, und ich schaffte es auch, mit aller Kraft.
Nick kam mit unseren Koffern zurück. „Alles klar?“, fragte ich, und er sah mich ganz komisch an und sagte Ja, dann nahm er wie selbstverständlich meine Hand und führte mich zum Fahrstuhl. Ping. Perfekt. Keine Wartezeit.
Ich versuchte, alle Gedanken auszublenden und mich auf die Tapete zu konzentrieren, die Knöpfe, Coco. Wir stiegen aus und gingen den Flur hinunter. Gemusterter Teppich. Sehr hübsch.
Nick öffnete die Zimmertür. Wir traten ein. Hm. Nett. Netter, als ich erwartet hatte. Coco fing an, in den Ecken herumzuschnüffeln, und als sie nichts Interessantes entdeckte, sprang sie zufrieden aufs Bett.
Nick drehte sich zu mir und öffnete den Mund.
„Halt. Warte“, sagte ich und trat einen Schritt zurück. Mein Gesicht zuckte krampfartig, dieses dunkle Ding schien sich grollend aufzurichten, und ich hob abwehrend die Hände. „Ich muss dir etwas sagen.“
Plötzlich fiel es mir schwer zu atmen. Meine Lunge fühlte sich leer und verkrampft an. Ich öffnete und schloss den Mund. „Nick“, begann ich, und meine Stimme war tief und rau. „Alles, was du über mich gesagt hast … dass ich emotional verkrüppelt und herzlos bin … es ist wahr. Es tut mir so leid, Nick. Mir tut alles leid, was ich damals getan habe. Ich dachte, ich könnte … normal sein, schätze ich, aber ich glaube … Ich meine, wenn du bedenkst, wo ich herkomme … Ich bin genau wie sie.“
Meine Kehle war so zugeschnürt, dass ich kaum Luft bekam. „Sie hat mich nicht mal erkannt, Nick“, flüsterte ich. „Ich bin ihr einziges Kind, und sie hat mich nicht erkannt. Oder schlimmer noch, sie hat mich erkannt und ignoriert! Meine Mom … meine … Es tut mir so leid, Nick. Furchtbar leid.“
Da spürte ich Nicks Arme um mich, und er hielt mich fest, ganz fest an sich gedrückt. „Oh Liebling“, sagte er, und diese zärtliche Geste gab mir den Rest. Irgendetwas stimmte nicht, ich keuchte, meine Augen wurden heiß und nass. Mein Brustkorb zuckte krampfartig und eigenartige Geräusche kamen aus
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