Zurückgeküsst (German Edition)
mich.
„Nein, schon okay.“
Wieder standen wir einfach so da, und mir kam der Gedanke, dass Nick sich vielleicht auch ein bisschen unsicher fühlte. Sollten wir uns zusammenkuscheln? Miteinander schlafen? Ich musste mich dringend waschen. „Wie wär’s mit einer Dusche?“
„Äh, natürlich. Hier entlang.“ Er ging den Flur hinunter – wir hatten damals keinen gehabt, dafür war es zu eng gewesen – und zeigte mir ein fantastisches Badezimmer mit braun gesprenkelten Granitfliesen, einem großen, verglasten Duschbereich und einem Waschbecken, das eher wie moderne Kunst aussah als etwas, in das man Zahnpasta spuckte. „Handtücher sind hier.“ Er deutete auf einen Stapel verlockend flauschiger Badetücher. „Brauchst du sonst noch was? Ich bringe deinen Koffer in das … äh, ins Schlafzimmer.“
Er war tatsächlich nervös. Aus irgendeinem Grund erregte mich das. Oh, er wurde sogar rot, und sein Haar stand ihm fast senkrecht vom Kopf ab, weil er in den vergangenen Stunden so oft mit der Hand hindurchgefahren war. Im Moment wirkte er gleichermaßen erwartungsvoll wie abgekämpft und müde.
Ich drehte das Wasser auf und beobachtete eine Weile, wie es aus dem großen Duschkopf sprudelte. „Nick?“
„Ja?“
Ich löste den obersten Knopf meiner Bluse. „Sollen wir Wasser sparen?“
Erst sah er mich nur an, dann lächelte er. Früher, als er mit dem Studium schon fast fertig und ich noch auf dem College gewesen war, noch bevor alles so problematisch wurde, war das immer unser kleines Ritual gewesen, um uns nahezukommen. Gemeinsames Duschen – vorgeblich, um warmes Wasser zu sparen, vor allem aber, um im heißen Dampf auch heißen Sex zu erleben.
„Es herrscht tatsächlich eine Trockenperiode in der Stadt“, sagte er und kam endlich zu mir, nahm mich in die Arme und schob mich vor sich her in den Duschbereich, sodass wir, noch angezogen, völlig durchnässt wurden. Während wir uns küssten, knöpfte ich sein Hemd auf, und danach … kümmerte ich mich um ihn, wie ich es mir vorgenommen hatte.
21. KAPITEL
N ach dem Frühstück am nächsten Morgen (mit leckeren Bagels natürlich – New York hatte tatsächlich auch ein paar Vorzüge) rief Nick im Pflegeheim an, um sich nach seinem Vater zu erkundigen. Während er telefonierte, fuhr ich meinen Laptop hoch und las meine E-Mails. Da war mein richtiges Leben, in das ich schon sehr bald würde zurückkehren müssen. Tommy erlebte noch immer sein zweites Eheglück mit der treulosen Frau und hatte ein Foto angehängt, auf dem die beiden vor dem Leuchtturm von Gay Head standen. Er lächelte. Sie nicht. Ich schnitt eine Grimasse, überlegte, ob es wohl geschmacklos wäre, ihm zu raten, sich auf Herpes und weitere Geschlechtskrankheiten testen zu lassen, und tippte eine kurze, unverbindliche Antwort. Theo fragte an, wann ich geruhen würde, die Kanzlei wieder mit meiner Anwesenheit zu beehren (höflich für: „Schieb deinen Arsch hierher!“). Ich erinnerte ihn daran, dass ich neun Wochen Überstunden angesammelt hätte, und wies ihn freundlich auf die Richtlinien für Urlaubstage hin, die ich selbst ein paar Jahre zuvor erstellt hatte. Außerdem schrieb ich Carol (mit Kopie an Theo), dass, falls Theo sich nicht entspannte, sie ihm gern ein paar Beruhigungstabletten für Pferde untermischen könne, und dann würden wir ja sehen, wie das seinem Golfspiel bekomme.
Von Dad gab es kein Lebenszeichen, aber das war auch keine Überraschung. Ich glaubte nicht, dass er jemals in seinem Leben ein E-Mail geschickt oder von sich aus angerufen hatte. Allerdings hatte ich auch von BeverLee keine Nachricht bekommen, und das war ungewöhnlich. Willa hatte sich ebenfalls nicht gemeldet, was ich als schlechtes Zeichen deutete.
Kurz sah ich zu Nick hinüber, der jetzt offenbar mit einem Arzt sprach, dann loggte ich mich in mein Kreditkartenkonto ein. Da! Am Vortag waren einhundertacht Dollar von einer Pension in Rufus, Montana, abgebucht worden. Schön. Die beiden Flitterwöchler hatten von der frischen Luft anscheinend genuggehabt und sich irgendwo mit Bett und Dusche einquartiert. Das war nur verständlich.
Andererseits hatte Willa sonst immer Bescheid gegeben, wenn sie meine Kreditkarte benutzte – nicht weil sie um Erlaubnis fragen sollte, sondern weil sie mich wissen lassen wollte, dass es ihr gut ging. Das hier war also eine Premiere.
Mein Laptop piepste und kündigte eine Mail von Carol an. Pferdeberuhigungstabletten verabreicht. Vermisse deine schlechte Laune.
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