Zurückgeküsst (German Edition)
nichts und redete weiter. „Er kam dann … lassen Sie mich überlegen … vor etwa einem Jahr zurück. Etwas weniger? Ja, es war gerade nach Weihnachten, und er sah toll aus, wissen Sie?“
„Christopher ist Alkoholiker?“ Meine Stimme war ausdruckslos.
Miguel bekam große Augen. „Ich … habe ich das gesagt?Ich … äh … wissen Sie, vielleicht sollten Sie Nick fragen.“
Ich starrte Miguel an, ohne zu blinzeln, und spürte deutlich, wie mein Herz klopfte. Vage erinnerte ich mich, dass Nick etwas über Christopher und eine schwere Zeit erzählt hatte. Ah. Das Rätsel war gelöst. Wusste Willa davon?
„Oh Nick!“, rief Miguel nervös. „Wenn man vom Teufel spricht … Hallo! Geht ihr zum Mittagessen? Soll ich irgendwo reservieren?“
Nick sah von Miguel zu mir. „Hast du Hunger?“
Ich antwortete nicht.
„Harper? Möchtest du essen gehen?“
„Äh … ja.“
Nick runzelte die Stirn. „Also gut, dann gehen wir. Bis bald, Miguel.“
„Viel Spaß, Boss. Kommen Sie später noch mal rein?“
„Nein“, sagte Nick. „Aber ich melde mich.“
Ich schwieg, als wir das Gebäude verließen.
„Harper?“, fragte Nick auf der Straße. „Alles in Ordnung?“
„Eigentlich nicht“, sagte ich.
„Stimmt, ich habe den Eindruck, du würdest gern jemandem den Hals umdrehen“, witzelte er und nahm mich am Arm, um mich um eine zerbrochene Bodenplatte herumzuführen.
Ich riss mich los. „Ich will niemandem den Hals umdrehen, Nick. Ich fühle mich nur …“
„Nur wie?“
„Als hätte mir jemand einen Schlag in die Magengrube versetzt.“
Überrascht blieb er stehen. „Wieso?“
„Weil ich gerade erfahren habe, dass meine Schwester einen Alkoholiker geheiratet hat, der noch kein ganzes Jahr trocken ist.“ Ich hatte Mühe, nicht hysterisch zu werden. „Ich mache mir Sorgen.“
Nick sah auf den Bürgersteig. „Und das ist irgendwie meine Schuld, ja?“
„Es wäre wirklich schön gewesen, wenn du es mir erzählt hättest, Nick.“
„Komm mit. Lass uns das nicht auf der Straße besprechen.“ Er bugsierte mich in ein Restaurant. „Einen Tisch für zwei, bitte“, wies er die junge Frau an der Theke an.
„Wir haben geschlossen“, murmelte sie und blätterte in ihrer Zeitschrift weiter. Sie hatte ein Tattoo auf der Schulter – eine Hello Kitty mit Augenklappe. „Wir machen erst um 11 Uhr 30 auf.“
„Es ist 11 Uhr 29“, entgegnete ich scharf.
„Na schön.“ Sie klemmte sich zwei ledergebundene Speisekarten unter den Arm, führte uns zu einem Tisch unter einer großen Uhr und stampfte davon.
Ich atmete einmal tief durch, dann noch einmal. Nick sah mich nicht an, sondern baute einen Turm aus Zuckerpäckchen.
„Also gut“, begann er. „Christopher hat letzten Winter an einem Entzugsprogramm teilgenommen. Er ist seit etwa zehn Monaten trocken.“
„Und seit wann hat er ein Alkoholproblem?“, fragte ich ruhig. Es war, als würde ich jemanden unter Eid befragen.
„Seit der Highschool.“
Du meine Güte! Also fast sein halbes Leben! Ich trank einen Schluck Wasser.
„Harper, ich weiß, dass du das nicht hören willst, aber es nicht wirklich dein Problem, oder? Chris hat ein gutes Herz, und er gibt sich wirklich Mühe.“ Weitere Zuckerpäckchen kamen zum Einsatz.
Ich versuchte mich zu entspannen. „Nick, Willa war schon zweimal mit gutherzigen Männer verheiratet, die sich wirklich Mühe gegeben haben. Ehemann Nummer eins gab sich wirklich Mühe, nicht wieder ins Gefängnis zu kommen. Das hat er drei Wochen durchgehalten. Und Ehemann Nummer zwei gab sich wirklich Mühe, nicht schwul zu sein. Das hat er ungefähr eineinhalb Monate geschafft.“
„Na, da hat sie ja wirklich ein gutes Händchen bewiesen“, bemerkte Nick grinsend.
Ich biss mir auf die Lippe. „Nick“, entgegnete ich gedämpft, aber scharf. „Ich will nicht mit ansehen, wie meine Schwesterschon wieder eine Scheidung durchmacht. Eine Scheidung ist grässlich, wie wir beide sehr wohl wissen. Das ist nicht lustig. Was Männer angeht, hat sie ein denkbar schlechtes Urteilsvermögen.“
Nick erhöhte seinen Turm um eine weitere Lage Zuckerpäckchen.
„Würdest du bitte damit aufhören?“, sagte ich und legte meine Hand auf den Turm. Er brach zusammen.
„Jetzt hast du Taipeh 101 zerstört“, schalt er mich. Dann seufzte er und lehnte sich zurück. „Hör zu, Harper, ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Mir ist klar, dass du Willa beschützen willst, aber sie ist erwachsen. Und Chris
Weitere Kostenlose Bücher