Zurückgeküsst (German Edition)
okay?“, bat er. „Und ganz langsam, bitte. Ich suche meinen Vater.“
Wir kamen an FAO Schwartz und CBS vorbei, Bergdorf Goodman und Tiffany’s und vielen Geschäften, die es früher noch nicht gegeben hatte, wie etwa Niketown und Abercrombie. Da waren die Juweliere Rolex und Cartier, dann kam St. Thomas, die hübsche Episkopalkirche mit den blau getönten Glasfenstern und dem weißen Marmoraltar, ein Ort, an dem ich einmal Zuflucht vor der Sommerhitze gesucht hatte. Es war brechend voll in der Stadt, da wir mittlerweile Rushhour hatten.
„Man sollte meinen, dass jemand einen Kerl ohne Hose aufhält“, murmelte ich und sah aus dem Fenster. Aber dies war schließlich New York City.
„Ja“, meinte auch Nick und knabberte am Daumennagel. Auf Höhe der St. Patrick’s Cathedral klingelte erneut sein Telefon, gerade als wir links ranfuhren. „Mist! Wo? Okay.“ Er legte auf. „Fahren Sie weiter“, bat er den Fahrer.
„Was immer Sie wollen, Mister.“
„Sie haben einen Anruf bekommen von jemandem, der ihnweiter Downtown gesehen hat“, informierte mich Nick und sah wieder aus dem Fenster. „Die Polizei ist überall im Einsatz, aber bisher haben sie ihn nicht erwischt.“
Einen halben Block weiter schnellte Nick plötzlich vor. „Stopp! Fahren Sie rechts ran! Da ist er!“ Mit dem Finger deutete er nach vorn.
Und tatsächlich schlenderte Mr Lowery – auch wenn ich ihn als solchen nicht erkannt hätte – vor dem mit Flaggen bestückten Gebäude von Saks Fifth Avenue herum. Immer noch ohne Hose, wie ich bemerkte. Es herrschte dichter Verkehr, und Nick wartete nicht, bis der Fahrer das Taxi an den Bürgersteig gelenkt hatte, sondern warf ihm ein paar Scheine hin und stieg sofort aus. Andere Autos hupten, während er sich an ihnen vorbei zum Gehweg schlängelte. „Sei vorsichtig!“, rief ich ihm nach.
Der Taxifahrer hielt am Straßenrand, leider auf der gegenüberliegenden Seite von Saks, aber der Verkehr auf der Einbahnstraße war zu dicht. „Viel Glück“, meinte er, als ich mit Coco ausstieg.
„Danke.“ Mist. Ich konnte weder Nick noch Mr Lowery sehen … doch, da war Nick und verschwand gerade im Saks. Die Sicherheitsleute hatten Mr Lowery bestimmt aufgegriffen.
Ich drückte die immer schwerer werdende Coco an meine Brust und lief an die Ecke, um die Straße an der Ampel zu überqueren. „Entschuldigung“, wiederholte ich mehrfach, als ich in der Eile andere Fußgänger anrempelte, und wartete dann ungeduldig auf Grün.
Plötzlich sah ich Mr Lowery. Er war nicht im Saks … Er stand in all seiner hosenlosen Pracht auf der anderen Straßenseite und kratzte sich am … nun ja, lassen wir das! Wo war die Polizei, wenn man sie brauchte? Und Nick war im Geschäft!
Zumindest zog Mr Lowery nun einige Aufmerksamkeit auf sich. Passanten starrten ihn an, packten ihre Kinder und zerrten sie in eine andere Richtung, während er die Ampel überquerte, das Geschäft an der Ecke musterte und hineinging.
Es war ein American-Girl -Geschäft mit allem, was ein junges Mädchen sich nur wünschen konnte, von Puppen über Kuscheltierebis zur Märchenverkleidung. Und nun auch mit einem halb nackten alten Mann …
„Verdammt“, murmelte ich.
Dann wurde es endlich auch für mich grün, und ich hastete über die Straße und in das Geschäft, wo sich … oh nein! … Dutzende von Mädchen mit ihren Eltern drängten. Ich drückte Coco an mich, stellte mich auf Zehenspitzen und sah in jede Richtung. Kein Mr Lowery. Ach, komm schon! Wo war er hingegangen? Hier musste er doch auffallen!
Und da verschwand er gerade hinter einem Ausstellungstisch mit grinsenden Puppen in lila Gymnastikanzügen.
„Mommy!“, sagte ein kleines Mädchen. „Der Mann da hat gar keine …“
„Oh mein Gott!“, rief ich, so laut ich konnte. „Da draußen ist Justin Bieber! Ich habe Justin Bieber gesehen!“
Spitze Schreie zerrissen die Luft, und etliche Mädchen drängten zur Tür. Ich wich aus, wurde ein bisschen gestoßen und getreten, aber immerhin hatte ich etwa hundert Mädchen davor bewahrt, zu viel über die Anatomie alter Männer zu lernen. Ich eilte zu der Stelle, an der ich Mr Lowery zuletzt gesehen hatte, und kam an einer müde aussehenden Sicherheitsangestellten vorbei – die ihren Job offensichtlich nicht besonders gut erledigte, wenn sie halb nackte Männer durchließ! Dafür registrierte sie sofort Coco, aber das vermutlich auch nur, weil sie gerade bellte. „Hunde sind hier nicht erlaubt, Ma’am“,
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