Zurückgeküsst (German Edition)
„Aber offensichtlich ist irgendwas passiert.“ Ich hielt inne. „Ist er … rückfällig geworden?“
Zerknirscht sah sie mich an. „Du hast es herausgefunden, hm?“
Ich zuckte kurz mit den Schultern und nickte.
„Nein, er ist immer noch trocken. Zumindest war er es, als ich ging.“ Sie fing wieder an zu weinen, hob ihren Becher hoch, setzte ihn aber, ohne zu trinken, wieder ab.
„Was war es dann, Willa?“
Sie sah mich an. „Harper … Er will, dass wir nach Montana ziehen, und er findet, dass ich mir einen Job suchen soll, um ihn eine Weile zu unterstützen, damit er sich ‚auf seine Erfindungen fokussieren‘ und die Sache mit dem Thumbie ins Rollen bringen kann.“
Ich biss mir auf die Unterlippe. „Thumbie“ war tatsächlich der dümmste Name für ein Produkt, den man sich vorstellen konnte.
„Ich meine … ernsthaft“, fuhr Willa fort und wischte sich mit einer Serviette die Tränen ab. „Was soll ich denn da draußen machen? Kellnern? Als Cowboy arbeiten? Damit er zu Hause bleiben und herumexperimentieren kann? Ich will ein Kind haben, verdammt, und nicht wieder arbeiten!“
„Ähm … Du bist erst eine Woche verheiratet, Willa“, bemerkte ich.
„Ich weiß, Harper“, sagte sie gequält. „Hör zu, halt mir jetzt bitte keine Vorträge. Du hattest recht. Christopher ist nicht gut genug für mich …“
„Ich bin mir ganz sicher, dass ich das so nie gesagt habe!“
„Wie auch immer. Du hast gesagt, ich soll ihn nicht heiraten, und ich habe nicht auf dich gehört.“
„Wo ist er denn jetzt?“
„In Montana, denke ich. Da habe ich ihn jedenfalls sitzen lassen.“ Tränen quollen ihr aus den hübschen blauen Augen. „Harper, ich weiß nicht, was schiefgelaufen ist. Vorher war alles so toll … und dann ging einfach alles den Bach runter. Ich meine, die Flittertage waren schrecklich – am Tag überall Mücken, und nachts war es bitterkalt … Und Chris kann überhaupt nicht kochen …“
„Na, aber du kochst doch ganz gut, Willa“, warf ich ein.
„Nicht auf offenem Feuer! Ich bin doch kein Höhlenmensch!“ Sie seufzte, wischte sich über die Augen und sah mich reumütig an. „Es tut mir leid, Harper. Du bist die Einzige, die mich versteht. Ich bin gesprungen, ohne hinzugucken, so wie immer. Ich bin eine dumme Gans, und das weiß ich jetzt auch.“
„Du bist keine dumme Gans“, tröstete ich sie und streichelte ihr übers Haar.
„Können wir bitte nicht mehr darüber reden? Es tut mir leid, ich bin … einfach erschöpft. Kann ich eine Weile hier wohnen? Ich kann Mama und Daddy gerade nicht gegenübertreten. Mama wird es das Herz brechen.“
Ich fragte mich, ob sie über die aktuelle Situation bei Dad und BeverLee informiert war. Es kam mir nicht so vor. „Sicher“, sagte ich. „Aber … äh, hör mal. Dennis ist hier, und wir brauchen nachher ein bisschen … Privatsphäre.“ Na toll! Das klang ja, als hätten wir ein Schäferstündchen geplant. „Ich muss … mit ihm reden.“
Willa nickte träge. „Hast du was dagegen, wenn ich ein kleines Nickerchen mache? Ich bin so müde.“
„Nein, natürlich nicht. Komm mit. Ich bring dich ins Bett.“
Sie stand auf. „Danke übrigens für deine Kreditkartennummer. Die hat mir das Leben gerettet.“
Fünf Minuten später lag meine Schwester im Gästebett, Coco mit Hase an ihren Rücken gekuschelt. „Ruf mich, wenn du was brauchst“, sagte ich und zog die Jalousien zu.
„Mach ich.“ Ihre Augen waren bereits geschlossen.
Ich ging zurück in die Küche und setzte mich wieder. Dann nahm ich einen Muffin und sezierte ihn mit dem Buttermesser.Ein neuer Gedanke kam mir in den Sinn, langsam, aber überzeugend. Willa war … verwöhnt. Sie war süß, optimistisch, voller Energie, freundlich … und verwöhnt.
Und ich war diejenige, die sie verwöhnt hatte. Nacheinander hatte sie sich in drei Ehen gestürzt, und ich hatte sie aus zweien rausgeholt. Außerdem hatte ich ihr Tausende von Dollars geliehen, von denen ich keinen einzigen wiedergesehen hatte – ich hatte weder darum gebeten noch es gefordert. Ich hatte ihr einen BWL-Kurs bezahlt … den sie nach drei Wochen abgebrochen hatte. Den Juristenkurs hatte sie ein bisschen länger durchgehalten … vier Wochen, um genau zu sein. Als sie mich davon überzeugt hatte, dass sie schon immer von einer Lehre als Steinmetzin geträumt hätte, hatte ich auch das bezahlt, plus ihre Lebenshaltungskosten, während sie zwei Wochen damit verbracht hatte, herauszufinden, dass
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