Zurückgeküsst (German Edition)
mit Dennis zusammen schliefen.
Eine lange Zeit starrte ich an die Decke und überlegte, was ich tun sollte und wie. Schließlich rollte ich mich auf den Bauch und zog mir das Kissen über den Kopf. Zeit zu schlafen. Am Morgen würde sicher alles besser aussehen.
24. KAPITEL
D och da hatte ich mich getäuscht. Am darauffolgenden Morgen sah nichts besser aus.
Ich stand früh auf, als das Sonnenlicht durch mein Fenster fiel, ließ Coco hinaus und kochte Kaffee. Dennis schlief noch und würde vermutlich noch eine ganze Weile liegen bleiben, gemessen an der Anzahl seiner Biere vom Vorabend. Das bevorstehende Gespräch machte mir Angst, und mein schlechtes Gewissen plagte mich sehr. Es war Viertel vor sieben; Dennis würde bestimmt noch ein paar Stunden schlafen. Sie können mich gern als Feigling bezeichnen, aber ich wollte nicht bei ihm reinplatzen und ihn mit der Nachricht wecken, dass ich ihn doch nicht heiraten würde.
Es war Zeit, Muffins zu backen. Dennis liebte Muffins, und so würde er welche bekommen. Wenn ich ihn schon abservierte, sollte er wenigstens etwas Leckeres zu essen bekommen. Ich holte ein selten benutztes Kochbuch hervor – „Das große Texas-Koch- und Backbuch“, natürlich ein Geschenk von BeverLee, mit Rezepten für solche Mengen von Essen, das ganze Footballmannschaften satt werden würden und somit auch Dennis mindestens für die erste Runde Frühstück – und machte mich ans Werk. Ich backte selten. Meine Mom und ich hatten oft gebacken, meistens Kekse, die wir dann vor einem altersmäßig nicht angemessenen Film verspeist hatten. Bev kochte lieber – das beste Geschenk, das ich ihr je gemacht hatte, war eine Minifritteuse letztes Weihnachten gewesen. Sie hatte sich so sehr darüber gefreut, dass man hätte denken können, ich hätte ihr einen Monat Urlaub auf den Griechischen Inseln beschert. Aber BeverLee war schon immer leicht zu erfreuen gewesen.
Als die Muffins im Ofen waren, überprüfte ich mein neu aufgeladenes Handy. Ja, da waren neun Nachrichten von Kim, die mich vor der Überraschung am Flughafen hatte warnen wollen. Eine von Willa, die nur sagte, dass sie gehofft habe, mich zu erwischen. Keine von Bev, obwohl ich ihr tags zuvor vom Logan Airport aus eine Nachricht geschickt hatte. Und nichts von Nick.
Ich hätte jetzt so gern seine Stimme gehört, und diese Erkenntnis wurde von einem merkwürdigen Ziehen im Bauch unterstrichen. Vielleicht machte sich jetzt aber auch nur das ganze ungesunde Essen der letzten Woche bemerkbar, und meine Arterien waren mit Schweizer Käse verstopft. Oder ich hatte Angst, dass Nick mich aufgegeben hatte, was weitaus wahrscheinlicher (und schrecklicher) war als die Herzinfarkttheorie.
Vielleicht hatte er mir eine E-Mail geschickt. Schließlich hatte ich alle meine Nummern und Adressen auf seiner Küchentheke in New York hinterlassen als Zeichen, dass ich unbedingt Kontakt halten wollte. Ich sprang zu meinem Laptop und wartete mit trommelnden Fingerspitzen, dass er hochfuhr.
Keine Mail von Nick, welch eine Enttäuschung! Doch als ich die Liste gerade wegklicken wollte, entdeckte ich etwas anderes.
Es war eine Nachricht meiner Kreditkartengesellschaft über eine kürzlich erfolgte Abbuchung. United Airlines, 529 Dollar. Am Vortag.
Uh, das klang gar nicht gut.
Noch ehe ich den Gedanken weiterverfolgen konnte, fuhr ein Auto vor. Voller Sorge sah ich aus dem Fenster, und tatsächlich! Es war Willa, die mit verquollenen Augen und strähnigen Haaren aus einem Taxi stieg.
Von Chris war weit und breit nichts zu sehen.
„Willa!“, rief ich und rannte ihr entgegen. Meine Schwester warf sich mir in die Arme.
„Harper, ich bin ja so eine dumme Kuh“, heulte sie los. „Du hattest recht! Ich hätte niemals heiraten sollen!“
Eine Dreiviertelstunde später saß meine Schwester frisch geduscht in Shorts und T-Shirt vor mir am Küchentisch, einen Becher Tee neben dem Ellbogen.
„Möchtest du etwas essen?“, bot ich an. „Muffins? Toast? Eier? Bohnen? Eiscreme?“
„Nein, ich kann nichts essen.“ Sie sah blass aus.
„Was ist denn passiert, Liebes?“ Ich kaute wieder einmal an meiner Nagelhaut herum, legte die Hand dann aber schließlich in den Schoß.
„Tja“, sagte sie und zwang sich zu lächeln, „ich hätte auf dich hören sollen. Das werde ich mir demnächst auf die Stirn tätowieren lassen. ‚Hör auf Harper, weil du eine dumme Kuh bist.‘ Vielleicht lerne ich dann etwas dazu.“
„Du bist keine dumme Kuh“, widersprach ich.
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