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Zurückgeküsst (German Edition)

Zurückgeküsst (German Edition)

Titel: Zurückgeküsst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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abrupt stehen, drehte sich herum, und mein Haar streifte einen Ast und blieb hängen. Vor Schmerz schrie ich laut auf und griff nach oben, bevor mir die Haare ausgerissen wurden. Ängstlich sah ich mich um … sieben oder acht Zedern standen dicht nebeneinander, fast wie ein Schutzwall. Oder eine Falle. Vor mir war der Bär, hinter mir die Zedern.
    Ich schluckte hektisch und zerrte an meinem Haar – so ein Mist! Ich hing richtig fest. Falls Bob jetzt davonpreschte, würde mir sicher ein Stück meiner Kopfhaut weggerissen. Was mir natürlich egal wäre, solange ich nicht bei lebendigem Leib gefressen wurde. Konnte ich auf einen Baum klettern? Sollte ich es versuchen? Aber Bären konnten auch klettern, oder? Oh Mann, dieser Tag wurde mit jeder Sekunde beschissener!
    Bob schien da ganz meiner Meinung zu sein. Er wieherte leise und zitterte so heftig, als befände er sich im Todeskampf oder so etwas, ich kannte mich da nicht aus. „Bitte stirb jetzt nicht, Bob! Das ist nicht der richtige Moment! Beruhige dich! Es ist doch nur ein … Grizzlybär.“ Meine Stimme klang panisch.
    Der zottige Bär stand weiter auf allen vieren und war trotzdem riesengroß. Selbst aus der Entfernung konnte ich seine langen, glänzenden Krallen sehen, die zweifellos messerscharf waren. „Nicht gut, nicht gut, nicht gut“, murmelte ich. Mein Herz schlug so fest und schnell, dass ich dachte, ich müsste in Ohnmacht fallen. Was meine Überlebenschancen sicher nicht gesteigert hätte. Ich atmete tief ein und versuchte nachzudenken.
    Okay. Also. Was tut man, wenn ein Grizzly angriffsbereit vor einem steht? Fliehen? Fliehen klang gut, ein Pferd konnte einem Grizzly bestimmt davongaloppieren. Oder nicht? Warum hatte ich nur das älteste Pferd von ganz Nordamerika unterm Sattel? Warum saß ich stattdessen nicht auf Seabiscuit? Vielleicht war es aber auch gar nicht so schlecht … ich musste immerhin nur schneller sein als Bob. Wie wäre es mit Schreien? Sollte ich schreien? Ja, ich sollte schreien.
    „Hilfe!“, piepste ich, da meine Stimmbänder irgendwie ihren Dienst zu versagen schienen. „Brianna!“ Ach so, die war ja viel zu sehr damit beschäftigt, meinen Freund zu verführen, als mich zu retten. „Dennis!“ Viel besser – Feuerwehrmann, groß, stark, daran gewöhnt, Leben zu retten. „Den? Hilfe! Dad? Kann mir irgendjemand helfen?“
    Doch nur der Bär schien mich zu hören. Er hob die Schnauze und witterte. Merke: Nicht schreien! Ich sah das Drama bereits in allen Farben vor mir: wie mein lebloser Körper in eine Höhle geschleift wurde, wo süße kleine Bärenjungen mein Skelett abnagten. Später würde mein Schädel von einem Trupp Pfadfinder gefunden werden, die das schrecklich aufregend fänden.
    Bob, der meinen Gedankengang zu erraten schien, buckelte leicht, und das Reißen an meinen Haaren trieb mir die Tränen in die Augen. Ich klammerte mich am Sattelhorn fest. „Schluss damit!“, zischte ich. „Wage es ja nicht, mich abzuwerfen!“
    Sollte ich absteigen? Nein. Oder doch? Ich hatte keine Ahnung. Außerdem hing mein Haar immer noch an dem Zweig fest, also konnte ich gar nicht absteigen. Was hatte Brianna gesagt? Wenn Sie einen Grizzly sehen, bitte keine Panik. Toll. Danke vielmals für diese detaillierte Information, Brianna!
    Und dann, Gott sei’s gepriesen, hörte ich plötzlich Hufgetrappel. Langsames Hufgetrappel … nun gut, sie kamen nicht gerade zu meiner Rettung herangeprescht. Der Bär drehte sich herum und schnüffelte wieder, und mir wurde schlagartig der Mund trocken. Er … war … riesig.
    „Stopp! Da ist ein Grizzly!“, rief ich schwach. „Vorsicht!“
    „Harper, wo, zum Teufel … ach du Schande, der ist ja riesig, verdammt noch mal!“
    Es war Nick, der auf Satan den Weg zurückgeritten kam. Und ich dankte Gott, dass er hier war, Exmann hin oder her. Er zog an den Zügeln, und sein Pferd blieb gehorsam stehen. Satan hatte die Ohren nach vorn gerichtet, er wirkte aufmerksam und leicht nervös, aber nicht so panisch wie Bob.
    „Harper? Wo bist du, Liebes?“ Nicks Stimme klang ruhig, obwohl ich nicht den blassesten Schimmer hatte, warum. Er warein New Yorker, um Himmels willen, und nicht gerade ein naturburschiger Bergfex!
    „Nick, wir sind hier drüben! Mein Pferd steckt fest. Und mein Haar hat sich verfangen.“
    Nick riss sich vom Anblick des Bären los und sah zu mir herüber. „Versuche, nicht in Panik zu geraten“, sagte er.
    „Ich gerate nicht in Panik – ich hab nur schreckliche

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