Zurückgeküsst (German Edition)
nicht ulkig? Ich heirate tatsächlich den Bruder deines Exmannes!“
2. KAPITEL
A ls ich kurz darauf das Gespräch beendete, merkte ich, dass meine Hände zitterten. „Dennis?“, sagte ich. Meine Stimme klang eigenartig, und Pater Bruce sah besorgt zu uns herüber. Ich lächelte ihn an – nun gut, ich versuchte es zumindest. „Den?“
Mein Freund fuhr zusammen. „Alles okay, Liebling? Du siehst … komisch aus.“
„Es ist etwas passiert. Willa hat … äh … könnten wir unser Gespräch wohl auf später vertagen? In ein paar Wochen?“
Man konnte ihm die immense Erleichterung sofort ansehen. „Oh … ja, sicher! Natürlich! Geht es deiner Schwester gut?“
„Ja … na ja, also … Sie wird heiraten.“
„Cool.“ Er runzelte die Stirn. „Oder nicht?“
„Es ist … nicht cool. Ich muss jetzt los, Dennis. Tut mir leid.“
„Nein, nein, ist schon gut“, sagte er. „Soll ich dich nach Hause fahren? Oder bei dir bleiben?“
„Heute Nacht nicht, Dennis, aber danke.“
Ich muss seltsam geklungen haben, denn Dennis zog die Augenbrauen zusammen. „Bist du sicher, dass es dir gut geht?“ Über den Tisch hinweg griff er nach meiner Hand, und ich drückte seine dankbar. Wenn man die harte Schale erst einmal durchdrungen hatte, war Dennis ein wirklich lieber, guter Kerl.
„Alles in Ordnung. Danke. Es ist nur … tja, die Hochzeit soll schon in zwei Wochen stattfinden. Das war dann doch ein kleiner Schock.“
„Oh, absolut.“ Er lächelte und küsste mir die Hand. „Ich ruf dich später an.“
Ich fuhr nach Hause, ohne die Straße oder den Verkehr richtig wahrzunehmen, aber offenbar schaffte ich es, keine Fußgänger oder Bäume anzufahren. Da wir uns mitten in der Hochsaison befanden, wählte ich den Weg durch das Hinterland, fuhr nach Westen in einen beinahe brutalen Sonnenuntergang aus großen roten und violetten Flecken, blickte gebannt auf die endlosenFelswände, die Kiefern und Eichen und die mit grauen Schindeln gedeckten Häuser. Die Zeit, die ich außerhalb dieser Insel verbracht hatte – der Besuch auf dem College, der kurze Abstecher nach New York und dann das Jurastudium in Boston –, hatte mich in dem Glauben bestärkt, dass dies der schönste Ort der Welt war.
Auf Martha’s Vineyard gab es acht Ortschaften. Ich arbeitete in Edgartown mit seinen weißen Kapitänshäusern, den Vorzeigegärten und natürlich dem schönen Gerichtsgebäude aus roten Ziegeln. Dennis wohnte im malerischen Oak Bluffs, das für seine bunten „Zuckerbäckerhäuschen“ im viktorianischen Stil berühmt war, die die Methodisten im 19. Jahrhundert für ihre gut besuchten jährlichen Treffen bauen ließen. Und ich wohnte in Menemsha, einem kleinen Stadtteil von Chilmark.
Nachdem ich geduldig gewartet hatte, bis eine Gruppe Touristen die Straße überquert hatte, bog ich in die mit zerstoßenen Muscheln bestreute Auffahrt zu meinem Haus ein. Es war recht klein und unauffällig von außen, von innen aber war es perfekt. Und die Aussicht … die Aussicht war unbezahlbar! Wenn es auf Martha’s Vineyard ein Arbeiterviertel gab, dann war es hier, am „Dutcher’s Dock“ von Menemsha, wo noch immer die Hummerfischer ihren Fang einbrachten und immer noch Schiffe ausfuhren, um Schwertfisch zu fangen. Der Vater meines Vaters war ein solcher Fischer gewesen, und ich wohnte in seinem früheren Haus.
Durch das Wohnzimmerfenster sah ich immer wieder Cocos weiß-braunen Kopf auftauchen, während mein Hund auf und ab sprang, um sich zu vergewissern, dass ich tatsächlich nach Hause gekommen war. Im Maul trug sie ihr Lieblingsknuddeltier, einen weißen Stoffhasen, der fast größer war als sie selbst. Coco war eine Mischung aus Jack Russell und Chihuahua und vermutlich leicht schizophren, da sie, je nachdem, wie sie es brauchte, vom überschwänglichen, anhänglichen Jack Russell zum schüchternen, verletzlichen Chihuahua wechselte. Im Moment war sie ausgelassen und fröhlich, aber wenn es darum ging, dass sie ins Körbchen sollte, würde sie sich wieder in ein armeszitterndes Hündchen verwandeln, das unbedingt mit dem Kopf auf meinem Kissen schlafen musste.
Ich schloss die Tür auf und trat ins Haus. „Hallo, Coco“, begrüßte ich meinen Hund, der mir mit einem einzigen Satz auf die Arme sprang und mir das Kinn leckte. „Hallo, mein Baby! Wie geht’s meinem Mädchen, hmm? Hattest du einen schönen Tag? Hast du den Roman fertiggeschrieben, an dem du gerade arbeitest? Ja? Oh, braves Mädchen!“ Ich gab ihr
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