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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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Spieß« … was für ein dämlicher Ausdruck, eher wie ein abgestochenes Schwein.
    »Scheiße, sie hätten ihm wenigstens die Ohren zustopfen können!«
    »Mit Petersilie?« fragte Franck und lachte sich einen.
     
    Und jetzt, ja, jetzt zeichnete sie, um nicht noch mehr zu sehen. Sie konzentrierte sich auf Gastons Hände, um nichts mehr zu hören.
    Es ging nicht gut. Sie zitterte.
     
    Als die Sirene verstummt war, steckte sie ihr Heft in die Tasche und ging näher heran. Das war’s, es war vorbei, sie war neugierig und hielt ihr Glas zum Nachschenken hin.
     
    Sie bearbeiteten die beiden mit dem Schneidbrenner, es roch nach verbranntem Schwein. Auch dieser Ausdruck war perfekt, traf es haargenau, wenn man so will. Dann schabten sie sie mit einer seltsamen Bürste ab: einem Holzbrett, auf das Kronkorken falsch herum aufgenagelt waren.
    Camille malte das Brett.
    Der Schlachter begann mit dem Schneiden, und sie stellte sich hinter die Bank, damit ihr nichts entging. Franck freute sich darüber.
    »Was ist das?«
    »Was denn?«
    »Diese durchsichtige, klebrige Kugel da?«
    »Die Blase. Es ist übrigens nicht normal, daß sie so voll ist. Das stört ihn bei der Arbeit.«
    »Aber das stört mich überhaupt nicht! Hier, da isse!« fügte er hinzu und schnitt sie mit dem Messer heraus.
    Camille ging in die Hocke, um sie sich genauer anzuschauen. Sie war fasziniert.
     
    Ein paar Jungen mit Tabletts in der Hand pendelten zwischen dem noch dampfenden Schwein und der Küche.
    »Hör auf zu trinken.«
    »Ja, Madame Rika.«
    »Ich bin zufrieden. Du hast dich tapfer gehalten.«
    »Hattest du Angst?«
    »Ich war gespannt. Gut, aber das war noch nicht alles, ich hab noch zu tun.«
    »Wo gehst du hin?«
    »Meine Sachen holen. Geh ins Warme, wenn du willst.«
     
    Sie fand sie alle in der Küche. Eine Reihe aufgekratzter Hausfrauen mit ihren Holzbrettern und Messern.
    »Komm hierher!« rief Jeannine. »Lucienne, machen Sie ihr mal Platz an der Pfanne. Meine Damen, das hier ist Francks Freundin, Sie wissen schon, von der ich vorhin gesprochen habe. Die wir gestern abend wiederbelebt haben. Komm, setz dich zu uns.«
     
    Der Geruch von Kaffee mischte sich mit dem von heißen Innereien, es wurde viel gelacht. Viel geschnattert. Ein wahrer Hühnerstall.
     
    Dann kam Franck. Ah! Da isser ja! Der Koch! Sie giggelten noch mehr. Als sie ihn sah, in seiner weißen Jacke, wurde Jeannine ganz betrübt.
     
    Er ging hinter ihr vorbei zum Herd und faßte sie an der Schulter. Sie schneuzte sich in ihr Geschirrtuch und lachte wieder mit den anderen.
     
    An diesem Punkt der Geschichte fragte sich Camille, ob sie nicht im Begriff war, sich in ihn zu verlieben. Verdammt. Das war nicht vorgesehen. Nix da, sagte sie sich und schnappte sich ein Brett. Nix da, nur weil er einen auf Dickens gemacht hatte. Sie würde ihm trotzdem nicht auf den Leim gehen.
     
    »Haben Sie was für mich zu tun?« fragte sie.
    Sie erklärten ihr, wie sie das Fleisch in ganz kleine Stücke schnitt.
    »Was wird damit gemacht?«
    Die Antworten ertönten von allen Seiten:
    »Wurst! Würste! Kaidaunen! Pasteten! Hausmacher!«
    »Und Sie, was machen Sie mit Ihrer Zahnbürste?« Sie beugte sich zu ihrer Nachbarin hinüber.
    »Ich wasch die Därme.«
    »Igitt.«
    »Und Franck?«
    »Franck wird das Gekochte machen. Die Blutwurst, die Kaidaunenwurst und die Leckereien.«
    »Was für Leckereien?«
    »Den Kopf, den Ringelschwanz, die Ohren, die Füße.«
    Igittigitt.
    Eh … Wie war das noch? Seinen Posten als Ernährungswissenschaftler trat er erst am Dienstag an, oder?
     
    Als er mit Kartoffeln und Zwiebeln aus dem Keller kam und sah, wie sie zu ihren Nachbarinnen schielte, um zu lernen, wie man das Messer hielt, nahm er es ihr aus der Hand:
    »Das faßt du nicht an. Jedem seine Aufgabe. Wenn du dir einen Finger abschneidest, bist du ganz schön angeschmiert. Jedem seine Aufgabe, sag ich. Wo ist denn dein Heft?«
    Dann, an die Klatschbasen gewandt:
    »Es stört euch doch nicht, wenn sie euch malt?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Doch, meine Dauerwelle ist schon ganz hinüber.«
    »Komm schon, Lucienne, zier dich nicht so! Wir wissen doch alle, daß du eine Perücke aufhast!«
    Soviel zur Stimmung: Club Mediterrannée auf dem Bauernhof …
     
    Camille wusch sich die Hände und zeichnete bis zum Abend. Drinnen, draußen. Das Blut, das Aquarell. Die Hunde, die Katzen. Die Kinder, die Alten. Das Feuer, die Flaschen. Die Kittelschürzen, die Strickjacken. Unter dem Tisch die

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