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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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wurde. Okay, ich erspar dir die Details, die spöttischen Bemerkungen, die Seifenstücke, die in seinem Spind versteckt wurden, all das. Irgendwann mal mußten wir in einem Hotelzimmer pennen, weil ich mit ihm zu einem Wettbewerb gefahren bin, um ihm zu assistieren. Die Vorführung findet statt, er gewinnt natürlich, aber ich, ich kann dir nicht sagen, in was für einer Verfassung ich abends war. Ich bekam überhaupt keine Luft mehr und hatte mir vorgenommen, lieber die Nacht in einer Bar zu verbringen, als noch eine Minute länger in seiner Duftwolke zu bleiben. Was mich dabei überrascht hat, ist, daß er morgens geduscht hatte. Ich weiß es, ich war dabei. Dann sind wir zurück ins Hotel, ich kippe mir einen hinter die Binden, um mich zu betäuben, und schließlich red ich mit ihm. Bist du noch wach?«
    »Ja, ja, ich hör dir zu.«
    »Ich sag zu ihm: Scheiße Pascal, du stinkst. Du stinkst bestialisch, Alter. Was ist denn da los? Wäschst du dich nicht, oder was? Und da stand er nun, ein Bär von einem Mann, ein riesiger Kerl, ein wahres Genie mit seinem schallenden Gelächter und seinen Bergen an Fett, und fängt an zu heulen, wie ein Schloßhund. Ein schrecklicher Weinkrampf, schluchzte wie ein Baby und alles. Er war untröstlich, der Idiot. Scheiße, hab ich mich unwohl gefühlt. Nach kurzer Zeit zieht er sich plötzlich nackt aus, einfach so, ohne Ansage. Ich dreh mich schnell um, will im Bad verschwinden, aber er hält mich am Arm zurück. Und sagt: ›Sieh mich an, Lestaf, sieh dir diese Scheiße an.‹ Verflucht, ich … ich wär um ein Haar in Ohnmacht gefallen!«
    »Warum?«
    »Erst mal sein Körper. Der war echt unappetitlich. Aber vor allem, und das wollte er mir eigentlich zeigen, war er … ah … wenn ich nur daran denke, wird mir heute noch schlecht … war er mit einer Art Placken übersät, Krusten oder was weiß ich in seinen Hautfalten. Und die haben gestunken, diese Fetzen blutiger Krätze. Scheiße, Mann, ich sag’s dir, ich hab die Nacht durchgesoffen, um mich davon zu erholen. Außerdem hat er mir noch erzählt, daß es beim Waschen irre weh tut, daß er aber wie bescheuert rubbelt, damit der Gestank weggeht, und daß er sich mit Parfüm besprüht und die Zähne zusammenbeißt, um nicht loszuheulen. Was für eine Nacht, der Horror, wenn ich daran zurückdenke.«
    »Und dann?«
    »Am nächsten Tag hab ich ihn ins Krankenhaus geschleppt, in die Notaufnahme. Das war in Lyon, das weiß ich noch. Sogar dem Typ dort ist schwindlig geworden, als er das gesehen hat. Er hat die Wunden gesäubert, ihn mit haufenweise Zeug eingedeckt, ein ellenlanges Rezept mit allen möglichen Salben und Tabletten. Er hat ihm eine Standpauke gehalten, damit er abnimmt, und am Schluß hat er ihn gefragt: ›Aber warum haben Sie denn nur so lange gewartet?‹ Keine Antwort. Und ich hab auf dem Bahnsteig noch einen Anlauf unternommen: ›Es stimmt aber auch, Mann, warum hast du nur so lang gewartet?‹ ›Weil ich mich so geschämt habe‹, hat er geantwortet und den Kopf gesenkt. Und in dem Moment hab ich mir geschworen, das war letzte Mal.«
    »Das letzte Mal, was?«
    »Daß ich die Dicken ärgere. Daß ich sie verachte, daß … Na ja, du verstehst schon, daß ich über das Aussehen der Leute urteile. Und jetzt kommen wir zu dir. Nur nicht eifersüchtig werden, das gilt auch für die Dürren. Und selbst wenn ich mir nicht weniger Gedanken darüber mache, selbst wenn ich sicher bin, daß du mit ein paar Kilos mehr auf den Rippen weniger frieren würdest und mehr Appetit machen würdest, Sprech ich es nicht mehr an. Großer Versprecher!«
     
    »Franck?«
    »He! Jetzt wird geschlafen, haben wir gesagt!«
    »Hilfst du mir?«
    »Bei was? Weniger zu frieren und mehr Appetit zu machen?«
    »Ja.«
    »Ausgeschlossen. Damit du mit dem erstbesten Pinsel abhaust. Nix da. Mir ist lieber, du bist rappeldürr und mit uns zusammen. Und ich bin sicher, daß Philou das ganz genauso sieht.«
     
    Stille.
     
    »Ein kleines bißchen vielleicht. Sobald ich sehe, daß deine Brüste wachsen, hör ich auf.«
    »Einverstanden.«
    »Mensch, schon hab ich mich in Rika Zaraï verwandelt. Was du nicht alles mit mir anstellst. Wie machen wir’s? Als erstes übernimmst du nicht mehr die Einkäufe, du kaufst nämlich nur dummes Zeug. Müsliriegel, Kekse, Puddings, damit ist jetzt Schluß. Ich weiß nicht, wann du morgens aufstehst, aber ab Dienstag werd ich für dein Essen sorgen, vergiß das nicht. Jeden Tag um drei, wenn ich nach Hause

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