Zusammen ist man weniger allein
Schnapsidee.«
Philibert lächelte.
Die Gestalten tauschten die Plätze.
»Philou?«
»Mmm?«
»Was ist das für eine Frau?«
»Pardon?«
»Diese Frau, die du da aufgegabelt hast. Was ist das genau? Eine Außerirdische?«
Philibert lächelte.
»Eine Fee.«
»Ja, genau. Eine Fee. Du hast recht.«
»Und … eh … Haben … Haben Feen ein Sexualleben oder eh …«
»Was machen die denn noch, verflucht?«
Endlich ging das Licht aus.
Camille machte das Fenster auf und warf einen großen Koffer über Bord. Franck, der gerade seine Finger auffraß, zuckte zusammen:
»Scheiße, ist das eine Manie von ihr, Sachen aus dem Fenster zu werfen, oder was?«
Er lachte. Er weinte.
»Verflucht, Philou.« Dicke Tränen kullerten ihm über die Wangen. »Seit Monaten kann ich mir nicht mehr ins Gesicht sehen. Glaubst du daran? Scheiße, Mann, glaubst du daran?« Er zitterte.
Philibert reichte ihm ein Taschentuch.
»Es ist alles in Ordnung. Es ist alles in Ordnung. Wir werden sie schon verhätscheln. Mach dir keine Sorgen.«
Franck schneuzte sich und fuhr ein Stück vor. Er stürzte sich auf die Frauen, während Philibert den Koffer holte.
»Nein, nein, bleiben Sie vorne, junger Mann! Sie haben lange Beine.«
Grabesstille während der nächsten Kilometer. Jeder fragte sich, ob sie nicht gerade eine riesige Dummheit begangen hatten. Dann, mit einemmal arglos, verscheuchte Paulette die dunklen Wolken:
»Sagt mal. Nehmt ihr mich mit ins Theater? Werden wir uns Operetten anschauen?«
Philibert drehte sich um und trällerte: » Bin ein scheener Brrasiliano, komm aus Rio de Janeiro, hob viel Gold und bin ganz reeeiiisch, Paris, Paris, isch komme gleisch! «
Camille nahm seine Hand, und Franck lächelte Camille im Rückspiegel zu.
Wir vier, hier, jetzt, in diesem billigen Clio, befreit, zusammen, hoffen wir das Beste.
Alles, was isch dort gestohlen haaabeeeee! wiederholten sie allesamt im Chor.
TEIL 4
1
Dies ist eine Hypothese. Die Geschichte wird nicht weit genug gehen, um sie zu bestätigen. Und unsere Gewißheiten halten sowieso nie stand. An einem Tag wollen wir sterben, am nächsten stellen wir fest, daß wir nur ein paar Stufen hinabzusteigen brauchen, um den Schalter zu finden und etwas klarer zu sehen. Dennoch machten sich unsere vier bereit, das zu leben, was möglicherweise als ihre schönsten Tage im Leben in Erinnerung bleiben würde.
Von dem Moment an, da sie ihr das neue Haus zeigten und halb ergriffen, halb beunruhigt auf ihre Reaktion und ihre Kommentare warteten (es gab keine), bis zum nächsten Rums des Schicksals – dieses Spaßvogels – strich ein lauwarmer Wind über ihre müden Gesichter.
Eine Liebkosung, eine Rast, Balsam.
Sentimental healing , wie der andere sagen würde …
In der Familie der Schwergebeutelten hatten wir von nun an eine Großmutter, und auch wenn die Sippe nicht vollständig war, sie würde es niemals sein, hatten sie nicht die Absicht, sich unterkriegen zu lassen.
Fürs Familienquartett waren sie nicht zahlreich genug. Dann laßt uns Poker spielen, das wäre ein Viererpasch. Gut, vielleicht nicht gerade vier Asse. Zu viele Beulen, zuviel Gestammel und zu viele Nähte überall, um das behaupten zu können, aber … immerhin! Ein Viererpasch!
Sie waren keine besonders guten Spieler, leider.
Nicht mal, wenn sie sich konzentrierten. Nicht mal, wenn sie entschlossen waren, ausnahmsweise einmal die Oberhand zu behalten, wie sollte man von einem unbewaffneten Chouan, einer zarten Fee, einem Jungen, dem sie ins eigene Fleisch geschnitten hatten, und einer alten Frau voller blauer Flecken verlangen, gekonnt zu bluffen?
Unmöglich.
Pah! Was soll’s? Ein kleiner Einsatz und lächerliche Gewinne waren immer noch besser als zu passen …
2
Camille blieb nicht bis zu ihrem letzten Tag: Josy B. roch einfach zu schlecht. Sie mußte zum Firmensitz (was für ein Wort), um über ihre Kündigung zu verhandeln und ihre … Wie sagten sie noch? … ihre Außenstände abzüglich aller Ausgaben einzuholen. Sie hatte über ein Jahr in der Firma gearbeitet und nie Urlaub genommen. Sie wog das Pro und Kontra ab und beschloß, das Ganze
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