Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
Vom Netzwerk:
mehr, was er mir gezeigt hat. Rührlöffel, glaub ich, und hat mir erklärt:
    ›Den hier nennt man den großen Küchenfreund, und der andere, der heißt der kleine Küchenfreund. Merk dir das, Bengel, wenn dich der Lehrer fragt. Weil, es gibt zwar die Bücher, gut und schön, aber das sind die Begriffe der Köche. Der wahre Jargon. Daran erkennt man einen guten Lehrling. Also? Weißt du’s noch?‹
    ›Ja, Chef.‹
    ›Wie heißt der hier?‹
    ›Der große Küchenfreund, Chef.‹
    ›Und der andere?‹
    ›Na ja … der kleine.‹
    ›Der kleine was, Lestafier?‹
    ›Der kleine Küchenfreund, Chef!‹
    ›Gut so, mein Junge, gut so. Aus dir wird noch was.‹ Mann! Was war ich damals naiv! Was haben die mich verarscht. Aber es wurd nicht immer gelacht, stimmt’s, Odette? Es gab auch Tritte in den Hintern.«
    Odette, die sich zu ihnen gesetzt hatte, nickte.
    »Oh, jetzt ist er ruhiger geworden, weißt du?«
    »Das ist klar! Die jungen Leute von heute lassen sich das nicht mehr gefallen!«
    »Erzähl mir nichts von den jungen Leuten von heute. Schlimm ist das. Man darf nichts mehr zu ihnen sagen. Schon sind sie eingeschnappt. Was anderes können sie nicht mehr, als eingeschnappt sein. Anstrengend ist das. Anstrengender als ihr damals, als ihr den Mülleimer in Brand gesteckt habt.«
    »Ach, ja! Das hatt ich schon wieder vergessen.«
    »Ich nicht, ich weiß es noch genau, das kannst du mir glauben!«
     
    Das Licht ging aus. Camille blies die Kerzen aus, und der ganze Saal applaudierte.
    Philibert verdrückte sich und kam mit einem großen Paket wieder:
    »Das ist von uns beiden.«
    »Ja, aber seine Idee«, präzisierte Franck. »Wenn’s dir nicht gefällt, ich bin nicht verantwortlich. Ich wollte dir einen Stripper besorgen, aber das hat er nicht gewollt.«
    »Oh, danke! Das ist lieb von euch!«
     
    Es war ein Aquarelltisch im sogenannten »Landhausstil«.
     
    Philibert las mit Tremolos in der Stimme die Gebrauchsanweisung vor:
    »Zusammenklappbar mit verstellbarem, zweistufigem Neigungswinkel, stabil, große Arbeitsfläche, zwei geräumige Schubladen. Zur sitzenden Tätigkeit geeignet, besteht aus vier Beinen, was uns sehr freut … aus Buchenholz, zwei Beine lassen sich jeweils gleichzeitig einklappen, eine Querverstrebung verleiht dem Gerüst in aufgeklapptem Zustand große Stabilität. In geschlossenem Zustand werden die Schubladen damit blockiert. Die Tischplatte läßt sich dank eines doppelten Kesselhakens schräg stellen. Ein Block im Format von maximal 68 x 52 cm kann darin verstaut werden. Ein paar Blätter sind schon da, für den Fall, daß … Ein integrierter Griff erlaubt den Transport des Gerüsts in zusammengeklapptem Zustand. Und das ist noch nicht alles, Camille … unter dem Griff befindet sich eine Vorrichtung für eine kleine Flasche Wasser! «
    »Kann man da nur Wasser abstellen?« fragte Franck beunruhigt.
    »Das ist doch nicht zum Trinken, du Dummkopf«, amüsierte sich Paulette, »sondern zum Mischen der Farben!«
    »Ach so, ach so, bin ich blöd.«
    »Ge… gefällt es dir?« erkundigte sich Philibert besorgt.
    »Es ist herrlich!«
    »Di… dir wäre ei… ein nackter Ma… Mann nicht lieber gewesen?«
     
    »Hab ich Zeit, es gleich auszuprobieren?«
    »Nur zu, nur zu, wir warten sowieso noch auf René.«
     
    Camille wühlte in ihrer Tasche nach der kleinen Aquarelldose, drehte die Verschlüsse auf und setzte sich vor das große Fenster.
     
    Sie malte die Loire. Langsam, breit, ruhig, unbeirrbar. Die lässig gestreckten Sandbänke, die Pflöcke und die verschimmelten Kähne. Ein Kormoran weiter hinten. Die hellen Binsen und das Blau des Himmels. Ein winterliches Blau, metallisch, durchdringend, prahlerisch, übertrieben zwischen zwei schweren, müden Wolken.
     
    Odette war wie hypnotisiert:
    »Wie macht sie das bloß? Sie hat doch nur acht Farben in ihrem Ding!«
    »Ich schummele, aber psst. Hier. Das ist für Sie.«
    »Oh, vielen Dank! Danke! René! Komm hier rüber!«
    »Das Essen geht heute aufs Haus!«
    »Aber nicht doch.«
    »Doch, doch, keine Widerrede.«
     
    Als sie sich zu ihnen setzte, schob ihr Paulette unterm Tisch ein Päckchen zu: Es war eine Mütze passend zum Schal. Die gleichen Löcher, die gleichen Farben. Toll!
     
    Ein paar Jäger kamen vorbei, Franck folgte ihnen mit dem Chef des Hauses in die Küche, sie stießen mit dem guten Weinbrand an und kommentierten die Jagdtaschen. Camille erfreute sich ihres Geschenks, und Paulette erzählte Philibert, der seine

Weitere Kostenlose Bücher