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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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feiern.«
    »Eh … Willst du das nicht lieber abends machen?«
    »Warum?«
    »Na ja, du weißt doch. Montags bin ich dran.«
    »Ach ja, Pardon, ich habe mich falsch ausgedrückt: Am nächsten Montag möchte ich mittags mit Philibert und dir und Paulette meinen Geburtstag feiern.«
    »Bei ihr? Im Heim?«
    »Eh, nein! Du wirst doch bestimmt ein nettes kleines Lokal für uns finden!«
    »Und wie kommen wir dahin?«
    »Ich hatte mir vorgestellt, daß wir uns ein Auto mieten.«
    Er schwieg und dachte bis zum letzten Tropfen nach.
    »Sehr gut«, sagte er und zerdrückte seine Dose, »der Punkt ist nur, daß sie anschließend immer enttäuscht sein wird, wenn ich allein komme.«
    »Das … ist durchaus möglich.«
    »Du mußt dich ihr gegenüber nicht verpflichtet fühlen, weißt du?«
    »Nein, nein, ich mache das für mich.«
    »Okay, das mit der Kiste krieg ich hin. Ich hab einen Kumpel, der nur zu glücklich ist, wenn ich ihm im Tausch mein Bike überlasse. Diese Fliegen sind wirklich eklig.«
    »Ich habe mit Staubsaugen gewartet, bis du wach bist.«
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Alles in Ordnung. Hast du deinen Ralph Lauren gesehen?«
    »Nein.«
    »Herrlisch isses, das kleine Hindschen, sie ist säähr, säähr glicklisch.«
    »Wie alt wirst du?«
    »Siebenundzwanzig.«
    »Wo warst du vorher?«
    »Pardon?«
    »Bevor du hierhergekommen bist, wo warst du da?«
    »Na ja, hier oben!«
    »Und davor?«
    »Dafür haben wir jetzt nicht die Zeit. Wenn du mal einen Abend da bist, erzähl ich’s dir.«
    »Das sagst du nur.«
    »Doch, doch, ich fühl mich jetzt besser. Ich werde dir von dem erbaulichen Leben der Camille Fauque berichten.«
    »Was heißt erbaulich?«
    »Gute Frage.«

»Heißt das ›wie ein Gebäude‹?«
    »Nein. Das heißt ›beispielhaft‹, ist aber ironisch gemeint.«
    »Ach?«
    »Wie ein Gebäude, das gerade einstürzt, wenn du so willst.«
    »Wie der Turm von Pisa?«
    »Genau!«
    »Scheiße, Mann, das Leben mit einer Intellektuellen ist echt heftig.«
    »Gar nicht! Im Gegenteil, es ist angenehm!«
    »Nee, heftig. Ich hab ständig Angst, ich mach ’n Rechtschreibfehler. Was hast du heut mittag gegessen?«
    »Ein Sandwich mit Philou. Aber ich hab gesehen, daß du mir was in den Ofen gestellt hast, das eß ich gleich. Vielen Dank auch. Das ist superklasse.«
    »Bitte schön. Okay, ich muß los.«
    »Und du, alles in Ordnung?«
    »Müde.«
    »Dann schlaf halt!«
    »Ich schlaf doch auch, aber ich weiß nicht. Ich hab echt keinen Bock mehr. Okay, ich muß zurück.«
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    17
     
     
     
    »Na so was. Erst sieht man dich fünfzehn Jahre nicht, und jetzt bist du fast jeden Tag hier!«
    »Hallo, Odette.«
    Schmatzende Küßchen.
    »Ist sie da?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Gut, dann setzen wir uns schon mal. Hier, darf ich Ihnen meine Freunde vorstellen: Camille …«
    »Guten Tag.«
    »… und Philibert.«
    »Sehr erfreut. Entzück…«
    »Schon gut! Schon gut! Katzbuckeln kannst du später noch.«
    »Komm, sei nicht so nervös!«
    »Ich bin nicht nervös, ich hab Hunger. Ah, da ist sie ja … Hallo, Omi, guten Tag, Yvonne. Stoßen Sie mit uns an?«
    »Guten Tag, lieber Franck. Nein, vielen Dank, ich habe das Haus voll. Wann soll ich sie wieder abholen?«
    »Wir bringen sie zurück.«
    »Aber nicht zu spät! Das letzte Mal haben sie mit mir geschimpft. Sie muß vor halb sechs zurück sein.«
    Franck holte tief Luft.
    »Gut, Omi. Darf ich dir Philibert vorstellen.«
    »Gnädige Frau.«
    Er verneigte sich, um ihr die Hand zu küssen.
    »Los, setzen wir uns. Nicht doch, Odette! Keine Karte! Lassen Sie den Chef machen!«
    »Einen kleinen Aperitif?«
    »Champagner!« antwortete Philibert und wandte sich dann an seine Nachbarin: »Mögen Sie Champagner, Madame?«
    »Ja, ja«, sagte Paulette, eingeschüchtert von so viel Umgangsformen.
    »Hier, etwas Griebenschmalz für den ersten Hunger.«
     
    Alle waren ein wenig verkrampft. Zum Glück lösten die Landweine der Loire, der Hecht in geschäumter Butter und der Ziegenkäse schnell die Zungen. Philibert widmete sich seiner Nachbarin, und Camille lachte über Francks dumme Sprüche:
    »Ich war … Pff … Wie alt war ich, Omi?«
    »Mein Gott, das ist so lange her. Dreizehn? Vierzehn?«
    »Ich war im ersten Lehrjahr. Damals, das weiß ich noch, hatte ich vor dem René richtig Schiß. Hab mich nicht wohl gefühlt in meiner Haut. Aber gut. Er hat mir einiges beigebracht. Er hat mich aber auch wahnsinnig gemacht. Ich weiß nicht

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