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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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Staub.«
    »Und hör bitte auf, so zu fluchen!« fügte seine Großmutter hinzu.
     
    Er schlurfte davon:
    »Oooh Verflixxxxt und zugenääääht. Das wird was geben. Das geht nicht gut, Kumpel, das geht nicht gut. Ich mach mich wieder auf zur Arbeit, dort ist es ruhiger. Wenn jemand einkaufen geht, bringt mir Kartoffeln mit, damit ich euch Gehacktes machen kann. Und die richtigen diesmal, habt ihr gehört! Ihr müßt genau hinschauen. Mehlige Kartoffeln. Das ist doch nicht schwer, das steht drauf auf dem Netz.«
    »Das geht nicht gut, das geht nicht gut«, hatte er vorausgesagt und lag mit seiner Einschätzung ziemlich daneben. Im Gegenteil, es war ihnen noch nie im Leben so gut gegangen.
     
    So ausgedrückt, klang es ein wenig albern, aber nun, es entsprach der Wahrheit, und es war lange her, daß ihnen Lappalien etwas anhaben konnten: Zum ersten Mal und alle miteinander hatten sie das Gefühl, eine echte Familie zu haben.
    Besser noch als eine echte, eine selbstgewählte, eine gewollte, eine, für die sie sich eingesetzt hatten und die nichts weiter forderte, als daß sie zusammen glücklich waren. Nicht einmal glücklich, so vermessen waren sie gar nicht mehr. Zusammenzusein war alles. Und schon mehr als erwartet.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    4
     
     
     
    Nach dem Intermezzo im Badezimmer war Paulette nicht mehr dieselbe. Sie hatte ihren Platz gefunden und ging mit erstaunlicher Unbeschwertheit in dem sie umgebenden Souk auf. Vielleicht hatte sie nur eine Bestätigung gebraucht? Die Bestätigung, daß sie in dieser großen leeren Wohnung, in der die Fensterläden von innen geschlossen wurden und seit der Restauration niemand mehr am Staub gerührt hatte, erwartet und willkommen war. Wenn sie allein ihretwegen eine Dusche einbauten, dann … Sie hätte beinahe den Boden unter den Füßen verloren, weil ihr zwei, drei Sachen fehlten, und Camille mußte oft an die Situation zurückdenken. Wie Menschen häufig unter Nichtigkeiten litten, und wie sich alles blitzschnell hätte verschlechtern können, wenn dieser große geduldige Junge nicht gewesen wäre, der »Was noch?« gefragt und dabei ein imaginäres Notizbuch gezückt hatte. Woran hatte es schließlich gehapert? An einer falschen Zeitung, an einer Lupe und zwei oder drei Fläschchen? Es war schwindelerregend. Ihre kleine Philosophie zu zwei fuffzig, der sie sich verschrieb und die sich überdies als komplexer erwies, als sie beide vor dem Zahnpastaregal im Supermarkt standen und die Hinweise der Steradent, Polident, Fixadent und anderen Wunderkleber lasen.
    »Und … Paulette, eh … was Sie … eh … ›Vorlagen‹ nennen, was ist das?«
    »Du willst mich doch nicht in eine Windel stecken, wie sie sie mir dort gegeben haben, weil es angeblich billiger ist!« regte sie sich auf.
    »Ach so! Binden!« gab Camille erleichtert zurück. »Jetzt weiß ich Bescheid. Ich war grad völlig woanders.«
     
    Den Franprix kannten sie offen gesagt in- und auswendig, und bald hatte er seinen Reiz eingebüßt! Mit Tippelschritten, ihrem Wägelchen und der Einkaufsliste, die Franck am Abend zuvor geschrieben hatte, liefen sie nun durch den Monoprix .
    Ja! Der Monoprix .
    Ihr ganzes Leben.
     
    Paulette wurde immer als erste wach und wartete darauf, daß ihr einer der Jungen das Frühstück ans Bett brachte. Wenn Philibert diese Aufgabe zufiel, geschah es stets auf einem Tablett mit Zuckerzange, einer bestickten Serviette und einem kleinen Milchkännchen. Er half ihr anschließend beim Aufstehen, schüttelte ihre Kopfkissen aus und zog die Vorhänge auf, wobei er eine kleine Bemerkung über das Wetter fallenließ. Noch nie war ein Mann ihr gegenüber so zuvorkommend gewesen, und so kam es, wie es kommen mußte: Sie begann, auch ihn zu vergöttern. Wenn Franck an der Reihe war, fiel es … eh … rustikaler aus. Er stellte ihr eine Schale Malzkaffee auf den Nachttisch, rutschte ihr schnell mit seinem Stoppelbart über die Wange und fluchte, weil er schon wieder zu spät dran war.
    »Mußt du nicht pinkeln?«
    »Ich warte auf die Kleine.«
    »He, Omi, is gut jetzt. Laß sie in Ruhe! Vielleicht schläft sie noch ’ne Stunde! Du wirst dich doch nicht so lange zurückhalten.«
    Unerschütterlich wiederholte sie:
    »Ich warte auf sie.«
    Franck zog grummelnd davon.
    Na gut, dann wart halt auf sie. Wart auf sie. Gemein ist das, alles dreht sich nur noch um dich. Ich wart auch auf sie, verdammte Scheiße! Was muß ich denn anstellen? Muß ich mir

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