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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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mehr Sinn.«
    »Ein bißchen sehr niedlich, oder?«
    »Nee, das ist witzig. Du hast jetzt sowieso keine Wahl mehr.«
    »Ich hätte den Mund halten sollen.«
    »Prinzip Nummer eins. Wenigstens das hättest du gelernt. Hier, das ist der richtige Saft.«
    »Warum ist der rot?«
    »Der ist aus Rote Bete. Fang an, ich reich dir die Teller.«
     
    Sie tauschten die Plätze. Sie zeichnete, er schnitt den Block Gänseleber, verteilte ihn, bestreute ihn mit grob geschrotetem Pfeffer und Salz und reichte den Teller einem Dritten, der fachmännisch den Salat anordnete.
    »Was machen die anderen?«
    »Die gehen essen. Wir essen später. Wir eröffnen den Ball und gehen nach unten, wenn sie dran sind. Hilfst du mir auch mit den Austern?«
    »Müssen wir sie öffnen?!«
    »Nein, nein, nur anhübschen. Sag mal, hast du die grünen Äpfel geschält?«
    »Ja. Die sind hier. Oh Scheiße! Das ist wohl eher ein Puter geworden.«
    »Pardon. Ich laß dich jetzt in Ruhe.«
     
    Franck kam bei ihnen vorbei und runzelte die Stirn. Er fand sie reichlich undiszipliniert. Oder reichlich fröhlich.
    Das gefiel ihm nicht so recht.
    »Ist die Stimmung gut?« fragte er spöttisch.
    »Man tut, was man kann.«
    »Sag mal, das wird doch nicht etwa aufgewärmt?«
     
    »Warum sagt er das?«
    »Vergiß es, das ist was zwischen uns … er sich ums warme Essen kümmert, bildet sich ein, mit einer höheren Mission betraut zu sein, während wir hier immer von oben herab behandelt werden, und wenn wir uns noch so sehr ins Zeug legen. Wehe, wir nähern uns auch nur dem Feuer. Kennst du den Lestafier gut?«
    »Nein.«
    »Ah ja, hätte mich auch gewundert.«
    »Warum?«
    »Nur so.«
     
    Während die anderen essen waren, wischten zwei Schwarze mit Unmengen Wasser den Boden und gingen mehrmals mit Schiebern drüber, um ihn so schnell wie möglich wieder zu trocknen. Der Chef unterhielt sich mit einem hocheleganten Typ in seinem Büro.
    »Ist das ein Gast?«
    »Nein, das ist der Oberkellner.«
    »Nein, der ist ja schick.«
    »Im Saal sehen sie alle gut aus. Bevor’s losgeht, sind wir die Sauberen, und sie jagen im T-Shirt noch den Staubsauger über den Boden, aber je später es wird, um so mehr kippt das Ganze: Unsereiner stinkt, wird immer schmuddeliger, und sie stolzieren wie die Pfauen mit ihren Fönfrisuren und ihren tadellosen Anzügen durch die Gegend.«
     
    Franck kam vorbei, als sie die letzten Teller garnierte:
    »Du kannst jetzt los, wenn du willst.«
    »Ach, nö. Ich hab jetzt keine Lust mehr zu gehen. Ich hätte das Gefühl, die Show zu verpassen.«
    »Hast du noch was für sie zu tun?«
    »Und ob! So viel sie will! Sie kann den Dauerbrenner übernehmen.«
    »Was ist das?« fragte Camille.
    »Das ist dieses Teil hier, so eine Art Bratrost, der hoch- und runtergeht. Willst du dich um die Toasts kümmern?«
    »Kein Problem. Eh … kann ich zwischendurch mal eine qualmen?«
    »Nur zu, du kannst nach unten gehen.«
    Franck kam mit.
    »Alles in Ordnung?«
    »Super. Dieser Sébastien ist ja doch ganz nett.«
    »Jaaa …«
    »…«
    »Warum machst du so ein Gesicht?«
    »Weil … Ich wollte vorhin mit Philibert sprechen, um ihm ein frohes neues Jahr zu wünschen, und mußte mich von irgendeiner Rotznase abkanzeln lassen.«
    »Warte, ich ruf ihn an.«
    »Nein. Die sind um diese Zeit bestimmt wieder bei Tisch.«
    »Laß mich nur machen.«
     
    »Hallo … Entschuldigen Sie bitte die Stööörung, Franck de Lestafier am Apparat, der Mitbewohner von Philibert … Ja … So ist es … Guten Tag … Dürfte ich ihn bitte persööönlich sprechen, es geht um den Heißwasserboiler … Ja … Genau … auf Wiederhööör’n.«
     
    Er zwinkerte Camille zu, die lachte und den Rauch ausstieß.
     
    »Philou! Bist du’s, Häschen? Ein frohes neues Jahr, Alter! Ich geb dir kein Küßchen, sondern deine kleine Prinzessin. Was? Ach, der Heißwasserboiler interessiert uns nicht die Bohne! Also, frohes neues Jahr, gute Gesundheit und viele Küßchen an deine Schwestern. Aber nur die mit großen Titten, klar?«
     
    Camille nahm den Hörer und kniff die Augen zusammen. Nein, der Heißwasserboiler war in Ordnung. Ja, ich Sie auch. Nein, Franck hatte sie nicht in einen Schrank gesperrt. Ja, sie dachte auch ganz oft an ihn. Nein, sie war noch nicht zur Blutuntersuchung. Ja, Ihnen auch, Philibert, ich wünsche Ihnen alles Gute.
    »Er klang gut, oder?« fügte Franck hinzu.
    »Er hat nur achtmal gestottert.«
    »Sag ich doch.«
     
    Als sie wieder auf ihre Plätze

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