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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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schlimm, denn wie die meisten Leute, denen sie vorgestellt wird, schauen auch die Maynards sich die Putzfrau gar nicht richtig an – die verkrüppelte Frau wirft ihr nur kurz einen neugierigen Blick zu, als Frankie beiseite tritt, um sie vorbeizulassen.
    Und dann sind sie draußen auf dem Weg, umarmen sich und setzen die Frau auf den Beifahrersitz, und Alex Levin geht auf die Falmer Road hinaus und winkt ihnen hinterher, bis der Wagen der Maynards nicht mehr zu sehen ist. Dann dreht sie sich mit einem Seufzen um und kehrt ins Haus zurück.
    »Nettes Wochenende?«, fragt Frankie.
    »Ja, danke«, antwortet Alex.
    »Soll ich Ihnen eine Tasse Tee aufbrühen?«, erbietet sich Frankie.
    »Gute Idee«, sagt Alex. »Danke.«
    Und Frankie geht in die Küche, um das Wasser aufzusetzen, und danach ist es mehr oder weniger wie immer, auch wenn Mrs Levin nicht ganz sie selbst zu sein scheint.
    Nicht dass Frankie wüsste, was Mrs Levins Selbst ist.
    Sie weiß überhaupt nicht viel über sie – zumindest nichts Privates.
    Noch nicht.
    Aber das wird sich ändern.

31
    Jude rief an, als Alex am Küchentisch saß und überfällige Akten abarbeitete, während Frankie sich oben im Gästezimmer bemühte, sämtliche Spuren der Besucher zu entfernen. Ray sei gerade nach London gefahren, berichtete Jude.
    »Und ich muss morgen noch nicht wieder arbeiten. Wenn du also noch mit mir redest, würde ich nichts lieber tun, als mich mit dir zu treffen.«
    »Natürlich rede ich noch mit dir«, sagte Alex.
    »Bist du sehr beschäftigt?«
    Alex schaute auf die Papiere, die überall auf dem Tisch lagen.
    »Am Strand zwischen den Piers? In einer Stunde?«, schlug Jude vor.
    »Beim Fischereimuseum?«
    »Ich werde dort sein«, sagte Jude. »Danke.«
    Alex arbeitete noch ein wenig und steckte die Papiere dann wieder in die alte Schachtel mit der Aufschrift »Akten«. Dann füllte sie eine Thermoskanne mit Gemüsesuppe, gab Frankie ihr Geld und überließ sie ihrer Arbeit. Sie sprang in den Mini, den sie sich gegönnt hatte, nachdem sie die Stelle in der Klinik bekommen hatte, und fuhr zum Marine Drive. Sollte sie in der Nähe der Piers einen Parkplatz finden, würde sie zu früh sein, aber sie wollte keine Minute länger als nötig auf Jude warten, und vielleicht kam er ja auch früher. Falls nicht, war es auch nicht weiter schlimm. Alex wurde es nie leid, am Strand entlang zu schlendern, besonders nicht, wenn es so ruhig war. Sie liebte das einzigartige, sich ständig verändernde Geräusch der Kieselsteine unter ihren Füßen; sie liebte den Wind, die Stimme des Meeres, die Möwen und die menschlichen Besucher, die mit ihren Hunden spazieren gingen oder einfach nur frische Luft schnappten.
    Jude war bereits da und wartete auf sie. Er saß auf den Kieseln, den Rücken gegen ein altes Boot gelehnt. Als er Alex den Hang von der Straße herunterkommen sah, stand er rasch auf. Er trug seinen marineblauen Wollpullover und Jeans, und er hatte eine rot-blaue Decke mitgebracht, die er sich um die Schulter geschlungen hatte.
    »Du siehst wunderbar aus«, sagte er.
    Sie verkniff sich die Erwiderung, dass auch er gut aussehe; stattdessen zeigte sie ihm die Thermoskanne. »Ich habe Suppe mitgebracht«, sagte sie. »Die Temperatur ist ja nicht gerade junihaft.«
    »Toll«, sagte er. »Danke.«
    Sie waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, hatten sich jedoch noch nicht berührt, und Alex fragte sich, ob er das Gleiche fühlte wie sie: eine neue, unsichtbare Barriere zwischen ihnen, vielleicht geschaffen durch ihre getrennten und sehr unterschiedlichen Wochenenden. Natürlich war seines um ein Vielfaches schlimmer gewesen. Es musste furchtbar gewesen sein, sich um den armen Ray zu kümmern, doch auch die Zeit, die Alex mit Suzy und David verbracht hatte, war von unerwarteten Spannungen geprägt gewesen, die zumindest teilweise auf Judes Abwesenheit zurückzuführen waren ... was auch der Grund für Alex’ ungewohnte Stimmungsschwankungen gewesen war.
    »Alles in Ordnung?« Jude schaute sie besorgt an.
    »Aber sicher«, antwortete Alex.
    »Wäre gegen eine Umarmung etwas einzuwenden?«, fragte er.
    »Eine Umarmung«, erklärte sie, »ist genau das, worauf ich gehofft habe.«
    Sie stellte die Thermoskanne und ihre Schultertasche auf die Kiesel, und sie umarmten einander und stellten beide fest, dass die Nähe, die Wärme und die körperliche Berührung alles waren, was sie brauchten. »O Gott, was habe ich dich vermisst«, sagte Jude leise. »Ich dich auch«,

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