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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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sie sich selbst noch nicht in Valerie Leighs Haus vorstellen kann, so hübsch es auch sein mag. Es spricht einfach nicht zu ihr, wie Melton Cottage es tut. Es sagt einfach nicht: »Ich bin für dich , Frankie Barnes«, ganz zu schweigen von Mussichhaben . Aber wie dem auch sei ... Wenn alles gut läuft, wird sie diesen Ort bald hinter sich lassen.
    In der Zwischenzeit bilden Reiniger und Desinfektionsmittel ihre erste Verteidigungslinie.
    Sie wünscht, sie hätte sich Meg Harris gegenüber ihre letzte Bemerkung erspart. Was, wenn die Frau sich nun überlegte, ihr einen anderen Klempner zu schicken? Ihre Bemerkung war völlig überflüssig gewesen; sie hätte nicht auf den letzten Drücker so anmaßend werden müssen.
    Das war dumm gewesen.
    Und Frankie Barnes ist viel zu klug für so etwas.
    Frankie schließt die Haustür wieder, wickelt den Schrubber in Plastik ein und geht zur Küche. Als sie am Flurspiegel vorbeikommt, bleibt sie stehen und wirft einen Blick hinein.
    Inzwischen sieht sie insgesamt wieder besser aus.
    Im Haus ist sie noch immer Frankie, die Elegante. Aber so ist sie nur hier . Hier ist sie eine vollkommen andere Person als die Frau, die in Woodingdean und Newhaven die Häuser anderer Frauen putzt.
    Aber wenn sie sich nun genauer anschaut, wenn sie ihre Augen betrachtet – die wieder mehr haselnussbraun als whiskeyfarben sind –, dann sieht sie, dass es noch immer da ist.
    Nicht dass sie sich anschauen müsste, um das zu wissen.
    Es ...
    Ihre Gedankengänge sind Warnung genug. Die Idee mit dem Schützengraben ist auch so ein Hinweis darauf. So einen Gedanken hatte sie schon einmal gehabt, in den alten, bösen Tagen, den Bo-Tagen, und als sie ihm davon erzählt hatte, hatte sie die Abscheu in seinem Gesicht gesehen, und kurz darauf hatte er angefangen, absichtlich neben die Kloschüssel zu pinkeln und ... o Gott, sie kann nicht einmal die Erinnerung daran ertragen.
    Ihre Kopfschmerzen sind wieder da, diese schlimmen Schmerzen, die sie nach Swanns Tod bekommen hat. Und dafür gibt sie Meg Harris mit dem Puddinggesicht die Schuld, und sie weiß, dass die Schmerzen nicht aufhören werden, ehe sie sich nicht geduscht hat. Und dabei hat sie die Buchhalterin des Klempners gar nicht angefasst, aber die Frau hat die Bücher des Klempners berührt, und Frankie erinnert sich noch sehr gut an Swanns Dreck, und sie weiß alles über Keime in der Luft. Also muss sie ganz schnell duschen, schnell und gründlich, dann hört der Schmerz vielleicht wieder auf.

33
    Alex hatte Hausbesuchen zunächst mit gemischten Gefühlen gegenüber gestanden. Es war zwar eine Freude, Patienten in ihrer eigenen Umgebung zu sehen, inmitten ihrer Familien oder zumindest umgeben von ihrem Besitz, doch in vielen Fällen war es auch traurig. Manch einem, der lange Zeit in stationärer Behandlung verbracht hatte, fiel es schwer, außerhalb des Krankenhauses oder des Reha-Zentrums zurechtzukommen. Oft waren die Leute deprimiert, betrachteten sich selbst als Last für ihre Umgebung; einige waren sogar wütend auf die Kliniken, die sie einfach entlassen und damit ihrer Auffassung nach im Stich gelassen hatten.
    »Wenn man Patienten in Krankenhäusern oder im Reha-Zentrum trifft«, sagte sie Jude bei einem Abendessen Ende Juni, »wo man von medizinischem Fachpersonal umgeben ist und wo es die entsprechenden Geräte und das alles gibt, kann man sich jederzeit an irgendjemanden wenden, fall etwas Unerwartetes geschieht.«
    Sie saßen in einem Pub namens »Bath Arms«, nicht weit von Judes Wohnung, und genossen die Gelegenheit, sich ein wenig zu entspannen, nachdem sie vor ein paar Tagen an Earls Beerdigung in London teilgenommen hatten. Dabei war Alex sich durchaus bewusst gewesen, dass sie ebenso sehr Jude hatte unterstützen müssen wie Ray, und obwohl die Zeremonie sehr feierlich und schön und bewegend gewesen war, waren beide erleichtert, sie hinter sich zu haben.
    »Aber draußen bist du auf dich allein gestellt«, sagte Jude nun. »Und wenn jemand so pflichtbewusst und mitfühlend ist wie du, braucht man irgendwann selbst Fürsorge, wenn man nicht aufpasst.«
    Er hatte den Geschichten über anonyme Patienten, die Alex ihm bisweilen erzählte, stets mitfühlend zugehört, manchmal amüsiert, manchmal mit wachsender Besorgnis. Obwohl sie für ihre neue Rolle gut ausgebildet war, fiel es Alex zunehmend schwer, die anderen Bedürfnisse ihrer Patienten zu ignorieren, ganz zu schweigen von den Bedürfnissen der oft völlig überarbeiteten

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