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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Kapitän.
    – Nein, das wäre nicht klug«, erwiderte Nemo phlegmatisch.
    Es wurde Befehl ertheilt, und der Nautilus drehte sich, um sich aus diesem Glühofen, welchem er nicht ungestraft trotzen konnte, zu entfernen. Nach einer Viertelstunde athmeten wir an der Oberfläche wieder auf.
    Am folgenden Tage, den 16. Februar, verließen wir dieses Becken, welches zwischen Rhodos und Alexandria Tiefen von dreitausend Meter zeigte; und der Nautilus verließ, indem er auf hoher See vor Cerigo vorbeifuhr, den griechischen Archipel, nachdem er um Cap Matapan herum lavirt.
Siebentes Capitel.
Das Mittelländische Meer in vierundzwanzig Stunden.
    Das Mittelländische, das vorzugsweise blaue Meer, von den Hebräern »das große Meer«, von den Griechen »das Meer«, von den Römern »unser Meer« genannt, ist an seinen Gestaden mit Orangen, Aloe, Cactus, Pinien besetzt, von Myrthendüften durchdrungen, von rauhem Gebirgsland eingefaßt, von reiner, durchsichtiger Luft gesättigt; aber die unablässig thätigen unterirdischen Feuer machen es zu einem wahren Schlachtfeld, wo Neptun und Pluto sich noch um die Weltherrschaft streiten. An seinen Ufern, auf seinen Gewässern findet der Mensch im trefflichsten Klima der Welt seine stärkende Erholung.
    Aber trotz dieser herrlichen Eigenschaften habe ich doch von diesem Becken, das eine Oberfläche von zwei Millionen Quadratkilometer enthält, nur einen raschen Ueberblick nehmen können; und selbst die persönlichen Kenntnisse des Kapitäns Nemo gingen mir ab, denn der räthselhafte Mann ließ sich während der Eilfahrt nicht ein einziges Mal sehen. Ich schätze den Weg, welchen der Nautilus unter den Wogen dieses Meeres durchlief, auf etwa sechshundert Lieues, und diese Fahrt machte er in zweimal vierundzwanzig Stunden. Wir fuhren am Morgen des 16. Februar aus den Gewässern Griechenlands ab, und am 18. bei Sonnenaufgang hatten wir die Straße von Gibraltar passirt.
    Offenbar war dieses Mittelländische Meer, eingeengt zwischen Ländern, welche der Kapitän Nemo vermeiden wollte, demselben kein angenehmer Aufenthalt. Er hatte darin nicht jene Freiheit der Bewegungen, jene Unabhängigkeit seiner Unternehmungen, welche die Oceane ihm gewährten, und es ward seinem Nautilus zu enge zwischen den allzu nahen Gestaden Europa’s und Afrika’s. Daher fuhren wir denn auch mit einer Schnelligkeit von fünfundzwanzig Meilen die Stunde. Es versteht sich von selbst, daß dabei Ned-Land auf sein Entweichungsproject verzichten mußte. Unter solchen Umständen den Nautilus verlassen, wäre so mißlich gewesen, als bei einem Eilzug aus dem Wagen zu springen. Zudem kam unser Fahrzeug nur Nachts an die Oberfläche, um seine Luft zu erneuern, und es nahm seine Richtung nur nach den Angaben des Compasses und des Logs.
    Ich sah also vom Inneren des Mittelländischen Meeres nur, was der Passagier eines Eilzugs von der Landschaft, die vor seinen Blicken entflieht, d.h. den entfernten Horizont, und nicht die Gegenstände im Vordergrunde, welche blitzschnell enteilen. Doch konnten wir manche der mittelländischen Fische beobachten, welche kräftig genug waren, sich einige Augenblicke in der Umgebung des Nautilus zu halten. Wir standen daher vor den Fenstern auf der Lauer, und notirten, was uns möglich war.
    In den vom elektrischen Licht hell erleuchteten Strichen sah man Lampreten, die in fast allen Klimaten zu Hause sind, von der Länge eines Meter; fünf Fuß breite Rochen mit weißem Bauch und aschgrauem gefleckten Rücken; zwölf Fuß lange Haifische überboten sich einander an Schnelligkeit; acht Fuß lange Seefüchse mit äußerst seiner Spürkraft; Goldbrassen, mitunter bis dreizehn Decimeter lang, wie in Silber und lasurblauer Kleidung und mit goldenen Wimpern, eine kostbare Fischgattung, die in allen Gewässern, Flüssen, Seen und Meeren zu Hause, in jedem Klima fortkommt, alle Temperaturen verträgt. Prachtvolle Störe, neun bis zehn Meter lang, mit bläulichem, braun getüpfeltem Rücken, schlugen mit kräftigem Schwanz wider die Fenster. Sie sind den Haifischen ähnlich, doch nicht so stark, und finden sich in allen Meeren; im Frühling kommen sie gern in die großen Flüsse stromaufwärts, die Wolga, Donau, den Po, Rhein, die Loire, die Oder hinauf, fressen Häringe, Makrelen, Salme u.a.; sie gehören zwar zu den Knorpelfischen, sind aber schmackhaft, und werden frisch, getrocknet, marinirt oder gesalzen gegessen. Am besten konnte man, wann der Nautilus in die Nähe der Oberfläche kam, die

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