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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Sie gaben dem Nautilus das Geleit, und ich hörte, wie sie mit dem Schnabel am eisernen Schiffsrumpf kratzten. Also ein Geleite nach Wunsch.
    Ich setzte meine Arbeit fort. Die Ungethüme hielten sich so genau in unserem Wasser, daß sie unbeweglich schienen, und ich hätte sie am Fenster in Verkürzung abzeichnen können. Zudem fuhren wir langsamer.
     

    Gefährlicher Kampf. (S. 418.)
     
    Plötzlich stand der Nautilus stille. Ein Stoß, und er zitterte in allen Fugen.
    »Sind wir gestrandet? fragte ich.
    – Jedenfalls, erwiderte der Canadier, würden wir bereits wieder frei sein, denn wir sitzen nicht auf.«
     

    Unrettbar. (S. 419.)
     
    Der Nautilus war ohne Zweifel flott, fuhr aber nicht. Die Schraube war nicht in Thätigkeit. Nach einer Minute trat der Kapitän Nemo in Begleitung seines Lieutenants in den Salon.
    Ich hatte ihn seit einiger Zeit nicht gesehen; er sah verdrießlich aus.
    Ohne ein Wort zu reden, vielleicht ohne uns zu sehen, trat er an’s Fenster, besah die Polypen, und sagte einige Worte zu seinem Lieutenant.
    Dieser ging hinaus. Alsbald wurden die Läden geschlossen, der Salon von oben erleuchtet.
    Ich trat zum Kapitän.
    »Eine merkwürdige Sammlung von Polypen, sagte ich zu ihm mit dem unbefangenen Tone eines Betrachters vor dem Fenster eines Aquariums.
    – Es ist wahr, Herr Naturforscher, erwiderte er, und wir sind im Begriff, Mann gegen Mann ihnen zu Leibe zu gehen.«
    Ich blickte den Kapitän an; ich glaubte ihn nicht recht verstanden zu haben.
    »Mann gegen Mann? wiederholte ich.
    – Ja, mein Herr, die Schraube steht stille. Ich glaube, daß der hornene Schnabel eines solchen Kalmars zwischen ihren Schaufeln steckt, so daß sie dadurch gehemmt ist.
    – Und was wollen Sie thun?
    – Zur Oberfläche aufsteigen, und die ganze Brut vertilgen.
    – Das ist schwierig.
    – Allerdings. Die elektrischen Kugeln sind unwirksam gegen dieses weiche Fleisch und sie finden nicht Widerstand genug, um zu platzen. Aber wir greifen sie mit dem Beil an.
    – Und mit der Harpune, mein Herr, sagte der Canadier, wenn Sie meinen Beistand nicht abweisen.
    – Ich nehme ihn an, Meister Land.
    – Wir wollen Sie begleiten«, sagte ich, und wir gingen in Gesellschaft des Kapitäns Nemo zur Mittelstiege.
    Hier standen zehn Mann mit Enterbeilen bewaffnet zum Angriff bereit. Auch ich nebst Conseil ergriff ein Beil. Ned-Land nahm eine Harpune in die Hand.
    Der Nautilus befand sich damals auf der Oberfläche des Wassers. Einer der Bootsleute stand auf den obersten Sprossen und schraubte die Zapfen des Deckels auf. Aber die Schrauben waren kaum los, als der Deckel mit äußerster Gewalt aufgehoben wurde, offenbar von einem Polypenarme mit seinen Schröpfköpfen.
    Alsbald glitt einer dieser langen Arme gleich einer Schlange durch die Oeffnung, und zwanzig andere ringelten sich oben. Der Kapitän Nemo hieb mit einem Beil den fürchterlichen Arm entzwei, der sich krümmend über die Treppenstufen rutschte.
    Im Moment, wo wir uns über einander drängten, um auf die Plateform zu kommen, senkten sich zwei andere Arme die Luft durchschneidend auf den vor dem Kapitän Nemo stehenden Mann herab, und hoben ihn mit unwiderstehlicher Gewalt in die Höhe.
    Der Kapitän schrie laut auf und schwang sich hinaus. Wir stürzten hinter ihm nach.
    Welche Scene! Der Unglückliche, von dem Fühlarm umschlungen und mit den Warzen festgehalten, wurde von dem enormen Rüssel nach Gelüsten in der Luft geschüttelt. Röchelnd, erstickend rief er um Hilfe. Dieser Angstruf in französischer Sprache setzte mich in tiefe Bestürzung. Also hatte ich einen Landsmann an Bord, mehrere vielleicht! Diesen herzzerreißenden Ruf werd’ ich mein Lebtag hören!
    Der Unglückliche war verloren. Wer vermochte ihn dieser erdrückenden Umschlingung zu entreißen? Inzwischen hatte sich der Kapitän Nemo auf das Ungethüm gestürzt und ihm noch einen Arm mit dem Beile abgehauen. Sein Lieutenant kämpfte wüthend gegen andere Ungeheuer an den Seiten des Nautilus. Die Bemannung kämpfte mit Beilen. Der Canadier, Conseil und ich hieben in die Fleischmassen ein. Ein starker Moschusgeruch durchdrang die Atmosphäre. Es war erschrecklich.
    Einen Augenblick glaubte ich, der Unglückliche, von dem Ungeheuer umschlungene Mann werde dem gewaltigen Aussaugen entrissen werden. Sieben von den acht Armen waren abgehauen; ein einziger nur, der das Opfer schwang, wie eine Feder, krümmte sich noch in der Luft. Aber in dem Augenblick, da der Kapitän Nemo und sein Lieutenant

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