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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nunmehr anzufangen. Conseil sagte:
    »Wenn mein Herr es zufrieden ist, will ich die Sache deutsch erzählen.
    – Wie? Du verstehst deutsch? rief ich.
    – Wie ein Flamländer, wenn Sie’s erlauben.
    – Es ist mir recht lieb. Fange nur an.«
    Und Conseil erzählte in seiner ruhigen Weise die Hauptzüge unserer Geschichte zum dritten Male. Aber trotz alles Bemühens half auch das Deutsche nichts.
    Endlich nahm ich alle Reste meiner Jugendstudien zusammen, und begann auf Lateinisch unsere Abenteuer zu erzählen. Cicero würde mich zwar damit in die Küche geschickt haben, doch brachte ich’s fertig. Es war eben so fruchtlos.
    Nachdem auch dieser letzte Versuch gescheitert war, wechselten die beiden Unbekannten einige Worte in ihrer unverständlichen Sprache und zogen sich ohne irgend ein Wort der Beruhigung zurück. Die Thür schloß sich hinter ihnen.
    »Infam! schrie Ned-Land in Zornes Entrüstung. Wie! man spricht zu den Schuften französisch, englisch, deutsch, lateinisch, und keiner ist so höflich zu antworten!
    – Ruhig, Ned, sagte ich zum aufbrausenden Harpunier, der Zorn würde zu nichts führen.
    – Aber, wissen Sie, Herr Professor, fuhr unser zornmüthiger Kamerad fort, wir werden in diesem eisernen Käfig ganz und gar Hungers sterben?
    – Bah! sagte Conseil philosophisch, man kann noch lange aushalten!
    – Lieben Freunde, sagte ich, man muß nicht verzweifeln. Wir hatten uns in der allerschlimmsten Lage befunden. Seien Sie so freundlich zu warten, um mir ein Urtheil über den Commandanten und die Mannschaft dieses Fahrzeugs zu bilden.
    – Ich bin mit meinem Urtheil fertig, versetzte Ned-Land. Es sind Schurken …
    – Gut! und aus welchem Land.
    – Aus dem Schurkenland!
    – Wackerer Ned, dieses Land ist auf den Karten noch nicht genügend bestimmt, und ich gestehe, daß die Nationalität der beiden Unbekannten schwer zu ermitteln ist! Weder Engländer, noch Franzosen, noch Deutsche, das ist Alles, was man bis jetzt sagen kann. Doch möchte ich annehmen, daß die Beiden einer südlichen Breite angehören, sie haben etwas Südliches in ihrem Wesen. Aber ob Spanier, Türken, Araber oder Indier, läßt sich aus ihrem physischen Typus noch nicht ermessen. Ihre Sprache ist völlig unverständlich.
    – Das ist die unangenehme Folge, wenn man nicht alle Sprachen versteht, oder der Nachtheil, daß wir nicht eine einzige Sprache haben!
    – Das würde uns nichts helfen, erwiderte Ned-Land. Sehen Sie nicht, daß diese Leute eine eigene Sprache für sich haben, die sie erfanden; um brave Leute, die zu essen begehren, in Verzweiflung zu bringen! Versteht man doch in allen Sprachen der Welt, was es bedeutet, wenn man den Mund aufsperrt, die Kinnladen bewegt, mit den Zähnen und Lippen schnappt.
    – O, sagte Conseil, es giebt so dumme Leute! …«
     

    Zwei Unbekannte. (S. 61.)
     
    Wie er dies sprach, öffnete sich die Thüre. Ein Steward tratt ein und brachte uns Meerkleidung, Hosen und Weste, aus einem mir unbekannten Stoff. Ich zog sie augenblicklich an, und meine Gefährten folgten meinem Beispiel. Unterdessen hatte der Steward, – stumm, vielleicht auch taub – den Tisch gedeckt und drei Gedecke aufgesetzt.
     

    Nachtlager im Kerker. (S. 66.)
     
    »Das ist doch was Ernstliches, sagte Conseil, und hat etwas Gutes zu bedeuten.
    – Bah! erwiderte der Harpunier im Aerger, was Teufel meinen Sie denn, was man hier speist? Schildkrötenleber, Lendenstück vom Hai, Beefsteak vom Seehund!
    – Nun, wir werden sehen,« sagte Conseil.
    Die Gerichte, mit silbernen Glocken bedeckt, wurden symmetrisch auf das Tischtuch gestellt, und wir setzten uns zu Tische. Gewiß hatten wir’s mit Leuten von Bildung zu thun, und hätte uns nicht das elektrische Licht umstrahlt, so hätte ich geglaubt im Speisesaal des Hôtel Adelphi zu Liverpool, oder des Grand-Hôtel zu Paris zu sein. Doch muß ich bemerken, daß Brod und Wein gänzlich mangelten. Das Wasser war frisch und klar, aber es war Wasser, – was Ned-Land nicht behagte. Unter den Speisen, die uns vorgesetzt wurden, erkannte ich einige köstlich zubereitete Fische; aber über einige Gerichte, die übrigens vortrefflich waren, konnte ich nicht urtheilen, ich konnte nicht einmal sagen, ob sie ihrem Stoff nach dem Pflanzen-oder Thierreich angehörten. Das Tafelgeräthe war elegant und geschmackvoll. Jeder Gegenstand, Löffel, Gabel, Messer, Teller, hatten eine Devise als Aufschrift, folgendermaßen:
     

    Beweglich im beweglichen Element! Dieselbe paßte genau auf das

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