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Zwei bemerkenswerte Frauen

Zwei bemerkenswerte Frauen

Titel: Zwei bemerkenswerte Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
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Aber ich frage mich, wo mein … wo der Plesi vom Herzog ist.»
    «Und ich frage mich, wo Elizabeth ist», erwiderte Miss Margaret mit Tränen in den Augen. «Ich denke immer noch, wir hätten sie niemals an Bord lassen dürfen. Die Dispatch hat ja gezeigt, wie leicht so ein Schiff auf Grund laufen kann. Da fragt man sich doch, was alles mit der Unity passieren kann.» Jetzt weinte sie richtig, und ich streichelte ihre Schulter. Doch sie wollte keinen Trost von mir und riss sich mit böse funkelnden Augen los. «Wenn du nicht wärst, wäre Elizabeth niemals gefahren!», schrie sie. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und rannte in den Ballsaal.
    «Was meinen Sie damit?», rief ich ihr nach. «Das verstehe ich nicht, Miss Margaret!» Doch ich konnte ihr nicht in den Saal folgen. Unsereins stand er nicht offen, und die Männer im Eingang sahen mich schon unfreundlich an. Ich lungerte in der Nähe herum und hoffte, durchs Erkerfenster einen Blick auf Miss Margaret zu erhaschen, doch sie tauchte nicht auf.
    Jetzt wusste ich zwar, dass Miss Elizabeth wegen mir nach London gefahren war, aber was genau sie dort wollte, erfuhr ich erst, als Miss Louise vorbeikam, um es mir zu erklären. Miss Louise kam uns selten besuchen, weil sie lebende Pflanzen lieber mochte als Fossilien, aber zwei Tage nach meiner Begegnung mit Miss Margaret stand sie in der Werkstatttür. Sie musste den Kopf einziehen, weil sie so groß war. Ich reinigte gerade einen kleinen Ichthyosaurier, den ich kurz vor meiner Entdeckung des Plesi gefunden hatte. Er war nicht vollständig, der Schädel war in Einzelteile zerlegt und die Paddelknochen fehlten ganz, aber das Rückgrat und die Rippen befanden sich in einem guten Zustand.
    «Bleib sitzen», sagte Miss Louise, doch ich bestand darauf, ein paar Steine von einem Hocker zu räumen und ihn abzuwischen, damit sie Platz nehmen konnte. Tray kam herein und legte sich vor ihre Füße. Sie fing nicht sofort zu reden an, schließlich war sie noch nie besonders gesprächig gewesen, sondern betrachtete zunächst die Steinhaufen, die sich überall auf dem Boden türmten. Es waren lauter noch zu reinigende Fossilien. Weil ich in letzter Zeit so mit dem Plesi beschäftigt gewesen war, hatte sich noch mehr angesammelt als sonst schon immer. Doch Miss Louise erwähnte das Durcheinander mit keinem Wort und sagte auch nichts wegen der Staubschicht, die über allem lag. Andere hätten vielleicht was gesagt, aber wahrscheinlich war sie den Schmutz von der Gartenarbeit gewohnt. Und von Miss Elizabeths Fossilien.
    «Margaret hat mir erzählt, dass sie dich getroffen hat und du dich nach unserer Schwester erkundigt hast. Heute haben wir einen Brief von ihr erhalten. Sie ist sicher bei unserem Bruder in London angekommen.»
    «Oh, da bin ich wirklich froh! Aber … Miss Margaret hat gesagt, dass Miss Elizabeth wegen mir nach London gefahren ist. Warum?»
    «Sie will die Tagung der Geologischen Gesellschaft besuchen und die Männer bitten, dich gegen Baron Cuviers Anschuldigungen, du hättest den Plesiosaurier selbst zusammengesetzt, in Schutz zu nehmen.»
    «Woher weiß sie davon?», fragte ich.
    Miss Louise zögerte.
    «Haben die Herren es ihr erzählt? Hat Cuvier einem von ihnen geschrieben? An Buckland oder Conybeare? Und haben die dann Miss Elizabeth geschrieben? Wahrscheinlich reden jetzt alle in London darüber, was wir Annings mit den Fossilien anstellen.» Mein Mund zitterte so sehr, dass ich nicht weitersprechen konnte.
    «Nein, nur ruhig, deine Mutter ist zu uns gekommen.»
    «Mam?» Obwohl ich erleichtert war, dass sie es nicht von den Männern in London wusste, war ich schockiert, dass Mam so was hinter meinem Rücken tat.
    «Sie hat sich Sorgen um dich gemacht», fuhr Miss Louise fort. «Elizabeth hat dann beschlossen, dass sie versuchen will, dir zu helfen. Margaret und ich haben zwar nicht verstanden, warum sie unbedingt persönlich nach London musste, statt den Männern einfach zu schreiben, aber sie hat darauf bestanden, dass es so besser sei.»
    Ich nickte. «Sie hat Recht. Diese Herren schreiben nicht immer gleich zurück. Mam und ich haben die Erfahrung schon gemacht. Manchmal muss ich über ein Jahr auf eine Antwort warten. Wenn sie was wollen, sind sie schnell, aber dann vergessen sie mich. Und wenn ich mal etwas will …» Ich zuckte mit den Schultern. «Ich kann einfach nicht glauben, dass Miss Elizabeth wegen mir den ganzen Weg bis London gefahren ist, und dann noch mit dem Schiff.»
    Miss Louise sagte

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