Zwei bemerkenswerte Frauen
ich Mam zwischen uns nehmen und mehr oder weniger in die Kirche in der Coombe Street schleppen. Sicher haben wir drei keinen schönen Anblick abgegeben, wie wir da zu der Beerdigung wankten, die wir nicht einmal bezahlen konnten. In der Stadt hatten sie für uns gesammelt, und die meisten kamen, um zu sehen, was wir für ihr Geld bekommen hatten.
Nach der Beerdigung haben wir Mam wieder ins Bett gebracht, und ich bin wie jeden Tag zum Strand runtergegangen. Allerdings musste ich vorher erst warten, bis sie eingeschlafen war, denn es hätte sie beunruhigt, mich draußen zu wissen. Dass Pa von den Klippen stürzte, während er eigentlich in seiner Werkstatt hätte arbeiten sollen, war für sie ein Zeichen Gottes, dass wir nicht so viel Zeit mit den Kuris verbringen durften.
Ich lief in Richtung Charmouth und behielt die Flut im Auge, die zwar gerade hereinkam, aber noch zu weit weg war, um mir gefährlich zu werden. Hinter den Church Cliffs kam ich zu der schmalen Stelle, wo der Strand eine Kurve macht und dann breiter wird. Dort ist der Black Ven, der mit seinen verschiedenen grauen, braunen und grünen Fels- und Grasstreifen wie eine Tigerkatze aussieht. Anders als die Steilwand der Church Cliffs fällt er ganz allmählich zum Meer hin ab. Im Schlamm des Blauen Lias, der dort auf den Strand trifft, verbergen sich Schätze für diejenigen, die bereit sind, nach ihnen zu graben.
Wie in all den Jahren mit Pa suchte ich den Lehm ab. Es war ein Trost, hier draußen bei den Klippen zu sein und nach Fossilien zu jagen. Ich konnte vergessen, dass Pa nicht mehr da war, und mir einbilden, er würde hinter mir stehen, wenn ich mich umdrehte, und vornübergebeugt mit seiner Stange im lockeren Steinsaum am Fuß der Klippe stochern. Er suchte auf seine Weise, und ich auf meine. Doch so oft ich mich auch nach ihm umguckte, er war nicht da, an dem Tag nicht und auch nicht an den Tagen danach.
Im Blauen Lias fand ich nur ein paar Beli-Splitter, die wegen der abgebrochenen Spitzen völlig wertlos waren, aber ich nahm sie trotzdem mit. Die Sommergäste kaufen nur längliche Belis mit unversehrten Spitzen, aber wenn ich einmal etwas gefunden habe, kann ich es nur schwer wieder fallen lassen.
Zwischen den Steinen fand ich dafür einen völlig unbeschädigten Ammo. Er schmiegte sich perfekt in meine Handfläche; ich schloss die Finger um ihn und drückte ihn fest. Wie immer, wenn ich etwas Besonderes gefunden hatte, wollte ich ihn jemandem zeigen, um mich zu vergewissern, dass es wirklich wahr war. Aber Pa, der gewusst hätte, wie schwer es ist, einen so perfekten Ammo zu finden, Pa war nicht mehr da. Noch immer am Boden hockend, schloss ich die Augen, um die Tränen zurückzudrängen. Ich wollte diesen Ammo für immer in meiner Hand halten, ihn drücken und dabei an Pa denken.
«Hallo, Mary.» Elizabeth Philpot stand vor mir und zeichnete sich dunkel vorm grauen Himmel ab. «Ich habe nicht damit gerechnet, dich heute hier draußen anzutreffen.»
Ich konnte ihren Gesichtsausdruck nicht erkennen und fragte mich, was sie wohl von mir dachte, dass ich hier draußen am Strand war, statt daheim meine Mutter zu trösten.
«Was hast du gefunden?»
Ich richtete mich auf und hielt ihr den Ammo hin. Miss Elizabeth nahm ihn. «Oh, ein wunderschönes Exemplar. Ein Liparoceras , oder?» Miss Elizabeth hat immer gern diese komischen Namen benutzt, die sie Linnésche Namen nannte. Manchmal hatte ich das Gefühl, sie wollte damit angeben. «Hast du gesehen, die Spitzknoten auf den Rippen sind alle intakt. Wo hast du ihn gefunden?»
Ich deutete auf die Felsen vor unseren Füßen.
«Vergiss nicht, die Fundstelle zu notieren, die Gesteinsschicht und das Datum. Es ist wichtig, das festzuhalten.» Seit ich in der Sonntagsschule unserer Kirche lesen und schreiben gelernt hatte, drängte Miss Elizabeth mich ständig, Etiketten zu schreiben. Sie schaute auf den Strand hinab. «Was meinst du, wird uns die Flut bald den Weg abschneiden?»
«Wir haben noch ein paar Minuten, Ma’am. Ich werde bald zurückgehen.»
Miss Elizabeth nickte. Sie merkte, dass ich lieber allein heimgehen wollte als mit ihr, war aber nicht beleidigt. Jäger sind eben manchmal gern allein unterwegs. «Ach, Mary», sagte sie, als sie sich zum Gehen wandte. «Meinen Schwestern und mir tut das mit deinem Vater so leid. Ich werde morgen vorbeikommen. Bessy hat einen Kuchen gemacht und Louise ein Stärkungsmittel für deine Mutter. Und Margaret hat einen Schal gestrickt.»
«Das ist
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