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Zwei bemerkenswerte Frauen

Zwei bemerkenswerte Frauen

Titel: Zwei bemerkenswerte Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
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findet. Und er hat mir gesagt, wie sie heißen – Vertebis, Teufelszehennägel, Heilige-Hilda-Schlangen, Bezoars, Donnerkeile und Seelilien. Schon bald konnte ich allein sammeln gehen. Selbst wenn man zu zweit sucht, läuft man nicht auf Schritt und Tritt nebeneinander her. Man kann nicht mit den Augen eines anderen sehen, man muss schon selbst schauen. Zwei Menschen können in ein und demselben Stein unterschiedliche Dinge erkennen; der eine ein Stück Feuerstein, der andere einen Seeigel. Wenn ich als Kind mit Pa unterwegs war, hat er oft noch an Stellen, an denen ich schon jeden Stein umgedreht hatte, Vertebis gefunden. «Sieh mal», hat er dann gesagt und einen Stein hochgehoben, der direkt vor meinen Füßen lag. «Du musst schon genauer hinschauen, mein Mädchen!» Er hat mich ausgelacht, aber das machte mir nichts, schließlich war er mein Vater, deshalb musste er mehr finden als ich und mir beibringen, wie man es macht. Ich wollte gar nicht besser sein als er.
    Für mich ist die Suche nach Kuris wie wenn man ein vierblättriges Kleeblatt sucht: Es geht nicht darum, wie genau man hinschaut, sondern, ob einem Unterschiede auffallen. Wenn mein Blick über ein Stück Kleewiese wandert, sehe ich 3, 3, 3, 3, 4, 3, 3. Das vierblättrige Kleeblatt springt mich einfach an. Und mit den Kuris ist es genauso. Ich laufe über den Strand, schaue hier und schaue da, ohne viel nachzudenken, und schon springen sie mich an: die langen Linien eines Belis, die Spiralen mit den streifenartigen Markierungen eines Ammos oder die Knochenabdrucke im glatten Schieferstein. Es sind die Muster, die sich aus dem allgemeinen Durcheinander abheben.
    Jeder jagt anders nach Kuris. Miss Elizabeth guckt so lange auf die Wand eines Kliffs, auf die Felsbänder und einzeln herumliegenden Steinbrocken, dass ich denke, der Kopf wird ihr zerspringen. Auch wenn sie auf diese Weise etwas findet, kostet es sie fürchterlich viel Mühe. Sie hat nicht so einen guten Blick wie ich.
    Mein Bruder Joe wiederum hatte eine ganz andere Methode und wollte meine nicht übernehmen, wenn wir gemeinsam auf Suche gingen. Obwohl er eigentlich nur drei Jahre älter ist als ich, kam es mir, als wir klein waren, so vor, als wär er viel älter. Joe benahm sich wie ein kleiner Erwachsener, er war langsam, ernst und bedächtig. Unsere Aufgabe war es, die Kuris zu finden und sie unserem Vater heimzubringen, aber wenn Pa zu viel mit seinen Schränken zu tun hatte, haben wir die Kuris manchmal auch gereinigt. Joe hasste es, bei Wind rauszumüssen, aber Kuris hat er trotzdem gefunden. Obwohl er es gar nicht wollte, war er ein guter Sammler. Eben weil er den Blick hatte. Seine Methode war, sich einen Strandabschnitt vorzunehmen, ihn in Quadrate aufzuteilen und jedes einzelne systematisch abzusuchen, indem er es mit gleichmäßigen, langsamen Schritten abging. Er fand zwar mehr als ich, aber ich hab die ungewöhnlichen Sachen entdeckt, mit denen niemand rechnete: Krokodilrippen und -zähne, Bezoars und Seeigel.
    Pa brauchte für seine Suchmethode eine lange Stange, mit der er in den Steinen herumstocherte, damit er sich nicht dauernd bücken musste. Das hatte er sich bei Mr Crookshanks abgeschaut, dem Bekannten, von dem er die ersten Sachen über Kuris lernte. Als ich drei war, hat sich Mr Crookshanks vom Gun Cliff hinter unserem Haus gestürzt. Pa sagte, er hatte so viele Schulden, dass ihn selbst die Kuris nicht mehr vor dem Armenhaus gerettet hätten. Aber gelernt hat Pa aus den Fehlern von Mr Crookshanks nichts. Die ganze Zeit hat er nach der Riesenbestie gesucht, mit deren Fund er alle unsere Schulden bezahlen wollte. Im Lauf der Jahre haben wir einzelne Teile gefunden, Zähne, Wirbelknochen und Versteinerungen, die wie Rippen aussahen, außerdem komische kleine Würfel, die mich an Maiskörner erinnerten, und andere Knochen, die wir nicht zuordnen konnten. Sie schienen alle von einem riesigen Tier wie einem Krokodil zu stammen. Als ich einmal Kuris für sie reinigte, hat mir Miss Elizabeth ein Krokodil gezeigt. Sie hatte ein Buch mit vielen Zeichnungen von allen möglichen Tieren und ihren Skeletten. Ein Franzose namens Cuvier hatte es geschrieben.
    Pa ist nicht so oft suchen gegangen wie wir, weil er ja auch noch die Schreinerei hatte, aber wenn es irgendwie ging, ist er mit uns rausgekommen. Die Kuris waren ihm lieber als das Tischlern, und das hat Mam immer fürchterlich geärgert. Nie wusste sie, wann wieder Geld reinkommen würde, außerdem hat die Fossiliensuche ihn

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