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Zwei bemerkenswerte Frauen

Zwei bemerkenswerte Frauen

Titel: Zwei bemerkenswerte Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
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Stangen gespannten Stoffstück bestand. Neugierig beugte sich Captain Kurio mit den anderen über das Riesentier. Besonders interessierten ihn die Wirbel am hinteren Teil des Schädels, die darauf hinwiesen, dass sich in der Klippe noch ein Körper befinden musste. Jetzt war es zu dunkel, um noch in das Loch zu sehen, das der Schädel hinterlassen hatte. Wir würden im Hellen wiederkommen müssen, um nach dem Körper zu suchen.
    Es war mir nicht recht, dass Captain Kurio an der Fundstelle herumschnüffelte, aber ich wagte nicht, noch einmal so frech zu sein, denn er machte mir Angst. «Es gefällt mir gar nicht, dass er hier rumsteht», flüsterte ich Miss Elizabeth zu. «Ich traue ihm nicht über den Weg. Können Sie den Days nicht sagen, sie sollen die Sachen jetzt heimbringen, Ma’am?»
    Billy und Davy saßen auf einem Felsbrocken, ließen einen Krug zwischen sich hin- und hergehen und teilten einen Laib Brot. Obwohl es schon dämmerte und der Reif sich über Sand und Felsen zu legen begann, sah es nicht so aus, als würden sie sich demnächst von der Stelle rühren. «Sie haben eine Pause verdient», sagte Miss Elizabeth. «Die Flut wird sie ohnehin bald aufscheuchen.»
    Endlich wischten sich die Brüder den Mund ab und erhoben sich. Als sie die Trage zwischen sich nahmen, verschwand Captain Kurio in Richtung Charmouth in der Dunkelheit, während wir hinter den Daybrüdern her in die entgegengesetzte Richtung zurück nach Lyme aufbrachen. Wir müssen wie eine Beerdigungsgesellschaft ausgesehen haben, mit den Days als Sargträgern. Tatsächlich überquerten wir auf unserem Weg in die Stadt den Friedhof von Sankt Michael und liefen dann über den Buttermarkt zum Cockmoile Square. Die Leute, denen wir begegneten, blieben stehen, um sich die Steinplatten auf unserer Trage anzusehen, und man hörte sie immer wieder «ein Krokodil» murmeln.
    Am nächsten Tag lief ich, sobald der Wasserstand es erlaubte, zurück zu den Church Cliffs, aber Captain Kurio war schon da. Um mir zuvorzukommen, hatte er es auf sich genommen, durch das eiskalte Wasser zu waten. Allein konnte ich es nicht mit ihm aufnehmen, und Joseph hatte für diesen Tag Arbeit in der Mühle von Lyme bekommen, da einer der Müllerburschen krank war. Wir konnten es uns nicht leisten, diese Verdienstmöglichkeit auszuschlagen, denn sie würde uns wenigstens einen Tag lang satt machen. Also versteckte ich mich und beobachtete, wie Captain Kurio in dem Loch herumstocherte, das der Schädel in der Felswand hinterlassen hatte. Ich verfluchte ihn und hoffte, ein Steinbrocken würde ihm auf den Kopf fallen.
    Und da kam mir eine ganz gemeine Idee. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich sie in die Tat umsetzte. Niemals habe ich einer Menschenseele anvertraut, zu welcher Boshaftigkeit ich an jenem Tag fähig war. Ich rannte über den Strand zurück und stieg dann den Pfad auf die Church Cliffs hoch, wo ich vorsichtig an die Stelle kroch, die sich genau oberhalb von dem Krokodilloch befand. «Zum Teufel mit Ihnen, Captain Kurio», flüsterte ich und rollte einen faustgroßen Felsbrocken über die Kante. Ich hörte ihn aufschreien und lächelte, während ich bäuchlings auf dem Boden lag, damit er mich nicht sehen konnte. Ich wollte ihn zwar nicht verletzen, aber verscheuchen.
    Sicher war er jetzt von der Klippenwand weggetreten, um abzuwarten, ob noch mehr herabkommen würde. Ich nahm einen größeren Stein und schob ihn zusammen mit einer Handvoll Dreck und kleinen Steinchen über die Kante, damit es wie eine kleine Gerölllawine aussah. Diesmal hörte ich nichts, blieb aber trotzdem in Deckung. Ich war mir sicher, dass es mir schlecht ergehen würde, wenn er entdeckte, was ich hier oben machte.
    Dann ging mir auf, dass er hochkommen könnte, um nachzuschauen. Es war zwar nichts Ungewöhnliches, dass hier draußen Gerölllawinen abgingen, doch Captain Kurio war ein misstrauischer Mensch. Ich kroch von der Klippenkante weg und rannte den Pfad hinab. Gerade noch rechtzeitig konnte ich mich hinter ein paar hohe Gräser ducken, als er schon mit wütendem Gesichtsausdruck vorbeimarschierte. Irgendwie muss er sich gedacht haben, dass die Steine nicht von allein abgegangen waren. Ich versteckte mich, bis er außer Sichtweite war, flitzte dann den Pfad zum Strand hinab und rannte an der Klippe entlang zum Krokodilloch. Mit etwas Glück blieb mir genug Zeit, um nachzuschauen, ob wir die Day-Brüder noch einmal zum Graben brauchten, bevor Captain Kurio zurückkam.
    Bei

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