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Zwei bemerkenswerte Frauen

Zwei bemerkenswerte Frauen

Titel: Zwei bemerkenswerte Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
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verschlang. Mam mochte es nicht, wenn ich sie auf diesen unsinnigen Kreislauf aufmerksam machte.
    «Wer ist das da unten?», fragte sie, als sie Mr Bucklands Stimme hörte. «Hast du ihm zwei Pence dafür abgenommen, dass er es sich ansieht?»
    Ich schüttelte den Kopf. «Bei Mr Buckland ist das was anderes.»
    «Wieso? Sonst lässt du doch jeden zahlen, der sich das Ding ansehen will. Die Armen einen Penny, die Reichen zwei.»
    «Dann geh du doch und sag es ihm.»
    Mam guckte verärgert. «Na gut.» Sie reichte mir den großen Holzlöffel, mit dem sie die Wäsche umrührte, wischte sich die Hände an der Schürze trocken und ging nach unten. Ich war froh, Mr Bucklands Fragen für eine Weile entkommen zu sein, und kümmerte mich um die Wäsche. Allerdings hätte ich nur zu gern gesehen, wie Mam ihn sich vorknöpfte. Mit einigen der vornehmen Herren, die mich in der Werkstatt besuchten, kam sie gut zurecht. Henry De La Beche zum Beispiel wurde von ihr herumkommandiert wie ein Sohn. Aber William Buckland war selbst für Mam zu viel. Wenig später kam sie erschöpft von dem Dauergeplapper und ohne Zweipennystück wieder nach oben. Sie schüttelte den Kopf. «Dein Pa hat mir erzählt, dass er immer aufgehört hat zu arbeiten, wenn dieser Mann zu ihm in die Werkstatt gekommen ist. Er hat sich einfach zurückgelehnt und ein Nickerchen gemacht, während Mr Buckland redete und redete. Jetzt will er, dass du wieder nach unten kommst. Du sollst ihm erzählen, wie du deine Sachen reinigst, außerdem will er wissen, was wir mit dem Fund vorhaben. Sag ihm gleich, dass es teuer wird und wir uns nicht noch einmal von einem Gentleman über den Tisch ziehen lassen!»
    Als ich nach unten kam, stand Mr Buckland bereits in der Tür, die zum Cockmoile Square hinausführte. «Ach, Mary, ich bin gleich wieder da. Ich will nur schnell Doktor Carpenter holen, damit er sich dies anschaut. Und heute Nachmittag kommen auch noch ein paar Leute, die sich bestimmt sehr dafür interessieren.»
    «Solange es nicht Lord Henley ist!», sagte ich.
    «Warum nicht Lord Henley?»
    Ich erzählte ihm, was mit dem ersten Krok passiert war und dass Miss Philpot es mit Monokel, Weste und begradigtem Schwanz in London gesehen hatte. «Dieser Dummkopf!», rief Mr Buckland aufgebracht. «Er hätte es lieber nach Oxford oder an das Britische Museum verkaufen sollen, statt es Bullock zu geben. Sicher hätte ich die Universität oder das Museum zu einer Anschaffung überreden können. Mit diesem Exemplar werde ich es so machen.»
    Ohne Mam und Miss Elizabeth um ihre Meinung zu fragen, nahm ihnen Mr Buckland den Verkauf des Kroks ab. Noch bevor Mam ihn daran hindern konnte, hatte er bereits begeisterte Briefe an mögliche Käufer geschrieben. Anfangs war Mam ihm noch böse, aber als er einen reichen Herrn in Bristol fand, der uns vierzig Pfund für das Krokodil zahlte, änderte sie ihre Meinung schnell. Die Museen hatten sein Angebot abgelehnt. Der Verkauf entschädigte Mam und mich für alles, was wir mit Mr Buckland aushalten mussten. Weil er fest davon überzeugt war, dass in den Klippen und Felsbändern noch mehr Krokodile begraben lagen, die nur darauf warteten, dass er sie entdeckte, verbrachte er den ganzen Sommer bei uns. Solange das Krok noch in der Werkstatt lag, spazierte er dort täglich aus und ein, wie wenn der Raum ihm gehören würde. Er brachte auch andere Herren mit, die sich neugierig umschauten, Maß nahmen, zeichneten und sich eingehend über mein Krok unterhielten. Mir fiel auf, dass Mr Buckland genau wie Miss Elizabeth das Tier niemals als Krokodil bezeichnete. Allmählich fand ich mich damit ab, dass es vielleicht wirklich etwas anderes war, aber solange wir nicht wussten, was, würde ich das Tier weiter Krok nennen.
    Als ich eines Tages mit Mr Buckland allein in der Werkstatt war, fragte er mich, ob er einen kleinen Teil des Kroks selbst reinigen dürfe. Er war immer darauf aus, Neues auszuprobieren. Obwohl ich Angst hatte, dass er etwas kaputt machte, konnte ich ihm nichts abschlagen, deshalb reichte ich ihm meine Pinsel und Klingen. Zum Glück richtete er keinen Schaden an, aber nur, weil er überhaupt nicht vorankam. Dauernd unterbrach er seine Arbeit, um etwas genauer anzuschauen oder mit mir über das Krok zu reden. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Wir mussten essen, und wir mussten Miete zahlen. Außerdem waren Pas Schulden noch lange nicht abgestottert, weshalb wir immer noch in der Angst lebten, im Armenhaus zu enden. Mir

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