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Zwei bemerkenswerte Frauen

Zwei bemerkenswerte Frauen

Titel: Zwei bemerkenswerte Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
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gehen wir eben heute Nachmittag noch mal hin.»
    «Geht nicht, Sir, dann ist Flut.»
    Mr. Buckland schaute verwirrt. Ihm schien nicht ganz klar zu sein, warum wir darauf Rücksicht nehmen sollten.
    «Bei Flut kommen wir von dieser Seite des Strandes nicht an den Erdrutsch ran», erklärte ich. «Die Klippen ragen dort drüben nämlich so weit auf den Strand hinaus, dass man bei Hochwasser nicht um sie rumgehen kann.»
    «Und wenn wir von Charmouth aus kommen?»
    Ich zuckte mit den Schultern. «Das ist möglich, aber bis Charmouth müssten wir erst die Straße gehen, die einen großen Bogen macht. Es ist ziemlich weit. Oder wir nehmen den Klippenpfad, nur ist der jetzt nicht sicher, wie Sie selbst sehen.» Ich nickte zum Erdrutsch hin.
    «Bis Charmouth können wir auf meinem Pferd reiten. Dazu habe ich es schließlich. Dann geht es schneller.»
    Ich zögerte. Auch wenn ich schon viele Herren zum Strand begleitet hatte, auf einem Pferd hatte ich noch mit niemandem gesessen. Das würde sicher für neuen Gesprächsstoff in der Stadt sorgen. Auf mich wirkte Mr Buckland in seiner Begeisterung zwar unschuldig, aber die Leute in Lyme sahen das vielleicht anders. Außerdem war ich bei Hochwasser nicht gern zwischen Klippen und Meer eingezwängt am Strand unterwegs. Bei einem weiteren Erdrutsch gab es dann keine Fluchtmöglichkeit mehr.
    Doch mit Mr. Buckland war nicht zu reden, denn in seiner Begeisterung setzte er sich über jeden Einwand hinweg. Allerdings merkte ich bald, dass er seine Meinung ständig änderte. Bis wir in Lyme angekommen waren, hatte er schon wieder ein Dutzend neuer Ideen, was er am Nachmittag noch alles unternehmen wollte, so dass wir an dem Tag gar nicht mehr zum Erdrutsch zurückgekehrt sind.
    Auch die Stelle, an der ich das zweite Krok ausgegraben hatte, bekam Mr Buckland nicht zu sehen, da sie schon mit Wasser bedeckt war, als wir an ihr vorbeikamen. Dafür zeigte ich ihm die Klippe, aus der wir das erste Krok hatten, und er fertigte rasch eine Zeichnung davon an. Während wir weitergingen, blieb er andauernd stehen, um etwas zu betrachten, manchmal völlig unwichtige Dinge wie die Ammoabdrucke in den Felsbändern, die er sicher schon viele Male gesehen hatte. Zum Schluss musste ich ihn daran erinnern, dass Doktor Carpenter im Three Cups auf ihn wartete und es in meiner Werkstatt viel interessantere Funde zu sehen gab. «Haben Sie gewusst, Sir, dass Doktor Carpenter mir das Leben gerettet hat, als ich ein Baby war?»
    «So, hat er das? Aber das machen Ärzte doch immer – Kinder behandeln und ihnen Medizin verabreichen, wenn sie krank sind.»
    «Oh, aber bei mir war es mehr, Sir. Ich bin damals vom Blitz getroffen worden, und Doktor Carpenter hat meinen Eltern gesagt, dass sie mich in lauwarmem Wasser baden müssen …»
    Mr Buckland blieb auf dem Felsblock stehen, von dem er gerade herunterspringen wollte. «Du bist vom Blitz getroffen worden?» Vor Begeisterung hatte er die Augen weit aufgerissen.
    Auch ich blieb stehen. Jetzt war es mir peinlich, dass ich es erwähnt hatte. Normalerweise redete ich mit niemandem über den Blitz, aber ich wollte vor diesem schlauen Herrn aus Oxford ein wenig angeben und dachte mir, dass ihn das sicher beeindrucken würde. Dabei hatte ich das gar nicht nötig, denn später stellte sich heraus, dass ich ihm beim Finden und Erkennen von Fossilien jederzeit das Wasser reichen konnte. Seine bescheidenen Anatomiekenntnisse brachten mich manchmal sogar fast zum Lachen. Doch zu dem Zeitpunkt wusste ich das noch nicht, und weil ich den Blitz erwähnt hatte, musste ich eine Befragung über mich ergehen lassen, was genau mit mir als Baby auf jenem Feld geschehen war.
    Immerhin war es nicht ganz umsonst, denn die Sache mit dem Blitz brachte mir den Respekt von Mr Buckland ein. «Das ist wirklich bemerkenswert, Mary», sagte er. «Gott hat dich verschont und dir gleichzeitig eine Erfahrung geschenkt, die fast einzigartig ist auf dieser Welt. Dein Körper hat den Blitz aufgenommen, und du hast eindeutig davon profitiert.» Er musterte mich von oben bis unten, so dass ich errötete.
    Endlich kamen wir bei mir zu Hause an, und ich führte Mr Buckland in die Werkstatt. Obwohl ich gleich weiter in die Küche hochging, rief er mir ständig Fragen zu, während er erregt um das Krokodil herumsprang. Oben stand Mam am Herd und kochte die Wäsche für eine fremde Familie. Die Wascherei brachte gerade genug Geld für die Kohle ein, die das Feuer für die nächste Wäscheladung

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