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Zwei bemerkenswerte Frauen

Zwei bemerkenswerte Frauen

Titel: Zwei bemerkenswerte Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
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einen Moment nach. «Glauben Sie, dass die Welt in sechs Tagen erschaffen wurde, Sir? So wie es in der Bibel steht?»
    Mr Buckland wackelte mit dem Kopf, was weder ja noch nein bedeutete. «Jemand hat einmal gesagt, man solle den Begriff ‹Tag› nicht wörtlich nehmen. Wenn wir die jeweiligen Tage der Schöpfung als Epochen betrachten, in denen Gott verschiedene Teile von Himmel und Erde schuf und perfektionierte, haben wir gleich viel weniger Probleme zwischen Geologie und Bibel. Nach den fünf Epochen, in denen alle Felsschichten entstanden und Tiere zu Fossilien wurden, schuf Gott den Menschen. Das ist auch der Grund, warum es keine Menschenfossilien gibt. Und kaum war nach diesem sechsten ‹Tag› der Mensch geschaffen, kam die Sintflut. Als sich das Wasser wieder zurückzog, erschien dann die Welt so, wie wir sie in all ihrer Herrlichkeit heute kennen.»
    «Und wo ist das viele Wasser hin?»
    Mr Buckland schwieg, und ich sah wieder dieses unsichere Flackern in seinen Augen. «Zurück in die Wolken, aus denen der Regen kam», erwiderte er schließlich.
    Eigentlich hätte ich ihm glauben sollen, denn immerhin lehrte er in Oxford, aber seinen Antworten schien etwas zu fehlen. Es war, als würde man mir ein Essen vorsetzen, aber nicht genug, um davon satt zu werden. Ich machte mich wieder daran, das Krokodil zu reinigen, und stellte keine Fragen mehr. Offensichtlich musste ich mich einfach mit dem leicht hohlen Gefühl abfinden, das ich in Gegenwart meiner rätselhaften Tiere immer bekam.
    Mr Buckland blieb fast den ganzen Sommer in Lyme, selbst nachdem das zweite Krokodil schon lange gereinigt, verpackt und nach Bristol geschickt worden war. Er wohnte im Three Cups , schaute aber oft bei mir am Cockmoile Square vorbei oder bat mich, ihn draußen am Strand zu treffen. Für ihn war es ganz selbstverständlich, dass ich ihn begleitete und ihm half. Ich zeigte ihm, wo man Fossilien finden konnte, und manchmal suchte ich sie sogar für ihn. Ganz besonders erpicht war er darauf, noch eine Riesenbestie für seine Sammlung in Oxford zu finden. Weil ich aber selbst auch eine finden wollte, fragte ich mich, was passieren würde, wenn wir sie bei unseren gemeinsamen Strandgängen entdeckten. Ich hatte den besseren Blick, deshalb würde ich sie vermutlich als Erste sehen. Bedeutete das dann, dass Mr Buckland mich bezahlen musste? Das war nie ganz klar, denn über Geld sprachen wir nicht, obwohl er sich immer überschwänglich bedankte, wenn ich etwas für ihn fand. Selbst Mam erwähnte kein Geld. Mr Buckland schien darüber erhaben zu sein, wie sich das für einen Gelehrten gehörte. Er lebte in einer Welt, in der Geld keine Rolle spielte.
    Joe steckte inzwischen mit Haut und Haaren in seiner Lehre und kam nicht mehr mit mir an den Strand raus, außer es gab etwas Schweres zu heben oder zu hämmern. Manchmal wurden Mr Buckland und ich von Mam begleitet, die sich hinsetzte und strickte, während wir um sie herum suchten, doch Mr Buckland wollte meist weiter gehen als sie. Außerdem musste sie ihre Wäsche machen und sich ums Haus und um den Laden kümmern, denn wie zu Pas Zeiten hatten wir immer noch einen Tisch mit Kuris vor der Werkstatt stehen, die Mam den Feriengästen verkaufte.
    Gelegentlich kam auch Miss Elizabeth mit uns suchen. Mit Mr Buckland war es jedoch nicht mehr so wie bei den anderen vornehmen Herren. Über die hatten Miss Elizabeth und ich uns hinter ihrem Rücken lustig gemacht, weil sie immer wieder die gleichen Anfängerfehler machten, Beef sammelten oder ein Stück fossiliertes Holz für einen Knochen hielten. Mr Buckland war klüger und auch liebenswürdiger, und ich merkte, dass Miss Elizabeth ihn mochte. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, dass wir um seine Anerkennung wetteiferten, denn ich war ja kein Kind mehr. Oft schaute ich vom Boden auf und sah, wie ihr Blick auf ihm ruhte. Am liebsten hätte ich sie deswegen aufgezogen, aber ich wusste, dass ich sie damit verletzen würde. Miss Elizabeth war klug, was Mr Buckland schätzte. Er konnte mit ihr über Fossilien und Geologie reden, denn sie las die wissenschaftlichen Aufsätze, die er ihr auslieh. Aber sie war fünf Jahre älter als er, zu alt, um eine Familie zu gründen, und zu arm und hässlich, um ihn trotzdem verführen zu können. Außerdem liebte er nur seine Steine und würde eher einen schönen Quarz streicheln als mit einer Dame flirten. Miss Elizabeth hatte keine Chance. Ich allerdings auch nicht.
    Wenn wir zu dritt unterwegs waren,

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