Zwei bemerkenswerte Frauen
abzuwarten, eilte ich zur Tür. Zum Glück stand eine Wand aus Besuchern zwischen mir und Colonel Birch, und ich konnte entkommen, bevor er mich erreichte. Draußen auf der Straße bog ich rasch in einen Weg ein. Er war von Unrat übersät, was mich normalerweise abgeschreckt hätte, doch lieber watete ich durch den Dreck, als höflich mit einem Mann plaudern zu müssen, der mich gleichzeitig abstieß und anzog.
Schließlich landeten wir in der Jermyn Street, ganz in der Nähe des Geschäfts, in dem mein Bruder seine Hemden kaufte. Er nahm meine Hand und zog sie durch seine Armbeuge. «Du bist schon ein seltsames Mädchen, Elizabeth.»
«Ja, vermutlich schon.»
John sagte nichts mehr, sondern winkte eine Droschke herbei, die uns zurück in die Montague Street brachte. Unterwegs sprach er nur über Geschäftliches und verlor kein Wort darüber, wo wir gewesen waren. Ausnahmsweise war ich froh, dass mein Bruder so ein nüchterner Mensch war und den Gefühlen anderer wenig Beachtung schenkte.
Doch als ich am nächsten Morgen beim Frühstück in einem Aufsatz mit dem Titel «Was verbindet Geologie und Religion? Ein Erklärungsversuch» las, den mir William Buckland geschickt hatte, steckte mir John unauffällig einen Auktionskatalog zwischen die Seiten, in dem alle Stücke aufgelistet waren, die Colonel Birch verkaufen wollte. Sofort machte ich mich darüber her, tat aber weiter so, als würde ich den Aufsatz von Mr Buckland lesen.
Dieser eine Besuch in Bullocks Museum hätte meine Neugierde bezüglich der Auktion eigentlich befriedigen müssen. Noch einmal wollte ich die Fossilien gar nicht sehen, genauso wenig die aufgeregten Käufer. Erst recht nicht wollte ich Colonel Birch begegnen, der sein Handeln möglicherweise noch rechtfertigen würde. Das war wirklich das Letzte, was ich hören wollte.
Am Morgen der Auktion wurde ich früh wach. In Lyme wäre ich einfach aufgestanden, hätte mich ans Fenster gesetzt und die Aussicht aufs Golden Cap genossen, aber in London war es mir unangenehm, so früh im Haus meines Bruders umherzustreifen. Darum blieb ich im Bett liegen, starrte zur Decke und versuchte Louise nicht durch meine Unruhe zu wecken.
Später saß ich mit meinen Schwestern im Salon. Wir gingen eine Liste mit Dingen durch, die wir in London besorgen wollten, hakten ab, was wir bereits erledigt hatten, und markierten, was noch fehlte. Gegen Ende der Woche wollten wir heimfahren. In London kauften wir alles, was wir in Lyme nicht bekommen konnten: gute Handschuhe und Hüte, sorgfältig gemachte Stiefel, Bücher, Künstlerbedarf und hochwertiges Papier. Ich war die ganze Zeit unruhig und nervös, als erwarteten wir Gäste. Meine Nichte und Neffen waren mit uns im Zimmer, und ihre albernen Spiele setzten meinen Nerven zu, bis ich schließlich Francis anfuhr, weil er sich erlaubt hatte, laut zu lachen. Alle blickten mich an. «Fühlst du dich nicht wohl?», fragte meine Schwägerin.
«Ich habe Kopfschmerzen. Ich glaube, ich lege mich hin.» Ich erhob mich und ignorierte das betroffene Gemurmel. «Ein bisschen Schlaf wird mir sicher guttun. Bitte weckt mich nicht zum Dinner oder falls ihr ausgehen wollt. Ich komme später wieder nach unten.»
Oben in meinem Schlafzimmer setzte ich mich ein paar Minuten hin. Mein Kopf musste erst noch richtig begreifen, was mein Herz schon längst beschlossen hatte. Dann zog ich die Vorhänge zu, um das Zimmer abzudunkeln, und legte ein paar Kissen unter meine Bettdecke, so dass jeder, der kurz hineinschaute, sie für meine schlafenden Umrisse halten würde. Louise mit ihren Adleraugen würde sich wahrscheinlich nicht irreführen lassen, aber bei ihr konnte ich auf Verständnis oder Mitleid hoffen.
Ich band meine Haube und meinen Umhang zu und schlich nach unten ins Erdgeschoss. Von unten aus der Küche hörte ich klappernde Töpfe und die Stimme der Köchin, von oben drang das Gelächter der Kinder an mein Ohr. Ich fühlte mich schuldig – und ein bisschen albern –, weil ich mich wegstahl. So etwas hatte ich in meinem ganzen Leben noch nie gemacht, und es schien mir lächerlich, jetzt, im Alter von einundvierzig Jahren, damit anzufangen. Schließlich hätte ich einfach verkünden können, dass ich zu der Auktion gehen wollte. Es wäre kein Problem gewesen, mir mit jemandem wie Henry De la Beche eine geeignete Begleitung zu organisieren. Nur wollte ich mich nicht den damit verbundenen Fragen, Erklärungen und Rechtfertigungen stellen. Wie sollte ich den anderen erklären,
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