Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland
gehört.
Aber der Reiz dieses Wortes verflog in dem Augenblick, in dem die Fragen gestellt wurden: Bremen gegen Bochum? Herta gegen Schalke? Sind das überhaupt Städte? Und mit welchem Ergebnis blamiert man sich am wenigsten? Immer unentschieden tippen fällt irgendwann auf. Und für den klassischen Doofen-Tipp 2:1 (weil beide ja irgendwie gut sind und ein Tor schießen werden, einer aber halt wohl auch besser sein wird und deswegen eins mehr schießt) bin selbst ich mir zu schade.
Man sagt, dass Frauen, die von Aktien keine Ahnung haben, beim Anlegen meist besser abschneiden als börseninteressierte Männer (nicht, dass Frauen prinzipiell keine Ahnung von Börse hätten, Gott, nein, Frauenbeauftragte dieser Republik: Waffen wieder einstecken). Vielleicht lagen wir mit unseren Tipps also gar nicht so falsch (einmal haben wir allerdings 5:1 getippt, dieser Prognose scheint mir doch böses Enthüllungspotenzial unserer Ahnungslosigkeit innezuwohnen). Was mich allerdings stutzig macht: Da ich selbst nicht mehr weiß, welche Ergebnisse wir vorhergesagt haben (spricht auch für meine »Expertise«), habe ich versucht, sie im Internet wiederzufinden.
Nix!
Gar nix!
Ich meine: im Internet! Da finden Sie selbst noch das Bild der Betriebsfeier ’92, als wir mit Kondommützchen über dem Kopf Polonaise getanzt haben. Aber unser Toto-Tipp? Ausradiert. Selbst das Internet, diese gigantische Erinnerungsmaschine, die noch in 100 Jahren diesen Text ausspucken wird, wenn jemand in das Suchmaschinenfeld die Wörter Depp und Bundesliga eingibt, selbst die wollte diesem beschämenden Offenbarungseid ein gnädiges und schnelles Ende bereiten.
Ich könnte jetzt sagen: Wir wussten ja nicht genau, für welches Jahr wir die Ergebnisse tippen sollten. Aber das wäre ein leicht durchschaubarer Rechtfertigungsversuch. Vielleicht sollte ich in Zukunft einfach ein bisschen öfter Nein sagen.
Aber jetzt muss ich aufhören, es ruft gerade jemand an, der mich als Jurymitglied einladen will. Für einen Gebetswettbewerb. Wirklich wahr, ich schwöre. So wahr mir Gott helfe.
Dieses Diptychon trägt den Titel: »Geile Luxusgarderoben von berühmten Bestsellerautoren«.
Suchbild: Welche Namen fehlen auf diesem Poster? Kleiner Hinweis: Sie waren zur Zeit der darauf beworbenen Buchmesse Nummer 1 der Bestsellerliste.
Fix und Foxi süßsauer oder:
Außer Sie sind Frank Schätzing
Von Volker Klüpfel
Buchmesse.
…
…
Das Wort muss man erst einmal so stehen, nachklingen lassen in die Stille bzw. das Grundrauschen unseres Alltags hinein. Denn nur so kann man ermessen, was der Begriff für einen Autor bedeutet. Buchmesse – das ist das Fegefeuer der Eitelkeiten für Schreiber und Verlage, der Kulminationspunkt des schriftstellerischen Schaffens – und hat doch gar nichts damit zu tun. Denn auf der Buchmesse ist eine entscheidende Gruppe im ganzen Literaturbetrieb nicht gegenwärtig, und wenn doch, dann nur geduldet: der Leser. Alle Fachbesucher wollen zur Messe an den publikumsfreien Tagen, denn, so raunt man sich auf den Gängen zu, bald kommen die Leser und dann, oh Gott, dann wird’s voll und eng und stickig, und wehe dem, der dann noch da ist. Ganz fürchterlich soll das werden, hat uns ein Autor mit rollenden Augen verraten, der sich mit seinem ziemlich erfolgreichen Debüt zum ersten Mal hier aufhielt. Ob er wohl auch so mit den Augen gerollt hat, wenn diese Leser sein Buch gekauft haben?
An den publikumsfreien Tagen findet man deswegen auf der Buchmesse auch wesentlich mehr Promis. Da kann es schon mal vorkommen, dass man plötzlich gemeinsam mit einem der größten Modeschöpfer der Welt auf der Toilette ist und feststellt (Entschuldigung für die Deutlichkeit, aber so war’s nun mal), dass Blähungen auch vor den oberen Zehntausend nicht haltmachen. Ich will natürlich keine Namen nennen, also nix für ungut, Herr Joop.
Oder man gerät aus Versehen in den Strudel, der verursacht wird, wenn Tokio Hotel oder Til Schweiger irgendwo auftauchen. Überhaupt: Was haben die eigentlich auf der Buchmesse zu suchen? Da feiert man doch das Erscheinen von Büchern, nicht die Tatsache, dass man endlich mal eins ohne Bilder gelesen hat …
Egal, weiter also zum berühmtesten Maschkerle (Begriffserklärung am Ende) der Republik, Günter Wallraff, der erstaunlicherweise ausgerechnet auf der Buchmesse in Zivil erschien, obwohl er da doch Gelegenheit gehabt hätte, als Manga komplett unterzutauchen und quasi von innen heraus die ganze Chose zu
Weitere Kostenlose Bücher