Zwei Esel Auf Sardinien
uomini «! zu enden. Ich versuche, ihr klarzumachen, dass ich das alles überhaupt nicht komisch finde und dass es Bruno nicht gutgeht und wir dringend endlich auf unsere Hochzeit müssten. Sie nickt und gibt mir zu verstehen, dass ich mir nicht ins Hemd machen soll, sie habe eine Lösung. Ich schaue entgeistert auf die zwei zu klein geratenen und äußerst schmächtigen Esel. Das kann doch nicht ihr Ernst sein! Noch nie in meinem Leben bin ich auf einem Esel geritten, und auch Bruno hat mir nie von einem Ausritt, weder auf einem Pferd noch auf sonstigem vierbeinigem Getier, erzählt. In seinem Zustand ist dies heute umso weniger möglich.
Ich sage: » No! «
Anna sagt: » Sì! «
Ich sage: » Ma come? «
» Vieni, Signora Udda! « Anna zieht mich mit den Eseln ins Gatter. Aus einem Schuppen holt sie einen nicht sehr vertrauenswürdigen Sattel und legt ihn auf den etwas größeren der beiden Esel. Ein Gurt wird um den Bauch gelegt und mit einer Schnalle festgezurrt. Dem Esel scheint das egal zu sein, denn er hat seinen Kopf tief in einen Eimer gesteckt, in dem sich Fressbares befindet. Anna meint, er wäre ein männlicher Muli und sie würde ihn mir empfehlen, der andere wäre weiblich und ein bisschen zickig. So jedenfalls hab ich es verstanden. Nach dem Kampf mit den Ziegen habe ich keine Kraft mehr, jetzt auch noch gegen Esel zu rebellieren. Ene mene mu, und der Esel, der bist du – in dem Fall ich.
Also gut, wenn das die einzige Möglichkeit ist, von hier wegzukommen, soll sie mir wenigstens sagen, wohin wir reiten müssen.
Ich zeige mit meinen Armen in alle Himmelsrichtungen.
»Wohin, Anna?« Sie deutet auf einen Hügel, beschreibt zwei Wellenbewegungen und eine Rechtskurve mit der Hand und sagt » Fratello di Claudio «.
Aha, wir müssen also da rauf und dann wohl wieder runter, dann noch mal rauf, und oben geht’s wohl dann rechts ins Dorf, wo der Bruder lebt. Na, hoffentlich ist das auch so einfach. Sie faselt, Bruno wüsste alles, es wäre so ausgemacht mit Claudio. Ich kapiere, wir sollen uns endlich vom Acker machen, sie hat wohl anderes zu tun, als uns weiter zu bewirten.
Mit Vergnügen, möchte ich ihr antworten, aber da gibt’s ein kleines Problem. Wie soll ich bitte diesen Mann in seinem Zustand auf einen Esel bekommen, und wie soll der Esel wissen, wo er hinsoll, wenn ihn keiner führt! Herrgott noch mal, ich wohne seit Jahrzehnten in der Stadt und nicht auf einem Bauernhof, ich kann das nicht!
Aber ich reiße mich zusammen und bitte Anna inständig, mir wenigstens zu helfen, Bruno einigermaßen fit zu machen.
Träum ich oder wach ich?
Bruno
Jutta schnarcht laut vor sich hin. Überall riecht es nach Stroh. Hoffentlich wecke ich sie nicht. Wenn ich nur an den ganzen Ärger und die Schwierigkeiten denke … In meinem Kopf dreht sich alles, ich lege mich auf einen Haufen Stroh. Es piekt. Unruhig werfe ich mich von einer Seite auf die andere, aber ich kann nicht einschlafen. Draußen knabbert eine Ziege an etwas herum, und ständig bimmelt ihr Glöckchen. Etwas kitzelt mich an der Stirn, vielleicht eine Spinne, die von ihrem Netz herunterbaumelt, oder doch eine Stechmücke? Mit der Hand ertaste ich ein Strohbündel. Ich schiebe es mir unter den Kopf, als eine Art Kissenersatz. Aber was ist das? Es zerbröselt und löst sich in seine Bestandteile auf … Verdammt, das ist ja Ziegenscheiße!
Davon wird wohl noch mehr herumliegen. Ich bewege mich daher sehr vorsichtig. Vielleicht habe ich jetzt endlich die richtige Position gefunden. Während ich es mir bequem machen will, stoße ich mit den Knien an eine dieser Schubkarren, die wahrscheinlich zum Stallausmisten benutzt werden. Sie scheint leer und vor allem sauber zu sein. Langsam krieche ich vorwärts, dann klettere ich hinein. Jutta schnarcht weiter vor sich hin. Gelenkig wie ein Schlangenmensch schlüpfe ich aus meiner Jacke und decke mich damit zu. Ich versuche zu schlafen, aber die Nachwehen meines Rausches machen mir zu schaffen. Mir ist übel, alles dreht sich, ich habe einen so verfluchten Durst, dass ich auf einen Rutsch zehn Schweppes hinunterkippen könnte. Inzwischen hat sich zu den kribbelnden Ameisen in meinem Bauch eine Schar Zwerge gesellt, die auf meine Schläfen einhämmern. Jetzt würde ich Jutta nicht für Milch und Esel eintauschen, sondern für die Erfüllung mindestens eines der folgenden Wünsche: a) in fünf Minuten ist es acht Uhr morgens, b) ein Aspirin oder c) eine Zeitmaschine, die mich zurück nach Rom
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