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Zwei Esel Auf Sardinien

Titel: Zwei Esel Auf Sardinien Kostenlos Bücher Online Lesen
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hineinklettern und zwanzig Runden drehen.« Das Karussell dreht sich und dreht sich. Mit meinen Händen taste ich den Rumpf des Bootes ab. Boote haben verschlossene Öffnungen, durch die man eingesickertes Wasser gegebenenfalls ablaufen lassen kann. Ich spüre eine kleine Kerbe, und siehe da, problemlos lassen sich Teile der Holzplanken entfernen. Ich schlüpfe durch, und meine Hände halten sich am Rand des Bootes fest. So drehe ich zwanzig Runden.
    Plötzlich kann ich mich nicht mehr halten und falle. Ich sehe die Schaukel unter mir. Meine Hände greifen nach ihr. Das zarte Glas knackt, als ich mich daraufsetze. Wieder ertönt das Glöckchen.
    »Gut gemacht, kleine Giuditta, nun deine dritte Aufgabe«, sagt das Gesicht. »Schlag mit der Schaukel zwanzig Purzelbäume.«
    Ich beginne kräftig nach vorne und zurück zu schaukeln, immer vorsichtig, damit der Glassteg unter mir nicht bricht, bis ich endlich zum Überschlag komme. Kaum hab ich mich einmal überschlagen, zieht mich ein Sog nach unten, dann katapultiert er mich nach oben, und ich schlage einen Purzelbaum nach dem anderen. Es geht so schnell, dass ich die Orientierung verliere und nicht mitzählen kann.
    »Warum schreist du denn so? Ich bin hundemüde und will schlafen!« Dann dreht sich die Stimme um, und das Bett wabert, als ob es ein Erdbeben erschüttert hat. Kurz darauf macht die Stimme »kkkkrrrrrzzzzzzt«.
    Noch einmal sage ich mein Versprechen auf und füge ein »liebe Giuditta« hinzu, bevor ich mich in die Löffelchenstellung rolle, um traumlos den Rest der Nacht weiterzuschlafen.

Die spanische Invasion
    Bruno
    Jutta ist schon schlafen gegangen. Die Stimmung bei Tisch war heiter und gelöst. Unnötig zu erwähnen, wie köstlich das Essen war. Höchstens am Dessert hätte ich etwas zu kritisieren: Tiramisu mit Granatapfelkernen!! Dafür habe mich beim Trinken zurückgehalten und nur ein Gläschen roten Myrtenlikör für die Verdauung angenommen. Nun würde ich mich auch nur zu gern ins Bett verabschieden, aber ich kann den Marchese nicht allein sitzen lassen, der anscheinend noch ein wenig unterhalten sein möchte. Wir ziehen nach nebenan in die Bibliothek, wo mir Don Geraldo seine wertvolle Sammlung alter Bücher und Handschriften zeigt. Vor allem interessiert er sich für Ahnenkunde, Heraldik und Heimatgeschichte. Er hat selbst zahlreiche Schriften veröffentlicht, gibt daneben Studien regionaler Autoren heraus und beschäftigt sich selbstverständlich auch mit der Geschichte seiner Familie, deren soeben fertiggestellten illustrierten Stammbaum er mir ganz stolz zeigt. Ich muss gestehen, dass im Familienzweig von Fernando Sanchez Rodriguez die schöneren Porträts zu finden sind, während es bei den zahlreichen Del Carmen d’Alagona Valdes im besten Fall vor Höcker- und Hakennasen nur so wimmelt. Und je weiter ich zurückgehe, desto häufiger stoße ich auf schiefe Münder, Segelohren und hervortretende Augen. Alles in allem ist das Schicksal sehr gütig zum Marchese gewesen, der außer Nachnamen und einem Leberfleck am Hals fast nichts von der mütterlichen Seite geerbt hat. Und in diesem Moment gewährt mir der Hausherr auch einen Einblick in seinen großen Sinn für Humor. Ich sehe, dass der Marchese neben jedem Namen auf dem Stammbaum einen Spitznamen notiert hat, damit er sich besser an ihn erinnert. Für die beiden wichtigsten Familienzweige, also die Fernando und die d’Alagona, greift er auf die Welt der Ducks und der Simpsons zurück. Der Urahn Joaquin Fernando heißt dort Onkel Dagobert (und eine seiner Großmütter, Almundina, Oma Duck, ihre drei Enkel Raimund, Ignacio und Dolores sind Tick, Trick und Track), dann stehen auf der anderen Seite der Familienlinie die Fürsten Isabella d’Alagona und Manuel Valdes oder besser gesagt Abraham und Mona (und weiter unten dann ihre Kinder Edmundo und Cristiano alias Herb und Homer). Doch abgesehen von Familienkunde und solchen Scherzen gibt mir der Marchese einen erhellenden Überblick über die spanische Invasion und den Aufstieg der aragonischen Königsdynastie in Sardinien. Alles begann, als der damalige Papst Bonifatius der Achte, der mit dem antikatholischen Verhalten der Sarden unzufrieden war, 1296 beschloss, Sardinien dem aufstrebenden Königshaus von Aragon als Lehen zu übergeben, einem Reich, das ein getreuer Diener der heiligen römischen Mutterkirche war. Der König von Aragon erhielt sofort den Titel eines Königs von Sardinien, aber es gingen erst sechsundzwanzig Jahre ins

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