Zwei Esel Auf Sardinien
Land, bis er diese Herrschaft ausüben konnte. Die günstige Gelegenheit ergab sich mit dem Ende des Bündnisses zwischen den Pisanern und dem Judikat von Arborea, das es damals beherrschte. Die Eroberung begann 1323. Die Aragoner besiegten die Pisaner mit Hilfe des Judikats von Arborea ein Jahr später. Das stets angespannte Bündnis zwischen den beiden Reichen zerbrach bald, und danach begann für beide Seiten eine lange Periode von Kriegen. Ihre Nachkommen bekämpften sich mit unterschiedlichem Erfolg (vielleicht waren darunter ja auch Gustav Gans, Donald Duck, Primus von Quack oder Bart Simpson …) bis 1478, als das Haus Aragon dort die alleinige Herrschaft übernahm. Und die dauerte bis 1714!
»Ich frage mich, wie viel Spanisches im Charakter und in der Kultur dieses Landes steckt?«
»Überhaupt nichts. Lieber Freund, ich bin hier auf Sardinien geboren. Das ist die Gegend, die mit der höchsten Zahl von über Hundertjährigen das wertvolle Geheimnis eines langen Lebens bewahrt. Wussten Sie das? Und doch kann ich Ihnen versichern, dass meine Vorfahren, wie die Römer, die Araber und die Byzantiner, mit dieser Zähigkeit nichts zu tun haben. Und genauso wenig mit dem Charakter der Sarden und ihrer Kultur. Sarden sind Sarden. Schon immer gewesen. Und all diese Eroberer haben diese grundsätzliche Unveränderlichkeit ermöglicht, die Sie in den Orten und bei den Menschen bemerkt haben. Das Geheimnis verbirgt sich nicht hinter den Knollennasen oder den hervorquellenden Augen, o nein … Das Geheimnis liegt in unseren ungebrochenen und stolzen Herzen. Es liegt darin begründet, dass sich das Volk dieses Landes, mein Volk, niemals fremden Einflüssen geöffnet hat. Deshalb wird dieses Land Paradisola genannt, weil man gleich bei der Ankunft das Gefühl hat, in einem ursprünglichen Land mit ganz authentischen Menschen gelandet zu sein. Und es spielt keine Rolle, warum das so ist. Sie sind zum Beispiel zur Hochzeit Ihres Vetters gekommen, und das Schicksal hat Ihnen ein paar unvorhergesehene Eindrücke schenken wollen, eine Extratour, eine Überraschung nach der anderen. Sie sollten sich darüber freuen. Ach, was sage ich! Unglaublich glücklich sollten Sie sich schätzen! Sie haben mehr erlebt, als Sie je gedacht hätten. Was glauben Sie denn, was Ihnen alles entgangen wäre, wenn es keine Demonstration am Flughafen gegeben hätte? Sie machen gerade eine wunderbare Erfahrung. Und das wissen Sie auch! Da haben Sie später etwas zu erzählen. Noch etwas Myrtenlikör?«
»Vielen Dank, vielleicht noch einen Schluck … Ich werde meinem Vetter auf ewig dankbar sein.«
»Darf ich Ihnen noch ein paar Zeilen vom großen Fabrizio De André vorlesen, ehe wir zu Bett gehen?«
»Mit größtem Vergnügen, diesen cantautore schätze ich ganz besonders …«
» Das Leben in Sardinien ist vielleicht das Beste, was ein Mensch sich wünschen kann: Vierundzwanzigtausend Kilometer Wald, Landschaft und Küste, die an ein wunderschönes Meer grenzen, das müsste doch das sein, was man Gott empfehlen kann, uns als Paradies zu schenken.
Auf dein Wohl, Bruno!«
»Auf deines, Geraldo!«
4. Tag – Sonntag
Aufbruch nach Gesturi
Jutta
Mein Rücken, mein Hals und mein Schulterbereich sind völlig verspannt, als ich aufwache. Was für ein idiotischer Traum! Während ich versuche, mich zu orientieren, und meine Augen langsam öffne, wird mir schwindelig. Auch ist mir leicht übel. Ich drehe mich auf die Seite, um langsam den Morgen in mir ankommen zu lassen. Sicherlich habe ich mich in der Nacht tausendmal herumgedreht und spüre deshalb die Verspannungen. Dieses Bett ist aber auch schrecklich für zwei Menschen. Es ist durchgelegen, und man kullert automatisch in der Mitte zusammen. Das mag ja manchmal ganz schön sein, aber nicht, wenn man einen erholsamen Tiefschlaf braucht. Das Nachthemd hat sich um meinen Leib gewickelt, und immerzu drückte mich eine Falte. Dazu diese blöden Spitzen, die entweder im Gesicht kitzeln oder sich zusammenwurschteln und aufs Schlüsselbein drücken. Mein Gott, ich bin wie gerädert, dabei hatte ich mich doch so auf ein richtiges Bett gefreut. Fast möchte ich sagen, dass der Nuraghe bequemer zum Schlafen war als diese von pikenden Sprungfedern unterlegte Lottermatratze. Plötzlich wird mir klar: ES IST DAS BETT DER ALTEN !!!!
Kein Wunder, dass ich einen Alptraum hatte! Wer weiß, vielleicht ist sie sogar darin gestorben!!!
Ich will nur noch raus aus diesem Bett, aus diesem Zimmer, aus diesem
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